Fontaines DC A Heros Death

Fontaines D. C. – A Hero’s Death – Review

Die irischen Post-Punker von FONTAINES D.C. melden sich mit ihrem zweiten Album “A Hero’s Death” zurück. Das Album könnte sich nicht mehr vom aufgekratzten Vorgänger unterscheiden, ist jedoch in jeder Sekunde als FONTAINES D.C. zu erkennen. Spoilerwarnung: Der Held stirbt heute noch nicht, stattdessen verdichten sich die Emotionen und die Band bewahrt sich selbst vor dem Kollaps. Zu schnell wurden sie zu hochgeschossen und einem wahren Konzertmarathon ausgesetzt. Erkenntnis, die weltweite Pandemie und die damit verbundene Zwangspause unterstützen jetzt den kräftigen Druck auf die Bremse.

FONTAINES D.C., 2020 Foto von Daniel Topete

Nach der Anspannung folgt die Entspannung

Der Albumtitel ist zweifach deutbar. Als Hinweis auf die Blitzkarriere und die überschwänglichen Reaktionen auf das Debüt “Dogrel” von FONTAINES D.C. und als Anspielung auf den irischen Dramatiker Brendan Behan, der in seinem Theaterstück “The Hostage” den Satz prägte, dass das Publikum am Ende sowieso nur auf den Tod des Helden wartet. Mit “A Hero’s Death” begehen FONTAINES D.C. keinen musikalischen Suizid, sie befinden sich im besten Sinne im angenehmen, freien Fall. Die Atmosphäre auf dem Album ist weniger explosiv, die Kompositionen können sich jederzeit auf Repetition und die dadurch entstehenden Freiräume verlassen.

Sänger Grian Chatten hat seine extravagante Betonung beibehalten, der Bass von Conor Deegan III steht weiterhin im Rampenlicht und wird stets flankiert von Gitarrenmelodien, in die man sich fallen oder von denen man sich wahlweise stützen lassen kann. “I don’t belong to anyone” ist die prägnante Zeile im stetig anschwellenden – aber die Eskalation strikt verweigernden – Opener “I Don’t Belong”. Da ist sie wieder, die den Alltag entkoppelnde Schwere, die die trägeren Lieder auf “Dogrel” schon so besonders machte und FONTAINES D.C. als wahre Post-Punk-Meister kennzeichnet.

Liebe ist die Hauptsache

Mit “Love Is The Main Thing” zeigen FONTAINES D.C. eine interessante Variante davon, wie man gemütlich Druck erzeugen kann. Drummer Tom Coll setzt die HörerInnen unter Strom mit seinem polyrhythmischen und massiv aktivierenden Beat. Der Bass drückt sich fest über diese Basis, in die die Drums lediglich Fetzen zum Atmen zu reißen scheinen. Der Gesang von Grian Chatten betet uns vehement, aber im schlaftrunkenen und leicht entrückt wirkenden Modus, ein Liebesgedicht vor. Es ist eine schonungsloses, das die intensivste Emotion der Welt mit all ihren Höhen und Tiefen skizziert. Was für ein Highlight!

Das mantrische “Televised Mind” und das immer wieder ausbrechende und angenehm sphärische “A Lucid Dream” erhöhen das Tempo etwas, so ganz stillsitzen müssen also weder FONTAINES D.C. noch die HörerInnen. Der Titeltrack wird durch mehrstimmigen Gesang verzuckert, der Kontrast aus den harten Drums und den unerbittlich disharmonisch schmetternden Gitarren ist schlichtweg grandios. Diesen Trick treiben FONTAINES D.C. beim Song “Sunny” auf die Spitze. Ein beruhigender Song mit schneeflockig leichtem Gesang, bei dem vor allem das Gefühl zwischen den Zeilen und das ausleitende “Where I was I can’t tell…” hängenbleiben. Mit dem abschließenden “No” begraben die Post-Punker mitnichten die Liebe, sie huldigen lediglich dem schier unerträglichen Schmerz, wenn die Liebe zerbricht. Stolz sein, auf die Fähigkeit zu fühlen, dass ist die motivierende Botschaft, mit der die Band diesen Verlust verknüpft.

Die Band trägt noch eine Schicht auf

FONTAINES D.C. klingen auf “A Hero’s Death” weniger hibbelig, aber trotzdem weiterhin stark melancholisch und angenehm bissig. “Is it too real for you?” war eine der prägnantesten Hook des Erstling der Iren, mit “A Hero’s Death” legt die Band an Tiefe und Realness nach. Ganz ohne Brüllen, weil Liebe krasser ist, als Hass und Wut. Beeindruckender zweiter Streich und eine kleine Genugtuung für alle, die der Band von Anfang an Großes zugetraut haben.

Dauer: 46:50
Label: Pias/Partisan Records
VÖ: 31.07.2020

Tracklist “A Hero’s Death” von FONTAINES D.C.
I Don’t Belong
Love Is The Main Thing
Televised Mind
A Lucid Dream
You Said
Oh Such A Spring
A Hero’s Death
Living In America
I Was Not Born
Sunny
No

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