Johan G. Winther – The Rupturing Sowle – Review
„The Rupturing Sowle“ von Multiinstrumentalist JOHAN G. WINTHER ist bestens geeignet, um dieses prächtige Pfingstwetter irgendwie zu genießen. Der Multiinstrumentalist begab sich zur Selbstfindung in eine abgelegene Hütte in den Wäldern Schwedens und ehrlich gesagt, wäre ich da jetzt auch gerne. Die Musik, die er während seiner Reise zu sich selbst in der Abgeschiedenheit aufgenommen hat, hat wenig mit der Isolation zu tun, wie wir sie in den letzten Monaten erlebt haben. Er hat, rein instrumental und auffallend facettenreich, zusammengefasst, was er fühlt und was ihn beschäftigt. In der Einsamkeit entwickeln manche Geräusche oder Gedanken ein Eigenleben, werden so intensiv, dass sie kaum zu ertragen sind und vermeintlich Kleines kann groß werden.
Das Schöne im Bösen und umgekehrt
42 Minuten dauert „The Rupturing Sowle“ und im Prinzip hat JOHAN G. WINTHER die Instrumentals zu Ende gedacht, die Black-Metal-Bands wie WALDGEFLÜSTER oder PANOPTICON immer wieder auf ihre Alben packen. Je nachdem, an welchem Punkt sich der Künstler befindet, fällt es mal leichter und mal schwerer, seine Schritte mitzugehen. Knirschende Scharniere, Feuerknistern und Vogelschreie tauchen genauso selbstverständlich auf wie Geige, Akustikgitarre, Synthies und Klavier. JOHAN G. WINTHER ist damit meilenweit entfernt von seiner Post-Rock-Band BARRENS, der Rockband SCRAPS OF TAPE und Lichtjahre entfernt von seiner Hardcore-Band BLESSINGS. Es sind keine direkten Songs, auch wenn alles auf „The Rupturing Sowle“ Hand und Fuß hat. Aber es wäre schwer, genau Abläufe zu schildern, da fast alles intuitiv wahrgenommen und bei allen anders verarbeitet wird.
Fast schmerzhafte Nähe
Ohne dass wir genau wissen, was seine Überlegungen und Erkenntnisse waren, kommen wir JOHAN G. WINTHER mit „The Rupturing Sowle“ wohl so nah, wie in keiner seiner anderen musikalischen Aktivitäten. Auffällig ist, dass er oft mit Gegensätzen spielt, Moderne und Altertümliches ineinanderlaufen lässt („The Drifting Boat/Drunk On Blood“) oder vermeintlich Schönes mit anscheinend Störendem kombiniert. Im Sinne der Zweiheitslehre wird man dazu angeregt, sich selbst mit Schwächen und Stärken auseinanderzusetzen und die Musik ist hilfreich dabei, um die Gedanken grundsätzlich vorurteilsfrei laufen zu lassen. Alleine die Tatsache, dass ein vom Kapitalismus geplagter Mensch in der Ödnis sein Heil über Musik sucht und dort auf eine parallel stattfinde Parallelgesellschaft im Sinne von Natur und Tieren trifft, ist spannend zu durchdenken und ein gleichzeitiger Beweis für den definitiven Zusammenhang der Welt und die Existenz von komplett verschiedenen Teilbereichen mit unterschiedlichen Rhythmen und Abhängigkeiten.
Dauer: 41:57
Label: Pelagic Records
VÖ: 26.03.2021
Tracklist „The Rupturing Sowle“ von JOHAN G. WINTER
Outward Bound
As Above So Below
The Chastening Star (Preludium)
The Drifting Boat/Drunk On Blood
Black Clouds
The Rupturing Sowle
Coiling Smoke
Blacken The World
Evighetstonen
Acquiescene
Whithen The World
Tills Vi Inte Räds Förfärliga Tankar Längre
No Horizon
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