Modick Leonard Cohen

Klaus Modick – Leonard Cohen – Review

Der Autor Klaus Modick übernimmt für die Kiwi-Musikbibliothek den Beitrag über den großartigen Musiker, Schriftsteller und Maler LEONARD COHEN. Er ist der erste, der nicht konkret über sich schreibt, sondern dafür die Figur Lukas erfindet und aus dessen Perspektive erzählt. Seine Huldigung ist dementsprechend dezent, fast schon unterschwellig und in seine üblichen, feinen Sprache verfasst. Der Name LEONARD COHEN kommt verhältnismäßig selten vor, schwingt aber intensiv im Subtext mit. Klaus Modick hat somit nicht konkret über seine Verbundenheit mit Cohen geschrieben, sondern das Gefühl aufgefangen und dessen Einfluss auf seine Art zu schreiben.

Unsichtbarer Begleiter

Wir lernen den Protagonisten Lukas kennen und durchleben mit ihm die magischen Nächte, in denen er im dunklen Zimmern den Klängen des Radios lauscht. Hilflos ausgeliefert, da er nicht selbst entscheiden kann, was er hört. Reich beschenkt, weil er gezwungen ist, Neues zu entdecken. Alles wird nebensächlich, sobald sich der Schleier der Musik über ihn legt und die Magie im nächtlichen Jugendzimmer ensteht. Auf diesem Wege erreicht ihn auch der Song “Suzanne” von LEONARD COHEN zum ersten Mal. Die Saat ist schnell gesät, aufgehen und erblühen kann sie erstmal nicht, da Lukas vergessen hat, sich den Namen des Interpreten zu merken.

Es dauert also noch einige (größtenteils unerfüllte) Liebesbeziehungen bis Lukas endlich erfährt, wessen Song ihn so beeindruckt und verzaubert hat. COHENs Musik steht für in seltsamerweise immer in Kombination mit Liebschaften unterschiedlicher Färbung. Wenn bei uns früher daheim – immer in voller Lautstärke – Platten von LEONARD COHEN gespielt wurden, hatte dies auch immer eine intensiv, melancholische aber auch enorm romantische Wirkung auf mich als Jugendliche.

Unausgesprochene Beeinflussung

Der Beitrag von Klaus Modick über LEONARD COHEN ist rund, aber trotzdem zu kurz geraten. Ausgehend von der späten Jugend über die ersten Studentenjahre, landen wir plötzlich bei dem Moment, in dem Lukas dann 2016 vom Tod LEONARD COHENs erfährt. Daraufhin werfen wir nochmal einen Blick ins Ende der Siebzigerjahre und begleiten Lukas auf eine Art mystische Selbstfindungsreihe in Griechenland. Außer einem Gedichtband von COHEN hat er eigentlich nichts vom ihm im Gepäck, unterm Arm aber seine Schreibmaschine. Aber an den Zeilen von Klaus Modick merkt man, dass dieser stark beeinflusst von dem Musiker und Poeten ist. Doch Lukas Coming-of-Age-Geschichte könnte auch ohne LEONARD COHEN als stillen Begleiter bestehen und das Gefühl zwischen den Zeilen und Noten COHENs, entdeckt man wohl nur, wenn man COHEN eben schon kennt.

Deshalb ist der Beitrag von Klaus Modick für viele eventuell zu subtil, mir persönlich gefällt diese Distanz durch den Perspektivenwechsel und die Tatsache, dass man – noch mehr als bei anderen Autoren – nicht weiß, was jetzt fiktional ist was real. Und genau das wäre sicher im Sinne von LEONARD COHEN gewesen: “Listen to the hummingbird, don’t listen to me.”

Seiten: 144
Verlag: KiWi-Taschenbuch
ISBN-10:  3462053809
ISBN-13:  978-3462053807
VÖ: 13.02.2020

Außerdem in der Kiwi-Musikbibliothek erschienen:
Dirk Gieselmann über PEARL JAM oder Du sollst keine gute Laune haben 
Anja Rützel über TAKE THAT
Paul Sexton – CHARLIE’S GOOD TONIGHT: Die autorisierte Biographie von Charlie Watts
Thees Uhlmann über DIE TOTEN HOSEN
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