Werner Lindemann Mike Oldfield im Schaukelstuhl

Werner Lindemann – Mike Oldfield im Schaukelstuhl, Notizen eines Vaters – Review

Das Buch „Mike Oldfield im Schaukelstuhl, Notizen eines Vaters“ von Werner Lindemann erschien bereits 1988 und handelt vom Zusammenleben des Autors mit seinem Sohn Timm in einem Bauernhof in Mecklenburg über einen Zeitraum von 9 Monaten. Der Sohn heißt eigentlich Till Lindemann, es handelt sich um den Sänger der weltbekannten Rockband RAMMSTEIN. Dessen drittes Gedichtband „100 Gedichte“, das ebenfalls gerade erschien, provozierte mit dem Gedicht „Wenn du schläfst“ heftige Reaktionen und Sexismusvorwürfe. Das Buchcover zu „Mike Oldfield im Schaukelstuhl, Notizen eines Vaters“ zeigt Till Lindemann selbst, wie er auf einem Bahngleis auf einem Stuhl sitzt. Es wurde für die aktuelle Ausgabe extra neu fotografiert.

Annäherung von zwei starken Charakteren

Die chronologischen Aufschriebe in „Mike Oldfield im Schaukelstuhl, Notizen eines Vaters“ über die gemeinsame Zeit mit seinem Sohn, werden immer wieder Rückblicken unterbrochen, um sich an seine eigene Jugend von Werner Lindemann im Zweiten Weltkrieg zu erinnern. Die Gegenüberstellungen sind interessant, die Unterschiede eklatant, die Freiheiten nicht vergleichbar. Durch die Zeit als Leistungschwimmer in der DDR, war Till lange auf sich gestellt und einem massiven Leistungsdruck unterlegen. Nun beginnt er eine Lehre als Stellmacher und lebt mit seinem Vater auf engstem Raum in der Einöde. Der Rest der Familie befindet sich in der Stadt und das Familie und die auf Distanz geführte Ehe seiner Eltern ist ungewöhnlich.

Details über Lindemann

Das Buch kann man aus zwei Perspektiven genießen. Entweder als reines Hadern zwischen Vater und Sohn, beide auf unterschiedliche Art sehr kreativ, sensibel und nachdenklich. Als Fan von Till Lindemann wird man (vermeintlich) viele interessante Details über ihn und seinen Charaktere erfahren. Man kann sich seine Art zu texten und sich künstlerisch extrovertiert auszuleben, besser herleiten. Sein Vater beschreibt ihn außerdem als tierlieb, willensstark, lebensfroh, kritisch und seinem Alter entsprechend an Party und Liebschaften interessiert. Nach einem holprigen und schwierigen Einstieg, nähern sich die beiden vorsichtig an. Sie finden Kompromisse, basierend auf Liebe und Respekt arrangieren sie sich immer besser. Dass der Vater kommerzielle Gründe für das Buch hatte, kann man komplett ausschließen, da es wie eingangs erwähnt, weit vor dem Durchbruch seines Sohnes erschien. Es ist eher der Versuch eines Vaters, ein Stück Vergangenheit festzuhalten und Reflektionshilfen zu schaffen.

Auf den Punkt formuliert

Werner Lindemann ist ein begnadeter Schreiben, ihm gelingt es in „Mike Oldfield im Schaukelstuhl, Notizen eines Vaters“ die Momente feinfühlig zu formulieren und auf den Punkt zu bringen. Die meisten Begebenheiten beschreibt er knapp und trotzdem liebevoll. Auf dem Klappendeckel wird ein Nachwort von Till Lindemann angekündigt. Eigentlich gibt es aber ein Interview, geführt von Helge Malchow. Lindemann äußert sich sachlich, distanziert und deutlich zu den Ereignissen und hat einiges – wie zu erwarten war – anders empfunden als sein Vater. „Mike Oldfield im Schaukelstuhl, Notizen eines Vaters“ liest sich leicht, übermannt einen sofort mit Traurigkeit und Wehmut gleichermaßen und macht nachdenklich. Nicht nur für Fans von Till Lindemann geeignet.

Seiten: 224
Verlag: KiWi-Taschenbuch
ISBN-10: 346205466X
ISBN-13: 978-3462054668
VÖ: 05.03.2020

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