ALBUMCOVER VERDERVER WELTUNTER

Verderver – Weltunter – Review

VERDERVER aus Cottbus veröffentlichen mit „Weltunter“ ihr erstes Album, lange haben sie daran gearbeitet und was gibt es jetzt zu hören und zu sehen? Auffällige Körperbemalung. Metal und Uffz Uffz, jeweils mit Hau-fest-drauf-und-renn-weg-Brachialität. Aufwendige Videos und irritierende Liveshows. Man läuft Gefahr, bei VERDERVER vor lauter Details die Genialität und die Bedeutung der einzelnen Segmente zu überhören. Neben dem kritischen und verachtenden Blick, auf das, was wir Welt nennen, konfrontiert die Band sich selbst und uns mit einer gerechten Portion Selbstekel. Abgesehen davon lassen sich VERDERVER nicht festlegen, fühlen sich sogar in Bezug auf ihre Musik zu großen Teilen fremd geleitet und als überwiegend ausführend.

Jeder sieht und hört, was er verdient

Nachdem die Band schon vor Längerem ein Video zum Song „Gebrauchswert“ und vor Kurzem eines zum Song „Artfremd“ veröffentlicht hat, war klar, dass VERDERVER außergewöhnlich sind. Dass nun „Weltunter“ aber in sich so geschlossen und aus einem Guss klingt, kam tatsächlich überraschend. Die Lyrics von „Weltunter“ überzeugen durch Einfachheit und die Möglichkeit der vielfachen Deutung. Vorgeblich unbedeutende Sätze werden für manche HörerInnen erst keinen oder wenig Sinn ergeben. Für andere, die schon Erfahrung mit Herabsetzung und tiefen Schmerz machen mussten (oder dürfen?!), rufen sie erschütternde und bewegende Erinnerungen hervor.

VERDERVER-Promo-2020
VERDERVER, 2020

Der Mensch und die Gier

VERDERVER geben Dir genau das in hundertfacher Potenz zurück, was in Dir ganz tief unten gärt und giftig brodelt. Sie dienen als Verstärker für jegliche emotionalen Abgründe, die jeder von uns in sich trägt. Mehr, immer mehr von allem und ganz besonders wichtig: immer mehr als die anderen! Es geht um den modernen Bürovorsteher, der den Lagerleiter von damals in seiner DNA ins Hier und Jetzt transfertiert hat. Um den Zweifel an sich selbst, den die Betroffenen mit nach Hause nehmen. Der Frust, der sie das halb gefüllte Glas als halb leer deuten lässt. Der Selbstekel und die Verbitterung, mit der sie am nächsten Morgen aufwachen. Beides bringt sie irgendwann um, bis dahin werden die Mitmenschen damit angesteckt. Und die Parade aus Stillstand und Versagen läuft immer schön weiter stramm zum Abgrund. Schön, oder?

Leben über alles?

Soviel zum Inhalt, auf „Weltunter“ wird niemand getäschelt. VERDERVER haben leider keinen Keks für Dich und skizzieren nur die schwarzen Bereiche. Den Weg zu den helleren Bereichen müsst ihr selbst finden, Garantie auf Erfolg gibt es aber keine. Musikalisch sind VERDERVER eindeutig als Metal einzuordnen, mit grober Grindcorekante und etwas Deathcore im Abgang. Nikita von DER WEG EINER FREIHEIT unterstützt die Musiker im abschließenden „Nadir“, der die erste Runde von VERDERVER erstmal zu Grabe trägt und auch das letzte bisschen Hoffnung im Keim ersticken lässt. Sänger Igrim durchläuft die komplette gutturale Bandbreite, sein Gekeife ist stets gut verständlich und trotzdem rasend angriffslustig. Irritierend und unheimlich hartnäckig, lässt er sich einfach nicht abschütteln und bleibt wie eine fiese Zecke direkt am Ohr der HörerInnen hängen.

Aber schließlich soll auch jeder verstehen, wie es um den Erdball steht. Die Synthiepassagen setzen dem Zynismus die gammelige Krone auf und animieren zum Tanzen. Aber schließlich wurde auf der Titanic auch bis zum bitteren Ende Musik gespielt.

Dauer: 37:00
Label: Sickpeopledie
VÖ: 10.01.2020

Tracklist “Weltunter” von VERDERVER
VAKUUM
GEBRAUCHSWERT
KARTEILEICHE
ARTFREMD
NICHTGESTALT
KAMMERFLIMMERN
APATHIE
WIDERSINN
BEFALL
NADIR FEAT.NIKITA KAMPRAD DER WEG EINER FREIHEIT

Artikel, die Dir gefallen könnten:
SANGUISUGABOGG – Homicidal Ecstasy 
Interview mit Glönn, Igrim und Vincent von VERDERVER zum Album „Weltunter“
NILE – Vile Nilotic
VERDERVER kündigen Album „Weltunter“ an
CARNIFEX – World War X
TARGET – Deep Water Flames
VITRIOL – To Bathe From The Throat Of Cowardice
Interview mit IMPLORE zum Album „Alienated Despair“
VILE CREATURE – Glory, Glory! Apathy Took Helm
THE HIRSCH EFFEKT – Kollaps
CALLEJON – Metropolis
Podcast Folge 09 – Fotograf und Videograf Vollvincent

VERDERVER bei Facebook

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert