Agnostic Front Get Loud Artwork

Agnostic Front – Get Loud! – Review

Ein Blick auf die Tracklist von “Get Loud!”, dem neuen Album der legendären Hardcoreband AGNOSTIC FRONT, lässt erst auf ein Coveralbum schließen. Dem ist aber nicht so, die New Yorker präsentieren uns tatsächlich ein brandneues Album mit frischen Songs und der Wut auf die (leider) gleiche Probleme. Wer auf den Gesang von Roger Miret nicht kann, wird auch mit Album Nummer zwölf nicht glücklich werden. Wer punkgetriebenen, melodischen Hardcore-Metal mit gutem Thrashanteil mag, darf blind zugreifen. Gewohnt kompromisslos widmen sich AGNOSTIC FRONT Themen wie der weltweit voranschreitenden, gesellschaftlichen Spaltung und der daraus resultierenden Apathie und Resignation. “Get Loud!” ist ein Weckruf an alle und die dringende Aufforderung dazu, sich als Teil des Ganzen zu verstehen und nicht nur auf Anweisungen und Lenkung von oben zu warten.

Agnostic-Front-Bandfoto-2019
Agnostic Front, 2019

Angst macht keinen Lärm!

AGNOSTIC FRONT müssen auf “Get Loud!” nicht weit ausholen, um auf den Punk zu kommen. Die meistens der 14 Songs eskalieren in weniger als zwei Minuten. Langweile stellt sich von daher definitiv nicht ein und unnötige Wiederholungen sucht man auch vergebens. Aufgenommen und gemischt wurde von Paul Miner in den Buzz Bomb Studios, die Produktion hätte für meinen Geschmack noch etwas mehr Bumms vertragen können. Allerdings gleichen AGNOSTIC FRONT das mit Vehemenz gut aus und die alten Herren lärmen ansteckend angespitzt. Es geht noch einen weiteren, kleinen Schritt zurück zu ihrer Hochzeit in den Achtzigern, inklusive dem von Sean Taggart gestalteten bunten Cover. Im Vergleich zum direkten Vorgänger klingt “Get Loud!” dennoch deutlich pointierter und schlägt somit noch heftiger ein.

Nicht nur “Pull The Trigger” und “Conquer and Divide” empfehlen sich als wütende Schunkler für den Pit (Go, Stigma!), während “Isolated” und “Spray Painted Walls” eher mit hymnischen Gangshouts punkten können. Wie immer ist jede Minute auf Livekonzerte und auf gemeinschaftliches Feiern angelegt, “Snitches Get Stitches” gönnt sich zu diesem Zweck einen schon fast ausufernden Thrashabschluss und „Devastated“ spielt nacheinander alle Joker eines gelungenen Hardcore-Songs aus.

Kein bisschen müde

So richtig durchgehend gibt es dann doch nicht auf die Zwölf und zumindest der Titeltrack drückt im Vergleich zu den anderen Songs eher gemächlich von hinten, aber nicht minder kraftvoll. In “I Remember” wendet sich Roger Miret, fast ein wenig wehmütig, direkt an seinen Kollegen Vinnie Stigma, mit dem er die Band Anfang der Achtzigerjahre gründete. Die RAMONES des Hardcores werfen also einen Blick nach hinten und es sei ihnen gegönnt, immerhin gibt es als Finale einen schönen Mitgrölpart. AGNOSTIC FRONT touren seit Jahrzehnten durch die ganze Welt, die Shows sind immer gut besucht und die Stimmung ist immer herausragend. Das liegt letztendlich daran, dass es die Band tatsächlich fest in der Szene verankert ist und die skandierten Werte ungebrochen verteidigt.

Der Verdacht mit dem Coveralbum scheint doch nicht so weit hergeholt, denn AGNOSTIC FRONT verneigen sich häufig mit kleinen Szenen bei anderen Bands. Dass Bands wie AGNOSTIC FRONT sich zumindest inhaltlich nicht groß weiterentwickeln müssen, liegt leider auch daran, dass sich an vielen Missverhältnissen in den letzten drei bis vier Jahrzehnten nicht viel getan hat. Mit “Get Loud!” gibt es zumindest ein Ventil für den angestauten Frust. Mich erinnert “Get Loud!” stark an “Undisputed Attitude”, ein Album für das SLAYER Punkrockklassiker in ihrem Stil gecovert haben.

Dauer: 30:15
Label: Nuclear Blast
VÖ: 08.11.2019

Tracklist “Get Loud!” von AGNOSTIC FRONT
Spray Painted Walls
Anti-Social
Get Loud!
Conquer and Divide
I Remember
Dead Silence
Af Stomp
Urban Decay
Snitches Get Stitches
Isolated
In My Blood
Attention
Pull the Trigger
Devastated

Alben, die Dir gefallen werden:
ROTTING OUT – Ronin
SPIRITWORLD – Pagan Rhythms
RAISED FIST – Anthems
KINGS NEVER DIE – Raise A Glass (EP)
RETURNED – I Once Cared (EP)
LIONHEART – Valley Of Death
DEEZ NUTS – You Got Me Fucked Up
STRAY FROM THE PATH – Internal Atomics
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CRO-MAGS – In The Beginning

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Politisch motivierten Hardcore mit deutlich mehr Groove, gibt es bei STRAY FROM THE PATH, die Review zum Album “Internal Atomics” findet ihr hier. Und hier findet ihr das neue Video der französischen Streetpunkband LION’S LAW, das auch richtig nach vorne geht.

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