
Dead Pioneers – PO$T AMERICAN – Review
Obwohl „PO$T AMERICAN“ von DEAD PIONEERS schon weniger als zwei Jahre nach der letzten Platte erscheint, hat sich einiges bei der Punkband verändert. Selbstverständlich steht die Herkunft von Sänger Gregg Deal als Native American weiterhin im Zentrum seiner Texte. Aber die Musik ist deutlich beweglicher geworden und provoziert weniger Schnellschüsse. DEAD PIONEERS nehmen sich dieses Mal ihre Zeit, liefern wenig Batziges und haben alle Kompositionen ausformuliert. Immer noch sehr rhythmusbasiert, steht dieses Mal weniger die Wut und (noch) mehr die Aufklärung und persönliche Erfahrungen im Mittelpunkt. An manchen Stellen wird es sogar angenehm sarkastisch, wie in „Mythical Cowboys“, und insgesamt deutlich weniger angriffslustig als auf dem Debütalbum.

Botschaft vs. Riffattacke
DEAD PIONEERS ist es auf „PO$T AMERICAN“ tatsächlich gelungen, ihre Songs mehr atmen zu lassen und sich die notwendige Eingängigkeit zuzutrauen. Dabei erinnern sie nicht selten an VIAGRA BOYS oder sogar SLEAFORD MODS. Denn auch Gregg Deal weiß seine Stimme genau einzusetzen, ist nicht nur ein guter Sänger, sondern auch ein akzentuierter Redner. Der Intellektualität seiner Texte steht häufig ein maximal effektives und somit auch bewusst simples Punkarrangement mit grob gerissenen Akkorden als Kontrast entgegen („Dead Pioneers“, „STFU“).
Bleibt zu hoffen, dass was hängenbleibt
Das sichert der Band die Fans, die einfach nur Bier trinken und zu Punk steil gehen wollen. Inwiefern sich diese mit der Botschaft auseinandersetzen, bleibt fraglich. Die allseits gelobten politischen Inspirationen („Bloodletting Carnival“) werden sicherlich bei vielen verpuffen; da soll sich die Szene mal nicht smarter darstellen, als sie tatsächlich ist. Geschickt umgedrehte Phrasendrescher wie in „White Wine“, in denen DEAD PIONEERS uns den sinnbildlich überstrapazierten Spiegel tatsächlich vorhalten, sollten allerdings auch die Dümmsten verstehen. Bemerkenswert ist auch das herausragende „Love Language (feat. Ren Aldridge)“, das mit seinem Backpfeifenriff der stark formulierten Kritik an patriarchalen Patrioten und dem grandiosen Part von Aldridge eine ganz neue Dynamik etabliert.
Die Länge schwächt den Funken
Das Debüt „s/t“ von DEAD PIONEERS riss mich im Winter 2023 so dermaßen vom Hocker, dass ich, sofort nachdem ich online darüber gestolpert war und somit noch ein gutes halbes Jahr vor allen relevanten Musikmagazinen, darüber eine begeisterte Review verfasst habe. Mit „PO$T AMERICAN“ wäre das wahrscheinlich ähnlich gelaufen, selbst wenn durch die blanke Länge der entscheidende Funken verloren geht. und man sich mehr stilistisch eigenwilliges wie den Einstieg von „Pit Song“ gewünscht hätte. Trotzdem ein bemerkenswertes und sehr starkes Album, das seine Präsentationsmöglichkeiten vielleicht etwas überstrapaziert. Fair enough und nachvollziehbar.
Dauer:
Label: Hassle Records / Cargo
VÖ: 11.04.2025
Tracklist „PO$T AMERICAN“ von DEAD PIONEERS
A.I.M
PO$T AMERICAN
My Spirit Animal Ate Your Spirit Animal
Pit Song
The Caucasity
Mythical Cowboys
Dead Pioneers
White Whine
Juicy Fruit (Ode to Chief Bromden)
STFU
Bloodletting Carnival
Love Language (feat. Ren Aldridge)
Fire and Ash
Working Class Warfare
Untitled Spoken Word No. 2
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