Lest die Review zu "World Domination" von BLOOD COMMAND bei krachfink.de

Blood Command – World Domination – Review

Ok, dass “World Domination” von BLOOD COMMAND dermaßen reinknallt, war echt nicht zu erwarten. Die norwegischen Death-Pop-Metal-Band mit Nikki Brumen (ex-PAGAN) am Mikro war schon immer sehr stark. Keine Frage. Aber der musikalische Transfer, der ihnen auf dieser Platte gelingt, sticht deutlich heraus. Während die meisten von uns sich noch über die neuen Scheiben von KVELERTAK und CLOWNS freuen, verbinden BLOOD COMMAND nicht nur das Beste aus beiden Welten, sondern brauen sogar noch ureigene Varianten, an die bisher gar nicht zu denken war.

Wie viele Bands gibt das Quintett von jeher als musikalische Präferenzen ein breites Spektrum an, auf “World Domination” lassen sie tatsächlich alles chaotisch geordnet ineinanderlaufen, die pralle Farbenpracht auf dem Artwork kommt also nicht von ungefähr und spiegelt sich in der Musik wider. Letztendlich subsumieren sie damit im übertragenen Sinne auch die wahre Formel für die Weltmacht, wobei wir uns auch gerne einfach auf Frieden als Ziel einigen können.

Pedantisches Chaos für die Ohren

Alleine die Anzahl der Songs auf “World Domination” von BLOOD COMMAND zeigt: Die Vielfalt macht’s und es gibt einiges zu erstöbern. Auch abseits von metallischen Pfaden, vorrangig Thrash Metal und Black Metal mit Hardcore im Wechsel, bringt die Band moderne Ausdrücke von Abwegen mit ein. Das bezieht sich manchmal auch schlicht nur auf den Rhythmus (“Stay Awake”), aber auch gerne mal auf ganze andere Genre-Beete (“Welcome To The Next Level Above Human”, “Burn Again”, “Decades”). Obendrauf kommen noch die vielen Feinheiten, die sich von Durchlauf zu Durchlauf entdecken lassen.

Wenn Nikki von “rolling the dice” singt, dann rollt sie auch das R, die Taktwechsel und Übergänge lassen uns bewusst nicht aus den Fängen und wirken optimal abgewogen. Jeder Schlag sitzt, jedes Riff glänzt nur so oft, wie es bestehen kann, nichts wird überreizt. Kann man pedantisch finden, aber diese akribischen Details machen “World Domination” unschlagbar und so eine Übernahme, selbst wenn sie nur musikalisch ist, muss natürlich auch gut geplant und umgesetzt werden.

Musikalische Vielfalt, locker aus den Fingern gezockt

Trotz aller hörbaren Überlegungen klingt “World Domination” von BLOOD COMMAND nicht krampfig oder gar formelhaft. Im Gegenteil, die Band scheint sich das mühelos aus den Fingern zu zocken, der Wahnsinn sitzt offensichtlich tief in Fleisch und Blut. Die Blastbeatattacken von “The Plague Of Both Your Houses” eskalieren im Umfeld von Thrash, Nikki kontert mit hingepoltertem Pop-Appeal, der sich mit der Härte in keiner Sekunde unangenehm beißt. WTF? BLOOD COMMAND spannen in manchen Momenten die Gurte so straff, dass man befürchtet, sie würden gleich platzen und der Band somit die Komposition entgleiten. Aber weit gefehlt, der Rausch geht gnadenlos weiter und kann bedenkenlos durchlebt werden.

Dominant und einfühlsam im Wechsel

Lediglich am Ende der angestrebten “World Domination” von BLOOD COMMAND werden sich die Geister scheiden. Denn nach einem fulminanten und hitzigen Durchmarsch, fadet die Platte ruhig aus. Wer der Attacke bis hierhin standhalten konnte, wird erst mit der Akustikballade “Losing Faith” und dem sich sphärisch auflösenden, von DEPECHE MODE inspirierten “Tetragram” in Milchschaum eingeschlagen und dann behutsam ins Ende geführt. Mitnichten ein Zufall, ebenso wenig wie die Songtitel und die darin behandelten Themen. BLOOD COMMAND brechen die Inhalte von Songs wie “Hate Us Cause They Ain’t Us” oder “Blue North” auf das absolut Nötigste herunter und erreichen genau damit die maximale Wirkung. Ein Blick auf die Lyrics lohnt sich also ebenfalls.

Das kam überraschend

Und wird hier mit “World Domination” von BLOOD COMMAND kurz vor Jahresschluss noch eine Platte als dringende Empfehlung für die Bestenliste 2023 nachgeschoben. Keine Ahnung, wo die Band DAS plötzlich hergeholt hat, aber diese Platte sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen und stattdessen voll aufdrehen. So manches bis hierhin gelobtes Highlight erscheint dagegen echt blass. Den Auftakt zum dreiteiligen krachfink.de Jahresrückblick findet ihr hier und die Band könnt ihr unter anderem über deren Bandcamp-Seite unterstützen.

Dauer: 36:42
Label: Hassle Records
VÖ: 29.09.2023

Tracklist “World Domination” von BLOOD COMMAND
The Band With Three Stripes
Heaven’s Hate
Valley Of Hinnom
Forever Soldiers Of Esther
Stay Awake
Bare Witness
The Plague On Both Your Houses
…In The Shadow Of Deaf
Welcome To The Next Level Above Human
It’s Not Us, Its Them
Hate Us Cause They Ain’t Us
Keep My Seat Warm
Burn Again
Decades
Reap What You Sow
Blue North
Holy Unblack
World Domination
Losing Faith
Tetragram

Artikel, die Dir gefallen könnten:
BOKASSA – All Out Of Dreams
BLOOD COMMAND – Praise Armageddonism
THE GOOD THE BAD AND THE ZUGLY – Algorithm & Blues
BIPOLAR FEMININ – Ein fragiles System
AXIDS – Kids With An Axe
KVELERTAK veröffentlichen Videospiel, inspiriert vom Album “Splid”
Interview mit Eirik von THE GOOD THE BAD AND THE ZUGLY zum Album “Algorithm & Blues”
CLOWNS – Nature / Nuture
LAGWAGON – Railer
DEADYARD – Armageddon It!
SPERMBIRDS – Go To Hell Then Turn Left
STATUES ON FIRE – Living In Darkness
HANK VON HELL – Dead
Interview mit Magnus und Johan von STATUES zum Album “Holocene”
Interview mit Erlend Hjelvik von HJELVIK zum Album “Welcome To Hel”
Lüt veröffentlichen Videos zu “Mersmak” und “Viepå”
LÜT – Mersmak
Interview mit Mads und Markus von LÜT zum Album “Mersmak”
THE BOATSMEN – Versus The Boatsmen
Neues Video von LÜT und Tour mit Hank von Hell

BLOOD COMMAND bei Instagram

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert