Green Day – Father Of All… – Review
GREEN DAY legen mit „Father Of All…“ ein sehr kurzes und vor allem ein sehr weit von ihrem üblichen Sound abweichendes Album vor. Das Schicksal hat Humor, in dem altbackenen Spruch „alte Liebe rostet nicht“ steckt wohl mehr Wahrheit als vermutet. Denn gerade mit diesem Rock’n’rolligen Sound, den Elvis-Attacken und den launigen Handclaps rennen die drei Kerls, die mich mit „Dookie“ zum Punk gebracht haben und mir mit den letzten Alben aber richtig stark auf die Nerven gingen, längst verschlossene Türen bei mir ein. Während mir die Band in den letzten Jahren eher krampfig erschien, versprüht „Father Of All…“ eine angenehme Leichtigkeit und den Spaß, der Rock’n’Roll ausmacht.
Einfach kann auch schwer sein
Man kann nicht behaupten, dass „Father Of All…“, die drei Punkte stehen übrigens für motherfuckers, absolut punkbefreit wären. Er springt die HörerInnen aber nicht so an und versteckt sich in der Attitüde. Wahrscheinlich haben GREEN DAY damit genau das Album gemacht, das sich BEACH SLANG vorgenommen haben. Billie Joe Armstrong, Mike Dirnt und Tré Cool haben richtig Dampf unterm Kessel und entgegen der eher negativen Resonanzen im Internet, ist „Father Of All…“ abwechslungsreich, fein abgeschliffen und endlich mal von diesem unnötigen, kommerziellen Ballast befreit. GREEN DAY kommen auch 2020 nicht ohne Botschaften aus („Junkies On A High“), aber es ist schön sie auch mal wieder musikalisch in guter Form zu hören. Wer der Band jetzt genau diese Simplizität im Riffing vorwirft, hat wohl in den letzten Jahren nicht zugehört. Dass GREEN DAY politisch wirksam für die Massen schreiben können, haben sie bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Das hier ist ein anderer Schnack, es geht um das Ausloten des Rocks als Übertreibung („Oh Yeah!“).
GREEN DAY ändern die Strategie
So erwischt mich „Father Of All…“ vollkommen überraschend auf dem richtigen Fuß und erinnert außerdem daran, dass THE FRATELLIS auch schon lange nichts mehr gerissen haben, aber BILLY TALENT auch schon mit den Hufen scharen. GREEN DAY befreien sich erfolgreich von den Pop-Fesseln, die ihnen in den letzten Jahren immer enger gezogen wurden. Der gewählte Weg ist clever, statt den Punk noch rotziger zu machen, haben die Amerikaner die Flucht nach vorne gewagt, gleich das Genre gesprengt und sich eher dem Rock an und für sich verpflichtet.
Dauer: 26:16
Label: WMG
VÖ: 07.02.2020
Tracklist „Father Of All…“ von GREEN DAY
Father of All…
Fire, Ready, Aim
Oh Yeah!
Meet Me on the Roof
I Was a Teenage Teenager
Stab You in the Heart
Sugar Youth
Junkies on a High
Take the Money and Crawl
Graffitia
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