Scherben – s/t – Review
SCHERBEN aus Krefeld spielen rüpeligen Punkrock, stark verzerrt und meistens direkt nach vorne und entsprechend flott. Wütend gerockte Powerchords, gehetzter Gesang und Schlagzeugtakte, die sich beinahe selbst überholen. Also nix für die nächste Sonntagsmatinee. Der erste Song „Schützengraben“ wird von den energischen Drums in die Mitte geprügelt und SCHERBEN geben umgehend richtig Gas, überschlagen sich beinahe selbst. Der Sänger skandiert angenehm unmelodisch und beendet seine Sätze immer offen, so als ob er alle und gleichzeitig niemanden anspricht.
Alles liegt in SCHERBEN und das ist auch gut so
Die Band widmet sich nicht direkt den ganz großen Fragen, sucht ihre Ansätze eher in der Alltagsscheiße. Der Anonymisierung des Einzelnen in Städten, Verachtung des Spießertums, Sozialneid nach unten, absurdem Länderstolz und alternden Szenepolizisten aus Früher-war-alles-besser-Hausen. Auch wenn SCHERBEN auf jeden Fall dem Punk zuzuordnen sind, integrieren sie häufig Thrash-Metal-Elemente, was „s/t“ den nötigen Pfiff gibt und womit sich die Band vom 4-Akkorde-Punk deutlich distanzieren kann. Natürlich drückt die Band nicht nonstop und gnadenlos auf die Tube und nimmt sich stattdessen Zeit für auflockernde Stop-and-Go-Spielchen oder ein aufbauendes Intro („Alter Punk“). So lässt sich das kurze Album nicht nur gut in Dauerschleife packen, es lässt sich auch immer wieder etwas Neues entdecken. Für Fans von direktem Punk mit deutschen Texten und klarer Sprache sind SCHERBEN auf jeden Fall eine Empfehlung.
Passt am besten zum …
Abreagieren, nach einem schlechten Tag.
Dauer: 18 Minuten
Label: Eigenproduktion
VÖ: 08.10.2018
Tracklist zu „s/t“ von SCHERBEN
Schützengraben
Dreiraumwohnung
Kleingeld
Selbstoptimierung
Alter Punk
Deutschland am Samstag
Staublunge
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