Stockdale- Screensaver – Review
Hip Hop und Pop, bei dieser Kombination erwartet man nicht zwangsläufig so eine geschmeidige Dröhnung, wie sie uns die Berliner STOCKDALE uns über ihr Album „Screensaver“ dann tatsächlich servieren. Alles an dieser Platte ist vordergründig beruhigend, frei von Stress oder aufmerksamkeitsheischenden Bassbomben oder bolligen Szenevokabular. Was nicht bedeuten soll, dass die gute halbe Stunde geschmacksneutral vor sich dahinplätschert, im Gegenteil.
Den Zeitgeist von hinten sehen
Auf angenehme Art und Weise sind STOCKDALE mit „Screensaver“ also fernab des Zeitgeistes. Seit 2018 finden sie Schritt für Schritt zu ihrem eigenen Sound, der sich seinen Hip Hop mit Hang zu den Neunzigerjahren mit einem fragilen Gesang und Melodien würzt, die eher dem Indie zugeschrieben werden.
Die häufig zum Einsatz kommenden loopenden Gitarren („Crows“) könnten Grundlage für große Shoegaze oder Post-Punk-Songs sein. Über allem liegt ein herrlich schützender Nebel, der bitter und süß zugleich schmeckt. In anderen Momenten orientieren sich STOCKDALE dann aber auch an ultraktuellen Produktionskniffen („Mercury“), sind nicht nur im Hier und Jetzt, sondern äußerst visionär.
Wanna dance?
Schon der erste richtige Song „Paper Thin“ schubst uns in eine angenehm fesselnde Stimmung. STOCKDALE orientieren sich an großartigen Klassikern wie „Set Adrift on Memory Bliss“ von PM DAWN. Und trotz ihrer vermeintlich harmlosen Fluffigkeit, sind sie auffällig präsent. Die Hooks drängen sich nicht auf, klopfen den Zuhörenden eher freundlich von der Seite auf die Schulter. Die Texte sind allerdings von Zweifeln, Kummer und Melancholie in Beziehungen jeglicher Art geprägt. STOCKDALE haben ein feines Gespür dafür, wer welchen Gesangspart übernimmt. Besonders gut gefallen die schon eher an DÄLEK erinnernden, richtig dunklen Samples („Sittin Pretty“, „Sunbeam“), hier werden STOCKDALE auch gerne mal expliziter.
Rüpeleien auf Creme
Aber eben immer so cremig vorgetragen, dass man Worte wie „fuckrace“ beinahe überhört. Dass „Screensavers“ mit „Santa Fe“ endet, ist ein smarter Schachzug. STOCKDALE verabschieden sich mit einer Verbeugung, wie am Ende eines Theaterstückes. Alle Stärken betreten nochmals die Bühne, bringen sich in Erinnerung und fassen die Vielfalt zusammen. Wer weiß, eventuell gibt es sogar noch einen hidden track? Gutes Album, das sicherlich oft den Weg in die Anlage findet.
Dauer: 31:24
Label: Haldern Pop Recordings
VÖ: 23.09.2022
Tracklist „Screensaver“ von STOCKDALE
Mirror
Paper Thin
Devin U Know
Sittin Pretty
Throne
Crows
Skyscrapers Inerlude
Mercury
Afterimage
Sunbeam
Santa Fe
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