Mädness – OG – Review
Der hessische Rapper MÄDNESS macht sich wieder ohne seinen Bruder DÖLL auf und veröffentlicht sein Album “OG” über sein eigenes Label. Der Gude beschäftigt sich in erster Linie mit dem Blick nach hinten. Was habe ich falsch gemacht, welche Abzweigung hätte ich besser nicht genommen? Was ist aus den alten Weggefährten geworden, was hat mir damals etwas bedeutet? Das sind wohl Fragen, die man sich Anfang 20 noch nicht stellt, weshalb sich “OG” wohl eher an eine andere Generation richtet.
Kein hektisch hingehackter Beat, aufgeschlagen mit vulgärer Sprache, mäßige Geschwindigkeit und keine Bassbomben. Dafür aber viel Persönliches von MÄDNESS direkt und somit verdammt viel Identifizierungspotential und Tiefgang. Von jeher liefert MÄDNESS (bürgerlicher Name Marco Döll) Rap mit Old-school-Vibe ab, relative chillige Beats und unflätige aber sehr direkte Ausdrucksweise.
De Gude is back. A ja, was geht?
MÄDNESS kommt nur mit einem Featurepartner aus, der heißt MARTERIA und würde man es nicht wissen, würde man es am Beat und der Stimmung sofort erkennen. “Kein Ort (feat. MARTERIA)” beschäftigt sich nicht mit fanatischer Heimatliebe. Es geht eher um das Gefühl, das man als winziger Steppke hatte. Egal wie grau und wie scheiße das Umfeld war, es fühlte sich doch nach zu Hause und vertraut an. Ganz gleich wie viel tollen Shit man zwischenzeitlich erlebt hat oder wie erfolgreich man dem Kleinstadtmief entkommen zu sein scheint. Sobald man wieder um den Block oder durch die alten Gassen schlendert, kommen die Erinnerungen und intensive Emotionen hoch. Seine typisch hessische gute Laune zelebriert MÄDNESS im Opener “Mässisch” und im locker schwoofenden “Was soll ich Dir schon erzählen”. ‚Mach ma locker, Digga‘ steht auf seiner Fahne, die er lässig aus der Hüfte hin und herschwenkt.
Höhen und Tiefen
Im abschließenden “Ich mach’s nochmal neu” gibt es allerdings wenig zu lachen. MÄDNESS reflektiert und gibt offen zu, welche Fehler er gemacht hat. Allerdings stellt er auch klar, dass man immer wieder von vorne anfangen kann. Er schafft es auch, das “Team Allein” im entsprechenden Song so attraktiv darzustellen, dass man richtig froh ist, ganz sicher auch in diesem Team zu sein. Nicht nur in diesem Lied serviert MÄDNESS einen nachdrücklichen Ohrwurm, fast jeder Song hat mindestens einen fetten Widerhaken. Die Beats auf “OG” stammen von Nico von K.I.Z. und Suff Daddy, dementsprechend heiß brodelt das Album auch.
Keiner fickt mit “Team Allein”
Hört man “OG” aufmerksam, bekommt man den Eindruck, dass er schon viele schlechte Erfahrungen im Business gemacht hat. Nicht jedem geht es offensichtlich in erster Linie um das Musikmachen an sich. MÄDNESS bedankt sich in “So wie sie” bei allen, die seine Werte und Begeisterung teilen und zeigt den Mittelfinger “alle, die nach unten spucken und alle, die nach oben lutschen”. Der Kontrast zwischen zurückgelehnter Instrumentierung und vollkommen unaufgeregter Schelte, gefällt mir besonders gut. Wenn man irgendwo so reden kann, wie einem der Schnabel gewachsen ist, dann ja wohl bitte im Rap. MÄDNESS ist einer von denen, die es auch tun und trotzdem keine Schwätzer sind. Und hessisch ist wirklich nicht sonderlich attraktiv. Eher so mässisch…
Für alle, die noch mehr von MÄDNESS hören wollen, empfehle ich den kurzweiligen Podcast “A ja, was geht?” von ihm und DÖLL. “OG” von MÄDNESS entspricht genau dem, was ich mir unter Rap vorstelle. Feddisch!
Dauer: 37:15
Label: Mädness (Groove Attack)
VÖ: 23.08.2019
Tracklist “OG” von MÄDNESS
Mässisch
Team Allein
Endlich neue Freunde
Anderer Mensch
Kein Ort (feat. Marteria)
Arbeit Urlaub
OG
Was soll ich Dir schon erzählen
So wie sie
Ich mach’s nochmal neu
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