The Muslims – Fuck These Fuckin‘ Fascists – Review
Das amerikanische Punkrocktrio THE MUSLIMS – bestehend aus Sheikh QADR (Gesang/Gitarre), Ba7Ba7 (Schlagzeug) und Abu Shea (Bass) – drückt sich mit dem Albumtitel „Fuck These Fuckin‘ Fascists“ unmissverständlich aus. Ursprünglich brachte sie die Wut über die Wahl von Donald Trump zusammen.
Seitdem machen sie Punk, der locker aus der Hüfte kommt und dem es weder an Spaß, noch an echten Botschaften fehlt. Mittlerweile ist der Kobold abgewählt, aber genauso wie vorher nicht alles top war im Land der unendlichen Möglichkeiten, ist auch danach nicht alles schlagartig super. Eine queere Band, die ausschließlich aus People of Color besteht, weiß davon einige, laute Lieder zu singen.
I don’t give a fuck
Das ist, wie eingangs erwähnt, manchmal spaßig, auf den zweiten Blick aber immer bitterernst, denn „Fuck These Fuckin‘ Fascists“ ist aus einer Realität entstanden, die den meisten von uns komplett fern ist. THE MUSLIMS gehen auch auf brandaktuelle gesellschaftliche Schieflagen ein („Coronavirus“) und deuten mit „Unity“ an, dass es nett wäre, wenn man die Rechnung dieses Mal nicht wieder ohne die Beteiligten macht. Fetzen der sicher gut gemeinten Rede von Joe Biden schmücken das Intro eines Songs. Aber wenn die Tatsache, dass „die Demokratie sich durchgesetzt hat“ damit einhergeht, dass alle Betroffenen jetzt verdammt nochmal (mindestens) die letzten vier Jahre herunterschlucken sollen, damit alles wieder geschmeidig und vereint weiterläuft, dann sind wir keinen Schritt weiter, als vorher.
Bands wie THE MUSLIMS sind verdammt wichtig für unsere Szene und für den allgemeinen gesellschaftlichen Diskurs. Ich bin es so satt, von deutschen Wohlstandsboys und Hockeygirls mit, 3,2 Abi-Durchschnitt in sprachlich funky formulierten Memes eine Lektion in Satire zum Thema Abfuck der Welt zu bekommen. Mich interessiert viel mehr, was die sagen, die es direkt betrifft. THE MUSLIMS benennen mit ihrer Erweiterung im Titelsong „Fuck these fuckin‘ fascists, fuck their family and friends… they can fuck up ‚til their death“ ist übrigens diese notwendige „harte Kante“, von der alle, gerade jetzt im Wahlkampf, immer gerne reden.
Life is hard, bless your heart
THE MUSLIMS sind nicht nur gute Musiker*innen, die die Grenzen des Punks ausweiten und sich gleichzeitig auf das Wesentliche beschränken, sie nutzen auch den Angriff als beste Verteidigung. Man merkt eigentlich nur an den leicht hysterischen Vocals von „Hands Up, Don’t Shot“, dass das hier eine bittere Erfahrung ist, die zwar spaßig vorgetragen wird, aber tief verinnerlicht wurde. Polizeikontrolle, just because. „Illegals“ tendiert sich musikalisch an „I Fought The Law“ und befasst sich genau damit. Am Ende gewinnt das System eben doch, wenn man die vermeintlich falsche Hautfarbe hat, sind die Karten noch schlechter.
THE MUSLIMS drücken nicht auf die Tränendrüse, im Gegenteil. Mit dem abschließenden „John McCain’s Ghost Sneaks Into The White House And Tea Bags The President“ mobilisieren sie alle Stärken und spielen sie in einem Trumpf aus, Hit!
Im Vordergrund steht immer die Eingängigkeit der Songs, der wahre Kern der Geschichte sickert häufig erst später durch. Dass die Drei starke und äußert versierte Musiker*innen sind, merkt man am ständigen, fast unbemerkbaren, Genrewechsel. Hier mal etwas Soul und Gospel, hier eine Prise Pop mit Dreck im Abgang und dort etwas Sixties-Rock. Deshalb ist das Album „Fuck This Fuckin‘ Fascist“ in erster Linie unterhaltsam und im Hinblick auf Dynamik und produktive Hibbeligkeit ansteckend. Denken und Spaß schließen sich von jeher nicht aus.
Dauer: 21:50
Label: Epitaph / Indigo
VÖ: 24.09. digital | 05.11. physisch
Tracklist “Fuck These Fuckin Fascists” von THE MUSLIMS
Hands Up, Don’t Shoot
Crotch Pop A Cop
Unity
Illegals
Kill Your Masters
Fuck These Fuckin Fascists
IDGAF
Coronavirus
GCDC
Froot of The Loom
Live Laugh Lead
John McCain’s Ghost Sneaks Into The White House And Tea Bags The President
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