Superbloom – Pollen – Review
Gleich vorweg ist es sicher schlau zu schreiben, dass es bei “Pollen” von SUPERBLOOM an allen Ecken und Enden laut NIRVANA ruft. Wer da jetzt Bock drauf hat, darf sich auf die Platte stürzen, wer das lame findet, braucht am besten gar nicht weiterzulesen. Selbstredend hat das Grunge-Quartett aus New York auch eigene Facetten, die es einbringen kann, aber nicht selten überschreiten ihre Songs die Grenze zur Verbeugung und klauen sich eindeutig Passagen vom legendären Trio aus Seattle. “Hey Old Man” setzt sich unverkennbar aus den Splittern von “Heart Shaped Box” zusammen, einfach einmal in einen Becher geworfen und neu ausgewürfelt. Das ist faszinierend, dreist, aber unterm Strich auch schlichtweg effektiv. Und leise hört man Kurt Cobain im Hinterkopf rufen: “Hey! Wait! I got a new complaint!…”
Save me from myself
Spätestens bei “Leash” ist man aber mitten drin, im nostalgischen Wirbel, der die Hörer*innen immer weiter zurück in die Neunzigerjahre trägt. “I don’t care at all…”, ob das jetzt zeitgemäß, nachgemacht oder irgendwie bisschen cheesy ist. SUPERBLOOM sind sich mit Sicherheit sehr bewusst darüber, dass das sie hier keine neuen Löcher in die Jeans reißen und die Karohemden schon anderen ganz gut gestanden haben. Die Band selbst tituliert ihr Debütalbum auch als Liebesbrief an eben diese deutlich zu hörenden Adressaten. Man spürt die aufrichtige Leidenschaft, die wiederum verschafft “Pollen” eine Frische und die Musik hinterlässt deshalb nicht den faden Beigeschmack, dass wir uns einfach nur einmal kollektiv nach hinten umdrehen.
Whatever statt Nevermind
SUPERBLOOM preschen nicht nur nach vorne, sie haben auch eine introvertierte Songs auf “Pollen” gepackt. Auch die stemmen sie vorbildlich, wenn bei “Muzzle” die Saiten der Akustikgitarre herrlich schnarren und bisschen quietschen, fällt wieder auf, wie wenig man doch manchmal für einen guten Song braucht. Da sich die Band aber in direkten Vergleich mit den ganz Großen stellt, muss man feststellen, dass ihnen bei genauer Betrachtung die Brüchigkeit fehlt, die eben Kurt, Eddie und Chris damals (unter anderem) so groß gemacht haben. Nicht zu unterschlagen ist auch die Shoegaze-Nuance, mit der SUPERBLOOM ihre musikalische Huldigung ausschmücken. Nicht selten hängen sie mit dem Kopf total in den Wolken und scheinen sich fast aus ihren eigenen Songs herauszubewegen, um ihn von weiter weg zu betrachten. Das ist ungewöhnlich und wahrscheinlich ihre größte, kreative Eigenleistung. Letztendlich wird Produzent Will Yip auch seinen Anteil daran haben, dass die Band so klingt wie sie klingt.
Das fetzt
Mit “Huch ist uns nicht aufgefallen”, kann sich hier wirklich niemand herausreden. Bei einem Hit wie “Spill”, die in seiner Struktur so leicht zu durchschauen ist, dass man ihn auf Anhieb mit Luftgitarre mit begleiten kann, ist mir persönlich aber vollkommen egal, ob das jetzt neu oder innovativ ist. Gleiches gilt für das sich herrlich überlagernde “Worms” und immer wieder ausscherende “Whatever” mit seinen typischen Unterbrechungen an den richtigen Stellen. Weil es fetzt. Und in diesem Zusammenhang “is there life after death” oder “had a finger on the string and I remember everything” zu singen, ist noch dazu witzig.
Dauer: 42:35
Label: Superbloom
VÖ: 01.06.2021 digital, Juli physisch
Tracklist “Pollen” von SUPERBLOOM
1994
Mary on a Chain
Hey Old Man
Leash
Muzzle
Nothing Else
Spill
Worms
Glass Candy Wrapper
Pollen
Whatever
Twig
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