Billy Nomates – s/t – Review
Dass die Review zum Debüt „s/t“ von BILLY NOMATES aka Tor Maries erst jetzt kommt, hat einen ganz einfachen Grund. Abgesehen davon, dass krachfink.de von gefühlt drölftausende Labels bemustert wird, gibt es auch immer mal wieder Alben, die sich abseits davon selbst besorgt werden müssen und dann hier nicht auftauchen. Welcome in the mind of a music maniac! Aber spätestens jetzt, nachdem BILLY NOMATES mit einem starken Gegenfeature auf dem neuen Album der SLEAFORD MODS vertreten ist, wird es Zeit ihre musikalische Arbeit auch hier zu entsprechend zu würdigen. Nicht zuletzt auch mit einem gewissen Anspruch an Vollständigkeit und aufgrund der Tatsache, dass endlich eine Frau den von SHAME, IDLES, FONTAINES D.C. und SLEAFORD MODS angeführte schnoddrige Post-Punk-Semi-Underground bereichert.
Nein ist der bestmögliche Widerstand
Als „s/t“ von BILLY NOMATES im Sommer letzten Jahres ganz überraschend auf dem Plan erschien, war es der ultraklare Gesang, der zuerst ins Ohr stach. Das in Kombination mit dem minimalen Beat, der stets nach vorne geht und nicht selten unverschämt tanzbar ist, ist bemerkenswert einnehmend. Mühelos pendelt BILLY NOMATES – den Joke im Namen raffen alle, oder? – keckem Sprechgesang, warm-rauchigen und melodischen Passagen („Supermarket Sweep“) und selbstbewussten Statements. Sie meint unmissverständlich genau das, was sie singt. Hits, wie das vom Bass nach vorne getriebene mit Augenzwinkern versehene „Hippy Elite“ und die Hymne an die Selbstbestimmung „No“, brauchen weniger als einen Durchlauf, um sich für immer festzusetzen.
Wer hier nicht mindestens mit dem Popo wackelt, hört schlecht. BILLY NOMATES nagelt sich weder auf eine Stilrichtung, noch auf einen Zeitgeist fest. Alle Songs könnten vor zehn Jahren erschienen sein und mit Sicherheit auch in zehn Jahren. Talent, Groove und Rhythmus kennen sicherlich auch keine Jahreszahlen. Sie widmet sich den vermeintlich kleinen Dingen, wie dem täglichen Lauf im Hamsterrad der normalen Leute („FNP“), genauso wie den großen Themen wie weibliche Selbstbestimmung („Fat White Man“) und dem Brexit. Typisch englisch schwarzhumorig wird es nicht nur im von Synthieflächen gejagten „Call In Sick“.
Über Monotonie und ganz normale Menschen
Fast überflüssig zu erwähnen, dass BILLY NOMATES sich auch in ihren Songstrukturen um nichts schert. Textzeilen werden gefühlt zweimal mehr als üblich wiederholt, wenn es passt. Und Songs enden da, wo sie es will. Wer den starken Refrain erneut hören will, dem steht der Repeat-Knopf zur Verfügung. Musikalisch verstärkt wird BILLY NOMATES von keinem Geringeren, als Geoff Barrow von PORTISHEAD, der Bass, Schlagzeug und Gitarren beisteuert. Die Bezeichnung Lo-Fi bezieht sich bei diesem Debüt allerdings ausschließlich auf die Instrumentierung, die wirklich auf die pure Essenz reduziert wurde und genau deshalb wirkt. Inhaltlich ist das, was BILLY NOMATES abliefert, endlich mal erfrischend anders und cool as fuck.
Dauer: 32:55
Label: Interstellar
VÖ: 07.08.2020
Tracklist „s/t“ von BILLY NOMATES
Modern Hart
Hippy Elite
Happy Misery
No Lyrics
Supermarket Sweep (Ft. Jason Williamson)
FNP
Mudslinger
Call In Sick
Fat White Man
Wild Arena
Escape Artist
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