Dorothy L. Sayers – Diskrete Zeugen – Review
Die englische Autorin Dorothy L. Sayers gehörte neben Agatha Christie und P.D. James zu den führenden Krimiautorinnen und somit zum Kreis der “British Crime Ladies”. Mit “Diskrete Zeugen” wird nun der zweite Roman, den sie 1923 dem unkonventionellen, gewitzten Amateurdetektiv Lord Peter Wimsey widmete, neu aufgelegt. Dieses Mal gibt es ist der Fall besonders knifflig, denn die Verdächtigen sind die engsten Familienmitglieder des Schnüfflers. Der befindet sich gerade mit seinem Diener Bunter auf Reisen, ist aber natürlich sofort zur Stelle, als sein Bruder als Hauptverdächtiger eines Mordfalls festgenommen wird.
Was ist in der Nacht passiert?
Eine illustre Jagdgesellschaft hatte sich auf dessen großen Anwesen zusammengefunden, um gemeinsam ihrem Hobby nachzugehen. Die nette Zusammenkunft findet ein jähes Ende, als einer der Teilnehmer – der Verlobte von Wimseys Schwester, namens Captain Cathcart – tot aufgefunden wird. Nach und nach geben alle ihre ganz persönliche Version der Begebenheiten der Nacht wieder. Selbstverständlich weichen die Schilderungen massiv voneinander ab und werfen am Ende natürlich mehr Fragen als Antworten auf. Im Laufe des Buches finden sich weitere Ermittler zusammen, die alle einen Teil zur Wahrheit oder zu mehr Verwirrung beitragen. Es wird in „Diskrete Zeugen“ an unterschiedlichen Orten ermittelt, die Dorothy L. Sayers allesamt sehr detailliert beschreibt. Mühelos findet sie die genau die richtigen Worte, um die entsprechende Atmosphäre zu zaubern. Verbindungen, die am Anfang suggeriert wurden, werden aufgelöst und neue, unverhoffte Verbindungen geknüpft. Dorothy L. Sayers schreibt sehr kluge Dialoge, charmant und witzig und häufig mit ethischen oder philosophischen Spitzen versehen. Das macht auch diesen Fall leicht zu lesen und äußerst unterhaltsam.
Spannend bis zum Ende
Die Auflösung ergibt sich nicht auf den ersten Seiten, im Gegenteil – „Diskrete Zeugen“ bleibt fast bis zur letzten Seite spannend. Dabei wähnt man sich als HobbyermittlerIn doch häufig schon ganz sicher. Umso schöner, dass diverse Wendungen den Fall spannend halten: Die bereits bekannten Figuren bekommen mehr Kontur, werden noch etwas vertrauter. Allerdings ist der Anfang mit den vielen Figuren etwas verwirrend und noch dazu wechselt wird mit Spitznamen hantiert. Dafür wird man aber mit einem gehaltvollen Fall belohnt, der eben nicht vorhersehbar ist unterschiedliche (Fehl-)Interpretationen zulässt.
Seiten: 366
Verlag: Wunderlich
ISBN-10: 3805200633
ISBN-13: 978-3805200639
VÖ: 17.11.2020
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