Grey Daze Amends Artwork

Grey Daze – Amends – Review

Wer hört wohl das Album “Amends” von GREY DAZE? Es handelt sich hierbei um die erste Band des 2017 verstorbenen Sänger Chester Bennington, der vielen von der Band LINKIN PARK bekannt sein dürfte. Kurz vor seinem Freitod, wollte er mit seiner ersten Band ein Album aufnehmen, dass 2018 erscheinen sollte.

Da er das nicht verwirklichen konnte, kamen nun viele Bandkollegen (HELMET, KORN, BUSH…), Freunde und auch Familienmitglieder zusammen, um das unvollständige Songmaterial fertigzustellen. Die Gesangspassagen stammen teilweise aus den Anfangstagen der Band und dokumentieren also Chesters Stimme und Gedanken zu dieser Zeit.

GREY DAZE, Foto von Tim Preston

“Amends” wird ganz sicher nicht von Leuten gehört, die zufällig dazu greifen und von Chesters Gesangsqualitäten muss man sicher auch niemanden mehr überzeugen. Jeder wird dieses Album “Amends” (dt. Wiedergutmachung) im gewünschten Kontext hören.

Musikalisch wertig und auf den Punkt

Gleich vorweg, “Amends” von GREY DAZE ist ein hervorragendes Album, das detailliert komponiert wurde und absolut wertig ist. Inwiefern Textzeilen aus 1994 wie “Hätte ich eine zweite Chance, ich würde es wiedergutmachen” in der schweren Klavierballade “Morei Sky” wirklich ihren Zweck erfüllen, bleibt zu diskutieren. Im Rahmen der Berichterstattung über den Tod von Chester Bennington wurde entsprechend darauf geachtet, Betroffene nicht zu triggern und möglich jeden Artikel mit einer Kontaktstelle für Hilfsangebote abzuschließen. Ein ganzes Album, bei dem jeder Refrain darauf angelegt wurde ihn in den Mittelpunkt zu stellen und dann auch noch mit Zeilen, die sehr häufig seine Hilfebedürftigkeit skizzieren und rückblickend anders erscheinen… fraglich, ob das eine gute Idee ist.

Nach einer etwas längeren Funkstille zwischen dem GREY DAZE Gründungsmitglied Sean Dowdell (Schlagzeug und Hintergrundgesang) und Chester Bennington, kam den beiden schon 2001 die erste gemeinsame Idee, die Band wiederaufleben zu lassen. Es ist wichtig zu wissen, dass GREY DAZE nicht aus kommerziellen Gründen verwirklicht wurde, sondern ausdrücklich mit dem Wunsch aller Beteiligten, diese Facette von Chester seinen Fans zu zeigen.

Eine Mischung aus Kraft und Verletzlichkeit

Auffällig, aber auch nicht überraschend, ist die emotionale Wucht, die schon vor mehreren Jahrzehnten in seinem Gesang lag. Eine Mischung aus Kraft und Verletzlichkeit, die die HörerInnen sofort anfasst. Sein Sohn Jaime, der gemeinsam mit ihm im berührenden Song “Soul Song” zu hören ist, scheint ganz offensichtlich nach ihm zu kommen. Das herrlich in der Luft hängende “B12” hat einen packenden Groove und überzeugt mit seinen dissonanten Gitarren, die nicht zufällig an Brian “Head” Welch und Munky von KORN erinnern. GREY DAZE präsentieren durchweg den typischen Neunzigerjahresound, selten setzen sich moderne Szenen wie in “She Shines” oder “Sickness” durch. “Amends” ist sicher kein Album, das einen zwangsläufig traurig oder zerstört zurücklässt, es schwingt auch sehr viel Stärke und aufbauende Motivation mit.

GREY DAZE aber vollkommen unvoreingenommen zu hören, erscheint mir nicht möglich. Von daher ist es kein Album für jede Gelegenheit und mit massiver emotionaler Sprengkraft, die man nicht unterschätzen sollte. Auch ohne dieses Album hätte sicher niemand die emotionale Integrität von Chester Bennington angezweifelt.

Dauer: 39:34
Label: Loma Vista Recordings / UMG
VÖ: 26.06.2020

Tracklist “Amends” von GREY DAZE
Sickness
Sometimes
What’s In The Eye
The Syndrome
In Time
Just Like Heroine
B12
Soul Song
Morei Sky
She Shines
Shouting Out

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