
Interview mit Scowl zum Album „Are We All Angels“
Mit ihrem zweiten Album „Are We All Angels“ trifft die amerikanische Hardcore-Punkband SCOWL genau den richtigen Ton. Mit einem Bein im poppigen Skater- und Slacker-Sound, mit dem anderen bereit zur nächsten garstigen Schelle – diese Balance hält die mittlerweile auf fünf Mitglieder angewachsene Band über die komplette Spielzeit souverän. Gitarrist Malachi Greene nahm sich zwischen zahlreichen Live-Dates Zeit, um krachfink.de einige Fragen zu beantworten.
Zuerst einmal: Ich mag euer Album „Are We All Angels“ wirklich sehr. Meiner Meinung nach zeigt es SCOWL in Bestform – ihr zeigt eine große stilistische Bandbreite und findet gleichzeitig euren ganz eigenen Sound. War es schwer, mit dem zweiten Album zu beginnen, oder hattet ihr bereits viele Ideen?
Nein, es war überhaupt nicht schwer, mit dem Schreiben anzufangen. Einige dieser Songs haben wir schon vor „Psychic Dance Routine“ ausprobiert, und wir schreiben eigentlich ständig neue Lieder. Ich habe schon jetzt viele Ideen für Songs für das nächste Album gespeichert.
Euer Album heißt „Are We All Angels“. Wie würdest du einen Engel definieren – als Synonym für jemanden, der frei von Fehlern ist?
Ich sehe Engel eher aus biblischer Perspektive. Sie haben viele grausame Dinge im Namen der Gerechtigkeit oder Gottes getan. Es heißt, sie seien frei von „Sünde“, aber sie tun Dinge, die wir im klassischen Sinne als sündhaft ansehen würden. Es ist irgendwie ein Wortspiel – so nach dem Motto „Are We All Angels?“ Aber niemand ist perfekt, und wenn man es biblisch betrachtet, sind es Engel auch nicht? Keine Ahnung, haha.
Die Handschrift von Will Yip als Produzent ist deutlich zu hören, ebenso wie der Sound der Bands, die er bereits produziert hat. Was war sein wichtigster Beitrag zu eurem neuen Album, und wie konnte er euch besonders gut unterstützen?

Will hilft einer Band extrem gut dabei, das Beste aus einem Song herauszuholen und ihn richtig stark klingen zu lassen. Ich liebe es, mit ihm zu arbeiten, und bin sehr dankbar, dass wir schon so oft mit ihm zusammenarbeiten konnten. Er ist auch richtig gut bei Gesangsmelodien und hat da viel herausgeholt.
Ich höre auch Einflüsse von Bands wie GARBAGE oder NO DOUBT – Rockbands, die keine Angst hatten, eine gute Portion Pop reinzubringen. Das Album hat insgesamt eine sehr coole Atmosphäre, die an die frühen 2000er erinnert. Hatte diese Zeit auf euch musikalischen Einfluss?
Ja, auf jeden Fall – wir lieben beide Bands total!
Mit Michael Bifolco habt ihr jetzt einen zweiten Gitarristen in der Band. War das etwas, das euch auf Tour auffiel – dass euer Sound von mehr Gitarrenpower profitieren könnte?
Ich war einfach total genervt davon, wenn z. B. mein Kabel rausgezogen wurde oder mein Verstärker kaputtging – und dann war einfach keine Gitarre mehr zu hören. Das hat mich wahnsinnig gemacht. Mikey dazuzuholen hat das gelöst – und er ist richtig gut mit Leads, was uns beim Songwriting neue Möglichkeiten eröffnet hat.
„Fantasy“ ist ein Song über das Dazugehören zur Szene, aber auch darüber, oft mit ihr zu hadern oder sich nicht mit allem identifizieren zu können. Kannst du erklären, was sich aus deiner Sicht in der Szene verändert hat – oder vielleicht auch, was sich leider nicht verändert hat?
Ich finde, die Szene ist sehr gewachsen – und das auf eine gute Weise. Es ist schön zu sehen, wie viele junge Leute Hardcore für sich entdecken, DIY kennenlernen, sozial bewusster werden und sich aktiv einbringen. Dieses Wachstum hat viele coole Entwicklungen gebracht. „Fantasy“ geht für mich mehr um das Leben in einer Tourband – die Verrücktheit des Unterwegsseins, das Gefühl, von Freunden und Familie entfernt zu sein, und diese Entfremdung. So interpretiere ich den Song – Kat hatte mit den Texten vielleicht auch noch andere Absichten.
Was unternehmt ihr bei euren Konzerten, damit sich wirklich alle wohlfühlen?
Wir versuchen immer, auf die Leute zu achten und nachzufragen, ob alles in Ordnung ist. Und wir wollen, dass sich wirklich jeder willkommen fühlt auf unseren Shows.
Eure Band gibt es nun seit sechs Jahren, aber als ihr angefangen habt, wart ihr noch keine erfahrenen Musiker. Wenn ich jetzt Songs wie „Fleshed Out“, den Titelsong oder „Cellophane“ höre, würde ich euch als richtig starke Musiker und Songwriter bezeichnen. Was hat euch am meisten geholfen, euch an den Instrumenten zu verbessern und als Band zusammenzuwachsen?
Wir sind einfach ständig getourt – und Übung macht eben den Meister. Oder zumindest, dass man halbwegs sein Instrument beherrscht, haha.
Was ist mit den visuellen Aspekten von SCOWL – wer ist verantwortlich für Artwork, Merch und Co.? Kannst du etwas zur Bedeutung oder zum Design sagen?
Wir sind alle ziemlich involviert in den visuellen Teil. Am Anfang haben Kat und ich viel selbst gezeichnet und die Shirts und Artworks selbst gemacht. Ich habe auch alle Musikvideos selbst gedreht, das war richtig cool. Wir sind alle sehr kreativ interessiert, deshalb ist das mittlerweile ein richtig kollaborativer Prozess geworden.
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