Walkways Teaser

Walkways – Interview zum Album “Bleed Out, Heal Out”

Die Alternative-Metalband WALKWAYS aus Israel hat gerade ihr neues Album “Bleed Out, Heal Out” auf den Markt geworfen. Moderner Sound, schön zwischen Metalcore, Alternative und Nu Metal platziert. Wir sprachen mit Sänger Ran über die Band, das Album, seine musikalische Ausbildung, Vorbilder und Ziele. Die Review zum aktuellen Album von WALKWAYS findet ihr hier:

Viele von euch haben Musik studiert, inwiefern war das hilfreich für WALKWAYS und was genau habt ihr studiert?

Yoni und ich habe beide an einem sehr bekannten Institut hier in Israel studiert, da sind wir uns auch zum ersten Mal begegnet. Ich habe Musiktheorie, Komposition und Gesang studiert, bei Yoni waren es ebenfalls Musiktheorie und Tontechnik. Priel hat auch Tontechnik studiert, aber an einer anderer Schule. Generell ist es super auf eine Musikschule zu gehen, weil es eine tolle Gelegenheit ist, um andere Musiker zu finden, die für Musik brennen und sich gerne und viel damit beschäftigen.

Dadurch haben wir zweifelsohne einige Tricks gelernt, ich würde jetzt nicht sagen, dass es zwingend so sein muss, aber wenn man sich täglich mit Musik beschäftigt, sollte man schon immer dazu lernen und im Schreiben, Produzieren und Aufnehmen immer besser. Ob man das jetzt aber strukturiert auf einer Schule tut oder autodidaktisch, das ist reine Typsache und sehr subjektiv. Manche von uns sind offiziell ausgebildet und andere autodidaktisch, jeder von uns bringt dadurch unterschiedliche Stärken mit ein.

Euer Album heißt “Bleed Out, Heal Out” . Das beinhaltet, dass man sich seinen Problemen stellen muss und sie nicht ignorieren sollte, weil man sie letztendlich sonst nicht verarbeiten kann. Ihr habt das Album in sechs verschiedene Kapitel aufgeteilt, sodass sie quasi den Heilungskreislauf symbolisieren. Erzählt mal bitte mehr darüber.

Also die komplette Geschichte umfasst mehrere Jahre meines Lebens. Am Anfang steht eine starke, traumatische Erfahrung, ein eiskalter Betrug und ein darauffolgender Herzensbruch. Das geht dann über in die Verzweiflung, wenn man realisiert, dass man nichts tun kann. Man wünscht sich immer, dass man Menschen in “nur gut” oder “nur böse” kategorisieren könnte, aber letzten Endes sind wir alle irgendwo dazwischen. Wir sind nicht perfekt und das macht menschlich sein aus. Daran schlossen sich zwei lange Jahre an, in denen ich mit mir selbst mit mir haderte, ob ich mich rachsüchtig verhalten soll oder nicht, diese Gedanken haben alles in meinem Leben überschattet. Letztendlich war es eine harte und intensive Therapie, die mir half diese Dinge zu verarbeiten, zu heilen und weitermachen zu können. Das führte mich zu dem offenen, geheilten Herzen und der Fähigkeit wieder lieben zu können.

In dieser Zeit begann ich, weiter nach vorne zu denken und mir konkrete Gedanken über mein Leben zu machen. Es dauerte nicht lange, bis mir klar war, dass Veganismus für mich das Richtige ist und mir wurde bewusst, wie wir unseren Planeten töten und wie wichtig es ist, damit aufzuhören und sich eher um ihn zu kümmern. Leider hat mich das wieder zu Wut und auch Verzweiflung darüber geführt, als ich mich damit beschäftigt habe, welche undenkbaren Dinge die Menschheit dem Planeten antut. Und alles davon findet sich jeweils in einem Song auf dem Album wieder und führte dazu, dass “Bleed Out, Heal Out” zu einem Konzeptalbum mit sechs Kapiteln wurde.

Was ist die erste musikalische Erfahrung, an die Du Dich erinnern kannst?

Bei mir war das eigentlich gar nicht so früh, mit 17 suchte ich nach einem Ventil für den Ärger und den Frust, der sich bei mir aufgebaut hatte. Ich begann laut in meinem Zimmer herumzubrüllen, hörte Bands wie SLIPKNOT und KORN. Es gab keine bestimmte Technik, es ging einfach nur darum Dampf abzulassen (lacht). Für einen Vertrag wäre das jetzt zu schlecht gewesen. Eine zu geringe Bandbreite, eine furchtbare Stimme und gerade mal so ein paar Töne getroffen. Als ich dann aber anfing, gemeinsam mit Freunden zu spelen und Songs zu schreiben, da packte mich die Energie dranzubleiben! Und es motivierte mich zu üben und als Sänger so gut zu werden, wie es mir in meinem Kopf schon länger vorgestellt hatte. Es dauerte ungefähr 10 Jahre, bis ich annähernd an diese Vorstellung rangekommen bin, aber das war es wert. Ich kann Dir echt sagen, dass ich konsequent an meinen Fähigkeiten gearbeitet und geübt habe, aber das ist ein fortwährender Prozess, auch wenn ich selbst Gesangstrainer bin.

Gibt es eigentlich zu dem Bandnamen eine besondere Geschichte?

Wir haben eigentlich mit einem hebräischen Namen angefangen, eine Art Wortspiel aus “The gratefuls” und einen Buchstaben angehängt, der es dann die Bedeutung von “prisoners in the mind” auf Hebräisch hatte. Aber letztendlich haben wir uns aus zwei Gründen für einen englischen Namen entschieden. Erstens, hat es sich besser angefühlt. Wahrscheinlich weil alle Bands, die wir gehört haben, englisch singen. Und zweitens wurde uns bewusst, dass wir schon den großen Traum haben auch außerhalb von Israel bekanntzuwerden. Wir möchten so viele Leute wie möglich mit unserer Musik erreichen und ein größeres Publikum bewegen. Darum haben wir so ungefähr 2010 entschieden, unseren Namen in WALKWAYS zu ändern.

Wir mochten ihn, weil er symbolisiert, dass man unterschiedliche Wege, an jedem Punkt in seinem Leben, nehmen kann. Unser ganzes Leben umfasst unterschiedliche Entscheidungen, die wir jeden Tag treffen. Manche habe ganz kleine Auswirkungen, wieder andere dann richtig schwerwiegende, wichtige. Wir hoffen, dass wir als Individuum und die Menschheit als Ganzes die richtigen, moralischen und humanen Entscheidungen treffen, aber am Ende wird jeder seinen eigenen Weg oder Gehweg wählen.

Erzähl mir etwas über die Rockszene in Israel, wann und wie bist Du ein Teil davon geworden?

Die Rock- und Metal-Szene in Israel ist großartig, alle unterstützen sich gegenseitig.. Da wir ein kleines Land sind, trägt dies dazu bei, dass sich alle Bands irgendwie kennen oder dass Bandmitglieder Freunde von Freunden sind. Wir beraten uns gegenseitig, was Veranstaltungsorte, Logistik, Hilfe bei Ausrüstung oder Merch angeht. Und es gibt viele großartige Bands, das ist wirklich toll. Ich selbst hatte ungefähr 14 Bands im Laufe der Jahre. Angefangen habe ich so um 2001 und ich hatte sehr viele unterirdisch, echt lahm klingende, Gigs in schäbigen Gegenden, mehr als ich zählen kann (lacht). Aber dadurch habe ich mir viele Freunde gemacht, Bands kennengelernt und bin so ein Teil der Familie geworden.

Walkways Band 2019
WALKWAYS, 2019

Welche Bands waren Deine Vorbilder?

Ich bin aufgewachsen mit SLIPKNOT, KORN, DEFTONE, STAIND, LIMP BIZKIT, MUDVAYNE… nebenbei auch noch NINE INCH NAILS, RADIOHEAD und Jeff Buckley.

Es gibt einen Unterschied zwischen alltäglichen und ernsthaften, psychischen Problemen. Wann würdest Du den Punkt definieren, an dem Musik alleine einer betroffenen Person nicht mehr helfen kann?

Ich habe immer Musik als Droge benutzt, um Dampf abzulassen und meine geistige Gesundheit zu bewahren. Ich kann dir sagen, dass SLIPKNOTs erstes Album für mich die perfekte Droge ist, um mich zu beruhigen. Aber als ich für mich und andere eine Gefahr wurde, weil ich nicht in der Lage war, mit der Menge an Ärger umzugehen, die ich in mir hatte, musste ich mit Psychopharmaka intervenieren, um mein Gleichgewicht zu halten und nicht etwas zu tun, das ich bereuen würde. Aber ich habe nie aufgehört, mich selbst zu trainieren, um meinen mentalen Zustand in den Griff zu bekommen und Wege zu finden, diesen Ärger mit anderen Dingen als Drogen zu zähmen. Heute bin ich ein gut ausgebildeter und gezähmter “Monster-Hund” (lacht).

Musik über Probleme, Wut und Angst zu machen, bedeutet auch, dass Du immer wieder mit “negativen” Dingen konfrontiert wird. Ist es manchmal schwierig und würdest Du dann gerne über fröhlichere Dinge singen?

Es gibt ja zwei Songs auf dem Album, bei denen es um fröhliche Dinge und das Licht am Ende des Tunnels geht. “You Found Me” habe ich für meine Frau geschrieben, die mich aus diesem schrecklichen Zustand, in dem ich war, befreit hat und mir den Weg zurück zur Liebe gezeigt hat. “Unbearable Days” befasst sich mit dem Kampf um Heilung, gibt aber meiner Meinung nach auch viel Hoffnung.

Ich habe von WALKWAYS den Satz gelesen “Our past is not our future.” Wie genau meint ihr das?

Es bedeutet eher, dass man sein eigenes Handeln mit nichts entschuldigen kann. Vollkommen unabhängig davon, was man durchgemacht hat, in welchem Umfeld man lebt oder wie man aufgewachsen ist. Nichts gibt uns das Recht anderen Leuten gegenüber schlecht zu handeln, auch nicht uns selbst gegenüber.

Vor Kurzem habt ihr IN FLAMES und AVENGED SEVENFOLD auf Tour begleitet. Was kann man von so großen und erfolgreichen Bands lernen?

Ich kann auch jeden Fall sagen, dass wir unfassbar viel über ihre Professionalität gelernt haben. Die Show selbst, die Logistik und so vieles mehr. Diese Band sind schon so lange dabei und machen alles richtig, da kann man sich einiges abschauen.

WALKWAYS ist eine D.I.Y.-Band, also 100 % des Albums sind von euch. Wie viel Zeit steckt ihr in die Band und könnt ihr den Gedanken an WALKWAYS auch mal ablegen?

Abgesehen vom Mastering, das von Ermin Hamidovic von Systematic Productions gemacht wurde, ist alles von uns. Produktion, Aufnahme, Edit, Programmierung und Mix sind zu 100 % von uns gemacht. Alles selbst zu machen, das ist natürlich sehr anspruchsvoll und eine Menge Arbeit. Wir ertappen uns auch dabei, dass wir eigentlich jede Minute an die Band denken, aber am Ende ist das auch echt lohnenswert. Wir geben alles, um unser bestmögliches Album zu machen und sind enorm stolz darauf.

Dein Gesang erinnert mich stark an Jonathan Davis von KORN. Einer, der auch immer sehr persönliche Texte schreibt und schon viele Tiefen in seinem Leben durchlitten hat. Sind er, und seine Art sich auszudrücken, inspirierend für Dich?

Ja, auf jeden Fall. Seine Stimme hat mich immer stark inspiriert, seine Stimme und seine Worte haben mich durch die dunkelsten Zeiten begleiten. Es ist die Aufrichtigkeit in seiner Stimme, die man faken kann und die mich gepackt hat.

Gibt es einen Song, den Du gerne geschrieben hättest?

“Exit Music” von RADIOHEAD.

Was ist das größte Ziel, das Du Dir für WALKWAYS vorstellen kannst?

Mir würde nur ein einziger, anonymer Brief reichen, in dem sowas steht wie: ‚Walkways, danke, dass ihr mir geholfen habt. Eure Musik hat mein Leben verändert.‘ Das würde mir sehr viel bedeuten.

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