August Burns Red – Guardians – Review
AUGUST BURNS RED können es sich mit ihrem neunten Album „Guardians“ auch wirklich leisten, einfach nicht nach rechts und links zu schauen. Die Fanbase ist erspielt, die Stärken wurden in den letzten siebzehn (!) Jahren ausfindig gemacht und für das ein oder andere kreative Element findet sich immer eine Ecke. Fans der Amerikaner dürfen blind zugreifen und auch sonst alle, die hören wollen, wie gut abgehangener Metalcore mit Stil 2020 klingen sollte.
Eigene Regeln
Schon der Opener „Narrative“ vereint alles, was AUGUST BURNS RED ausmacht. Tempowechsel, so unbemerkt, dass die HörerInnen gar nicht alle offensichtlich mitbekommen. Polyrhythmen und die flinken Finger von Brent Rambler und JB Brubaker, die wie Spinnen auf LSD über das Griffbrett huschen („Dismembered Memory“), während altbewährte Standard-Metalcore-Tricks alles wieder runter kochen. An die Komplexität von AUGUST BURNS RED und den knurrenden Bass von Dustin Davidson – dem häufig entsprechende Freiflüge zugestanden werden – hat man sich schon gewöhnt.
Aber das Quintett hält sich wirklich an gar nichts mehr, ohne dass das Ergebnis konfus wirken würde. Strukturen gibt es, aber die klingen genau so, wie die feinen Herren das haben möchten. Was bollig anfängt, darf sich im weiteren Verlauf gerne bändigen lassen und progressiv, stark melodisch auslaufen. Was ein Refrain ist oder nicht, wird auch im eigenen AUGUST-BURNS-RED-Kosmos definiert.
Traumkombination
Sänger Jake Luhrs scheint wie ein Fels in der Brandung zu stehen. Unfassbare Kraft strömt aus seinem Gesang und die Musik scheint ihn zu umschmeicheln. Gegen Oho-Chöre und 08/15-Kost anzustinken, das ist leicht. Wer aber bei diesem präzisen Kaleidoskop an Tönen nicht untergeht, beweist wirklich Stärke. In „Lighthouse“ drosselt er etwas runter, büßt aber keinen Hauch Dominanz ein. Gerade dieser Song ist ein gutes Beispiel dafür, wie mühelos und selbstverständlich AUGUST BURNS RED mittlerweile abwechslungsreiche und clever geschraubte Kompositionen schreiben können.
Bemerkenswert ist auch das rohe „Bloodletter“. Die Band stampft so aggressiv und unerbittlich auf, dass die Hütte wackelt und macht mit dem ultrakühlen Riffing Bands wie BREAKDOWN OF SANITY alle Ehre. Drummer Matt Greiner führt das Spektakel über mehrere Trampelpfade und Schnellstraßen – großartige Leistung!
Take it from the inside
Inhaltlich ist „Guardians“ allerdings zugänglich und konventioneller. Es geht nicht nur darum, die Augen nach hilfebedürftigen Menschen offen zuhalten. AUGUST BURNS RED schicken auch einen Appell an die Betroffenen. Lasst euch helfen! Ergreift die Hand, die man euch reicht. Wahlweise darf man sich natürlich auch selbst am Schopf aus dem Dreck ziehen und seine eigene Rettung sein.
Mit „Three Fountaines“ klappt das Buch stilvoll zu, den HörerInnen wird Zeit für einen cool down gewährt. Die Band poliert nochmals all ihre Stärken auf Hochglanz. „When you forget who you are, you just lose yourself“ heißt es da. Einen Rat, den die Metalcoreband ganz offensichtlich selbst beherzigt. AUGUST BURNS RED ruhen sich mit „Guardians“ nicht auf ihren Stärken und der Erfahrung aus. Das Album ist reine Selbstoptimierung und ein weiterer Stein des Throns, der der Band im Metalcore zweifelsohne zusteht. „Guardians“ von AUGUST BURNS RED ist ein starkes Album, dessen Erkundung sich lohnt.
Dauer: 49:23
Label: Fearless Records
VÖ: 03.04.2020
Tracklist “Guardians” von AUGUST BURNS RED
The Narrative
Bones
Paramount
Defender
Lighthouse
Dismembered Memory
Ties That Bind
Bloodletter
Extinct by Instinct
Empty Heaven
Three Fountains
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Danke für diese starke Review! Hier sollte ich wohl öfters mal vorbeischauen! Danke!