Tarek Golem Artwork

Tarek K.I.Z. – Golem – Review

Skeptisch blickt uns der junge TAREK K.I.Z. auf dem Cover seines ersten Soloalbums „Golem“ entgegen. Schwarzer Grundton und signalrot als Kontrast, Zweifeln und Hinterfragen scheinen ihm in die Wiege gelegt worden zu sein. Golem ist ein vielfach deutbares Wort. Den Faden zum Hip Hop kann man darüber ziehen, dass es ein aus Buchstaben erschaffenes Wesen sein kann, das zwar stumm ist, aber trotzdem stark und in der Lage große Dinge zu bewegen.

Auch die Deutungen als unfertig, hilflos oder ungebildet sind zulässig. Das einleitende „Ticket hier raus“ stellt die Grenzpfeiler auf und stimmt gut darauf ein, was die HörerInnen erwartet. Ein packender Refrain, Texte frei Schnauze, der Wille auszubrechen und die Gleichgültigkeit und Akzeptanz der Gesellschaft im Hinblick auf unverhältnismäßige, soziale Gefälle.

TAREK K.I.Z., 2020 Foto von GerngrossGlowinski

Der Boss öffnet sein Herz

Selbst K.I.Z. haben es schon lyrisch festgehalten: „Tarek ist der Boss“. Stimmt schon. In „Nach wie vorn“ huldigt er im Duett mit einem Gospelchor seinem eigenen Selbstbewusstsein, betont damit, wie wichtig die innere Einstellung zu sich selbst ist. Ganz nebenbei macht er Gott zur Frau, danke dafür. Unerwartet kommt er mit dem romantischen „Liebe“ um die Ecke, die softe Seite bildet einen schönen Kontrast zur harten Realität. Er erzählt auf seinem ersten Album von Ängsten in seiner Kindheit, vom Stiefvater, der seine Mutter verprügelt hat und den dunklen Momenten, in denen er sich alleine und klein fühlte.

„Wenn du stirbst“ ist ein harter Song, der zwischen Mord und Selbstmord pendelt und seine komplette Wut kanalisiert. Aber im direkten Vergleich mit seiner Hauptband K.I.Z., wird TAREK K.I.Z. auf „Golem“ grundsätzlich deutlich persönlicher, zahmer und er tritt weniger nach außen. Weniger, aber nicht gar nicht… „Bang Bang“ hält einige bissige Kanten und rasiermesserscharfe Lines parat.

Gnadenlos ehrlich

In „K.I.Z. für immer“ gibt es einen schönen Schlagabtausch mit Nico und Maxim von … na ratet mal. Gewohnt derb und radikal bestätigen sich die drei ihre gegenseitige Verbundenheit. Betrachtet man „Golem“ als den Versuch von TAREK K.I.Z. ein halbwegs vollständiges Bild von sich zu zeichnen, ist der Song vertretbar. Es wirkt in etwas so, als ob sich seine Kumpels symbolisch auf seine Seite stellen, um ihn bei seiner Reise zu sich selbst zu unterstützen.

Auf der anderen Seite stellt er aber auch einen Bruch dar, da es eben einfach ein K.I.Z.-Song ist. Erschreckend stark angefasst, fühlt man sich von dem abschließenden „Frühlingstag“, ein Song, den er offensichtlich seinem mittlerweile nach Krankheit verstorbenen Vater widmet. Nachvollziehbar und schonungslos beschreibt Tarek seine Trauer und schickt herzzerreißend schöne Worte in den Himmel.

Das Wort im Mittelpunkt

„Golem“ stellt in erster Linie die Texte ins Zentrum, die kreativen Beats fallen erst beim zweiten Hinhören auf. Nicht nur Hip Hop, auch Discobeats (“ „Nubischer Prinz (feat. Miss Platnum)“) finden ganz selbstverständlich statt und „Freak“ schnappt sich ganz ungeniert eine Akustikgitarre. Auch wenn „Golem“ rund läuft, stößt mir anfangs der bearbeitete Leiergesang bitter auf. Mir gefällt Tareks pure Stimme auch deutlich besser und ich hätte das Album wirklich mal gerne in der Rohfassung gehört. Man hört dem Album auf jeden Fall an, dass Tarek sich inhaltlich sehr intensiv damit auseinandergesetzt hat und gerade der intime Inhalt ist es, der die HörerInnen am Ende direkt an Herz und Hirn packt und bei den Geschichten hält. Top!

Dauer: 42:10
Label: EKLAT Tonträger/WM Germany
VÖ: 31.01.2020

Tracklist „Golem“ von TAREK K.I.Z.
Ticket hier raus
Bang Bang
Nach wie vor
Kaputt wie ich
Letzte Chance
Wenn du stirbst
Liebe
K.I.Z für immer (feat. Nico K.I.Z & Maxim K.I.Z)
Nubischer Prinz (feat. Miss Platnum)
Weißer Drache
Freak
Frühlingstag

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