Hartz Angels Uns die Arbeit uedV Artwork

Hartz Angels – Euch die Arbeit, uns das Vergnügen – Review

Die Rap-Crew von HARTZ ANGELS legt mit „Euch die Arbeit, uns das Vergnügen“ ihr erstes Album vor. Kann man wirklich ein ganzes Album über die – Achtung Amtssprech! – Grundsicherungsleistung für erwerbsfähige Leistungsberechtigte nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch machen? Verdammt, leider ja. Ronny Rijkaard, O.K. Coolio und Borris Ritter wollen mit HARTZ ANGELS mitnichten die Empfänger diffamieren. Es geht eher um die Überspitzung von Vorurteilen und die Frage nach der Würde. Ohne Arm kein Reich? Ist es so einfach? Fast, ja.

Auf Kosten anderer lacht es sich am besten, oder?

Was auf den ersten Blick etwas plumb anmutet, entpuppt sich im Fall von HARTZ ANGELS als äußerst durchdachte und bitterernste Gesellschaftskritik. Die Beats auf „Euch die Arbeit, uns das Vergnügen“ sind – im besten Sinne – so old-school und alt wie die Sozialleistung selbst. Mit dem lässigen Flow der Beats der Neunzigerjahre im Rücken (Stichwort COOLIO), legen HARTZ ANGELS viel Wert auf die Zeitlosigkeit ihrer Texte. Samples von Talkshow oder Nachrichtenbeiträgen belegen, wie die Gesellschaft die Betroffenen brandmarkt. Zum Glück gibt es genug Asis, sodass jeder was zum Treten nach unten hat („Richtiger Ronny“).

Scharaffenland, hier?!

HARTZ ANGELS legen allerdings auch Wert darauf, festzuhalten, was die Highlights in den Ghettos sind und auf was man dann zwangsläufig Wert legt. Die Möglichkeiten, um sich zu betäuben, sind für alle gleichermaßen einfach. Abklatschen auf eine schlechte Note? Drogen an die vermeintliche Elite verchecken, um Kasse zu machen? Und was haben wir alle gelacht über Familie Ritter, nur um dann wieder beruhigt in die eigene Jogginghose pupsen zu können?! Dosenbierchen?!

Klassische Lose-Lose-Situation für uns und die Ritters. HARTZ ANGELS bewahren ihren Songs, neben all dem Tiefgang, eine gewisse Fluffigkeit. Man kann nicht behaupten, dass „Euch die Arbeit, uns das Vergnügen“ schlechte Laune machen würde. Ronny und Borris pumpen nicht nur ordentlich Druck in die Lyrics rein, auch die Beatkonstruktionen greifen nicht nur auf schwingende Hände, sondern auch auf die schwoofende Popos. Die schlechte Laune kommt erst, wenn man anfängt die Ironie zu abstrahieren, oder wenn man selbst mal Hartz kriegt…

Dauer: 33:23
Label: Kein Bock Originals
VÖ: 15.05.2020

Tracklist „Euch die Arbeit, uns das Vergnügen“ von HARTZ ANGELS
Kommando Peter Hartz
Leben genießen
Bürgerschreck
Hartz Five
Ficken deine Possie
PayTV & Dosenbier
Richtiger Ronny!
3er BMW prod. Jellybeatz
Discounterikone feat. D-Mark
Miami Nice
Paradies
Solange das Ritzel rotiert

Alben, die Dir gefallen könnten:
Interview mit Ronny Rijkaard von HARTZ ANGELS zu „Euch die Arbeit, uns das Vergnügen“
Podcast Folge 51 mit Costa von SONDASCHULE zum Album „Unbesiegbar“
GOLDROGER – Diskman Antishock
Podcast Folge 26 mit BABSI TOLLWUT über die EP „Rapisoden“
GOLDROGER – Diskman Antishock II
KUMMER – KIOX
ANTILOPEN GANG – Abbruch Abbruch
AKNE KID JOE – Die große Palmöllüge
THEA WOOFER – Bloß nicht mit Fremden sprechen
MÄDNESS – OG
FATONI – Andorra
RUN THE JEWELS – RTJ4
ANTILOPEN GANG – Adrenochrom
VANDALISMUS – Gloria und Schwefel
NALI – Mondwächter (EP)
ICONACLASS – Changing Culture With Revolvers
DEXTER – Yung Boomer
K.I.Z. und das Geheimnis der unbeglichenen Bordellrechnung
Podcast Folge 14 mit OLYMPYA zum Debüt „Auto“
LYRICO – Reservoir Dogs

HARTZ ANGELS bei Facebook

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert