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The Ghost Inside – s/t – Review

THE GHOST INSIDE melden sich mit einem neuen, selbstbetitelten Album zurück. Bei aller angebrachter Sachlichkeit und der ungeschriebenen Regel im Review-Business (möglichst kein Ich benutzen), muss ich in diesem Fall darauf scheißen und einfach festhalten, wie sehr ich mich darüber freue, dass sich diese Band nach dem schweren Unfall im November 2015 zurückgekämpft hat. Das Album klingt erwartungsgemäß wuchtig, energiegeladen und hoffnungsvoll.

Nun waren THE GHOST INSIDE schon vorher eine der glaubwürdigsten Bands im Business, ihre unbezwingbare Zähigkeit zementiert diesen Eindruck. Mit “1333” starten THE GHOST INSIDE ihren Befreiungsschlag. 1.333 Tage sind zwischen dem Busunfall und dem ersten Konzert der Band vergangen. Drummer Andrew Tkaczyk steht im Mittelpunkt und jeder Fan weiß, was das bedeutet. Spätestens als Jonathan Vigil lautstark “TGI” brüllt, platzt der emotionale Knoten.

The Ghost Inside 2020 Foto von Jonathan Weiner
THE GHOST INSIDE, 2020 Foto von Jonathan Weiner

Die Zukunft vor Augen

Man kann THE GHOST INSIDE nicht vorwerfen, dass sie auch nur einen Hauch von ihrer musikalischen und inhaltlichen Wucht eingebüßt hätten. Die Gitarren knarzen unerbittlich und “Still Alive” fühlt sich wie ein einziger Überfall an. Durch diese Rückkehr wird nochmals verdeutlicht, was die Band originär ausmacht und mit welcher Kraft ihr melodischer Hardcore angereichert ist.

Ein Leben, mehrere Chancen

Besangen THE GHOST INSIDE beim letzten Album noch leicht wehmütig ihre Jugend, dreht sich “s/t” selbstredend darum, sich ins Leben zurückzukämpfen und Chancen zu ergreifen. Das im Hardcore so – gerne auch mal inhaltslos – häufig propagierte Appellieren an den Willen und das Wiederaufstehen hat natürlich im vorliegenden Kontext eine vollkommen andere Bedeutung. “The Outcast” verdeutlicht die Endlichkeit und für alle, die noch zweifeln, gibt es Breakdowns oder brutal tanzbaren Two-Step als Verdeutlichung. Du wirst irgendwann einfach verschwinden, weg sein. Wie nutzt Du Deine Zeit bis dahin? “Pressure Point” drischt unerbittlich auf die HörerInnen ein und hält ein fulminantes Finale bereit, das ein großes Loch in jeden Clubboden reißen wird.

Der Phönix kommt mit Volldampf aus der Asche

Immer wieder finden THE GHOST INSIDE Möglichkeiten, um die Spannung zu entladen. Es gibt klarere Szenen, gemeinsam eskalieren sie in Gangshouts. und es finden immer wieder sphärische Aufklärungen und weicheren Klargesang (“One Choice”) statt. Die grundsätzliche Taktik lautet allerdings eher vehement mit dem Kopf durch die Wand zu brechen. Die Hymnen “Pressure Point” und “Begin Again” vereinen dann beides und bei den aufklarenden Enden zeigen sich THE GHOST INSIDE von ihrer besten Seite. Das von Riffgewittern durchzogenen “Make Or Break” passt ziemlich gut in die aktuelle Rassismusdebatte und trifft den Nagel inhaltlich auf den Punkt. Nicht reden, machen. Nicht nur mit dem Finger auf andere zeigen, besser sein. “Am I lucky to be alive?” fragen THE GHOST INSIDE im hell aufgefächerten “Unseen”. Versteht sich von selbst, dass jeder Weg aus einer Krise heraus mit Zweifeln gepflastert ist.

Mehr als ein Comeback

Während “Dear Youth” noch mehr mit leicht zugänglichen Refrains glänzte, fahren THE GHOST INSIDE mit “s/t” eine Wucht auf, vor der man sich nicht wegducken kann. Shows der Amerikaner wirken verhältnismäßig brutal, was nicht nur an der Musik, sondern an der unfassbar aufpeitschenden Stimme von Jonathan Vigil liegt. Mit dem vorliegenden Album kriegt man eine ungefähre Ahnung davon, was passieren wird, wenn Fans und Band zu diesen Songs live zusammentreffen. Abgesehen von der ganzen Hintergrundgeschichte, klingen die Fünf auf “s/t” musikalisch relevant, sodass das neue Album von THE GHOST INSIDE ein Muss für alle Core-LiebhaberInnen ist.

Dauer: 39:04
Label: Epitaph
VÖ: 05.06.2020

Tracklist “s/t” von THE GHOST INSIDE
1333
Still Alive
The Outcast
Pressure Point
Overexposure
Make Or Break
Unseen
One Choice
Phoenix Rise
Begin Again
Aftermath

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