Lest die Review zu "Modern Life" von RALPH HEIDEL bei krachfink.de

Ralph Heidel – Modern Life – Review

Ein Album wie “Modern Life” von RALPH HEIDEL mit Worten beschreiben zu wollen, ist eine Aufgabe, bei der man nur versagen kann. Die Tatsache, dass dieses Album bei der ersten Begegnung viermal am Stück gehört wurde und wahrscheinlich vor der Review so oft wie kaum ein anderes, lässt tief blicken. Neo-Klassik nennt man die Musik, die der Musiker, Komponist und Arrangeur auf diesem Album verewigt hat. Klingt verkopft, kann man aber in seinem Fall auch ganz platt mit Klassik trifft auf Ambient beschrieben.

Damit unterschlägt man allerdings diese überwältigende, emotionale Tiefe, die dieses Album zu einem Meisterwerk macht. Ohne viel Worte wohlgemerkt, denn der überwiegende Teil ist instrumental. Seltsamerweise fühlt man sich trotzdem danach von Ideen und Inhalt gesättigt. Wie bei richtiger Literatur, wenn man ergriffen ist und die gesäte Botschaft aber erst viel, manchmal Jahre, später versteht.

Finale zum Selbsterfinden

Trotz aller Zugänglichkeit von “Modern Life” bleibt doch immer das Gefühl, dass RALPH HEIDEL uns bewusst das Finale oder eine gewohnte Auflösung verweigert. Er kreiert große Klangwelten, fasst Emotionen an, die man sonst nur in Extremsituationen spürt. RALPH HEIDEL ist einerseits extrem feinfühlig, behält aber immer die absolute Deutungshoheit.

In “Admiring feat. PLATEAU GREEN” lässt er die Kompositionen immer wieder von absoluter Harmonie in bodenlose Traurigkeit stürzen und umgekehrt. Das darauf folgende, schon fast beschwingt wirkende, “Radical Matter” ist ein gelungener Zusammenstoß von heute und gestern. HEIDEL folgt dem Takt, gibt eine klare Linie vor und weicht doch immer wieder von dieser ab.

Körper vor Hirn

Unterstützt wird HEIDEL übrigens von Sängerin Hannah Weiss, Tenor-Saxofonist Moritz Stahl (ARK NOIR), dem Schlagzeuger Noah Fürbringer, der Violinistin Teresa Allgaier, dem Cellisten Juri Kannheiser und Sänger Julian Klaas. Das Beste an “Modern Life” von RALPH HEIDEL ist wohl, dass der Körper häufig schon mit Gänsehaut reagiert, bevor das Gehirn erfassen kann, warum. Bei Songs wie “Old Soul” wagt man sich wiederum kaum zu atmen, so kostbar und zerbrechlich erscheinen sie.

In vierzig Minuten dürfen die Zuhörenden einmal ins Kaleidoskop schauen, werden mit Angst und Glückseligkeit, beides im höchstmöglichen Maße, konfrontiert, “Modern Life” fordert wirklich physisch und psychisch. Und um jetzt mal auf den inhaltlichen Anspruch des Album zurückzukommen: Ja, genau so fühlt sich das Leben an.

Dauer: 39:24
Label: Kryptox / K7
VÖ: 03.06.2022

Tracklist “Modern Life” von RALPH HEIDEL
AVI
Hulo
Admiring feat. PLATEAU GREEN
Radical Matter
Soii
Wenn ich wach werde
Void (Theme)
The Void of Modern Life
Mela
Old Soul

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