David Safier – Aufgetaut – Review
Der Drehbuchautor und Schriftsteller David Safier legt mit „Aufgetaut“ seinen zehnten Roman vor. Bekannt wurde er durch „Mieses Karma“ und das verfilmte Buch „Jesus liebt dich“. Stark abweichend von seiner üblichen Schreibweise ist sein erster Roman „28 Tage“, der realen Erlebnissen im Warschauer Ghetto handelt. Mit „Aufgetaut“ widmet sich Safier einigen offensichtlichen Metaphern und stellt die Suche nach dem ultimativen Glück in den Mittelpunkt. Felix, ein im allgemeinen Sinne erfolgloser Vater, befindet sich mit seiner pfiffigen und etwas naseweisen Tochter Maya auf einem Schiff, als dort ein im Meer treibender Eisblock entdeckt wird. Im Eisblock befindet sich die konservierte Steinzeitfrau Urga und das Mini-Mammut Trö. Wie sind dort hingekommen und was lässt sich mit dieser Entdeckung anstellen?
Zukunft ist Vergangenheit
Immer mehr Personen haben unterschiedliche Interessen an dem Fund und es entwickelt sich eine länderübergreifende Jagd, die die Beteiligten an überraschende Ziele führt. Die Steinzeitfrau steht für die Vergangenheit, während die junge Maya eher auf die Zukunft verweist. Aber es wird schnell allen klar, dass Zukunft und Vergangenheit eng miteinander verknüpft sind. David Safier gelingt es, den LeserInnen einige interessante Ansätze zu vermitteln und man bekommt mühelos emotionalen Zugang zu den unterschiedlichen Protagonisten. Die Zwiegespräche des Mini-Mammuts sind allerdings etwas anstrengend zu lesen und seltsamerweise hält Safier es für nötig, mehrfach preiswerte schlüpfrige Spitzen zu setzen.
Verschiedene Versionen von Glück
Wie eingangs erwähnt, beherrscht David Safier mindestens zwei unterschiedliche Arten zu schreiben, mir gefiel die ganz offensichtlich ernstere besser. Trotzdem ist „Aufgetaut“ sehr unterhaltsam und hat eine schöne, wertige Botschaft. Die Jagd ist verhältnismäßig spannend beschrieben, wenn auch etwas vorhersehbar und leider versäumt der Autor stärker auf die kulturellen Besonderheiten und Landschaften der unterschiedlichen Länder einzugehen.
David Safier ist es unterm Strich aber wieder gelungen, mit „Aufgetaut“ eine kuriose Idee schön auszuarbeiten. Hoffentlich bleibt dem Buch aber eine Verfilmung erspart, die Darstellung der Steinzeitfrau geht mit großer Sicherheit nach hinten los. Wer die Mischung von lockerem und manchmal auch vorhersehbarem Humor und einer doppelten, etwas ernsteren Ebene mag, wird auch mit „Aufgetaut“ glücklich. Und – wie immer bei seinen Romanen – ist die Geschichte deutlicher tiefgründiger und weniger albern, als der Klappentext und das Artwork vermitteln mag.
Seiten: 336
Verlag: Kindler Verlag
ISBN-10: 3463406640
ISBN-13: 978-3463406640
VÖ: 10.03.2020
Bücher, die Dich interessieren könnten:
Sandra Lüpkes – Die Schule am Meer
Joakim Zander – Ein ehrliches Leben
Christiane Falk, Cornelia Kuhnert – Frisch ermittelt: Der Fall Vera Malottke
David Safier – Miss Merkel: Mord auf dem Friedhof
Jakob Hein – Der Hypnotiseur oder Nie so glücklich wie im Reich der Gedanken
Sarah Kuttner – Kurt
Giulia Becker – Das Leben ist eins der härtesten
Paula Irmschler – Superbusen
Sarah Jäger – Nach vorn nach Süden
David Schalko – Schwere Knochen
Jon Fosse – Der andere Name: Heptalogie I + II
Jon Harstad – Max, Mischa und die Tet-Offensive
Marie Benedict – Frau Einstein
Julie von Kessel – Als der Himmel fiel
Linda Zervakis – Etsikietsi: Auf der Suche nach meinen Wurzeln
Thomas Hettche – Herzfaden: Roman der Augsburger Puppenkiste
David Schalko – Bad Regina
Janne Mommsen – Das kleine Friesencafé