Kvelertak Splid Artwork

Kvelertak – Splid – Review

Das vierte Album der norwegischen Metalband KVELERTAK hält einige Besonderheiten bereit. „Splid“ ist das erste mit dem neuen Sänger Ivar Nikolaisen (THE GOOD THE BAD AND THE ZUGLY) an Bord und das auch das erste mit teilweise englischen Texten. Als Fan der ersten Stunde war ich vom Vorgängeralbum „Nattesferd“ nicht enttäuscht, sondern fühlte mich einfach einem Großteil der liebgewonnenen Trademarks beraubt, die für mich den Spaß der Norweger ausmachten. Auf „Splid“ – norwegisch für Zwietracht – vereint die Band nun wieder das Beste aus allen Welten. Es gibt weiterhin progressive Momente, rasch vor die Füße gerotzte Schweineriffs, angespitzten Gesang mit sauber geschmierten Gitarrensound zum Niederknien und obendrauf, als ob das noch nicht genug wäre, noch einige kreative Neuheiten.

Unentschieden zwischen Prog und Rotz

Der Eulenkopf ist wohl erstmal Geschichte, was Ivar Nikolaisen vor allem bei KVELERTAK einbringen kann, ist die dreckige Kruste und den puren Punk. „Splid“ hat wieder diesen ganz besonderen KVELERTAK-Effekt, der dafür sorgt, dass man sich irgendwas vom Leib reißen, einen Pit starten oder eine Runde Crowdsurfen möchte. Angefeuert wird das Spektakel durch vermeintliche Kleinigkeiten, die es aber in sich haben. Wildes Ein-Fingergeklimper in „Necrosoft“, der schön stampfende Mittelteil im herrlich ausladenden „Stevnemøte Med Satan“ oder besonders ambitionierte Chöre, bei denen ganz Stavanger am Start zu sein scheint. Was KVELERTAK bisher auf allen Alben und auch live ausmachte, ist der typische Gitarrensound mit dieser unverkennbaren nordischen Färbung, auf „Splid“ gibt es wieder einiges davon zu hören.

Kvelertak-2020-Foto-von-Vivaas-Kise
KVELERTAK 2020, Foto von Vivaas Kise

Nicht nur in „Fanden ta dette hull!“ hebt der Sound die Songs auf das nächste Level. KVELERTAK täuschen auf „Splid“ gerne mal die Progressivität an, um dann im Abgang extra thrashig und grob zu eskalieren. Die langen Songbatzen werden also in keiner Sekunde langweilig, wenn auch nicht alle der vier langen Songs gleich wertig sind. Mit „Tevling“ stehen KVELERTAK in einem ganz anderen Licht, mit einem stark an THE POLICE erinnernden Einstieg gibt sich die Band erst zurückhaltender. Druck ist trotzdem schnell aufgebaut, der Song schwellt immer wieder an und erinnert stark an die (etwas weinerlichen) Neunzigerjahre.

KVELERTAK auf dem Weg nach noch weiter oben

Die englischen Texte sind nicht der Rede wert, da KVELERTAK diesen Sprung mühelos meistern. Das war schon vom vorab veröffentlichten „Crack of Doom“ Feat. Troy Sanders“ mit dem Basser von MASTODON hörbar. Mit „Delirium Tremens“ und „Ved Bredden Av Nihil“ neigen sich KVELERTAK zum Ende hin mehr gen Instrumental, was aber vollkommen in Ordnung ist. „Delirium Tremens“ erinnert – ähnlich wie das Artwork und Kurt Ballou (EVERY TIME I DIE, DARKEST HOUR, CHELSEA WOLFE…), der „Splid“ in den Godcity Studio in Salem, Massachusetts aufgenommen hat – an BARONESS. Mal abgesehen vom Melodienschwarm im Finale, der an einen aufgeschreckten Bienenstock erinnert.

Die Entwicklung von KVELERTAK ist beeindruckend, nachdem die Band sicher eines der besten Debüts der letzten 15 Jahre raus gehauen hatte, haben die Norweger einfach nicht locker gelassen. Manchmal sind Hypes doch gerechtfertigt. Mich haben KVELERTAK mit „Splid“ auf jeden Fall begeistert und wieder zurück in ihre Fanschar geholt. Noch dazu hat die Band wieder ihre Fühler in neue Gebiete ausgestreckt und somit alles nur keinen Stillstand in Aussicht gestellt. Der Spaß ist wieder da, wäre auch echt schade gewesen.

Dauer: 58:05
Label: RISE RECORDS / BMG
VÖ: 14.02.2020

Tracklist “Splid“ von KVELERTAK
Rogaland
Crack of Doom” Feat. Troy Sanders
Necrosoft
Discord
Bråtebrann
Uglas Hegemoni
Fanden Ta Dette Hull!
Tevling
Stevnemøte Med Satan
Delirium Tremens
Ved Bredden Av Nihil

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