Lüt – Mersmak – Review
Die norwegische Punkrockband LÜT legt mit “Mersmak” ihr zweites Album vor. Das Line-up hat sich etwas verändert, aber was bleibt, ist die bemerkenswerte Qualität. Bemerkenswert deshalb, weil man die Formel – harscher Gesang prallt auf einprägsame Melodien – eigentlich schon kennt. Trotz ihres jungen Alters gelingt es LÜT aber, dem etwas Neues hinzuzufügen und auch ohne erhöhtes Tempo vehement Druck (“INDI”) aufzubauen und Aufmerksamkeit zu erzeugen. Der Sound ist sehr stabil, auffallend präsent und man kann von LÜT sicher noch einiges erwarten.
Man spürt die Band dahinter
Das Artwork zeigt eine Collage aus einzelnen Körperteilen der Bandmitglieder, verschmolzen zu einem neuen Profil. Gleiches gilt für die Musik, die nah mit den Bandmitgliedern verbunden ist und gerade durch die zahlreichen Chorelemente verbindend wirkt. LÜT mögen zwar auf den Gleisen von Bands wie KVELERTAK, TURBONEGRO und ONDT BLOOD sliden, aber sie nutzen ihren ganz eigenen imposanten, funkensprühenden Zug. Auch “Mersmak” selbst befasst sich inhaltlich mit der Band, mit dem, was sie fühlen und ihnen während der Albumerstellung durch den Kopf ging. Hymnen über das Bereuen, die Freude an Freundschaft und Konzerten und das selbstbewusste Versprechen, dass die Band noch mehr auf dem Kasten und große Pläne hat.
Das ist nur ein Vorgeschmack
Mersmak ist ein norwegisches Eigenwort, das so viel bedeutet wie: Das ist nur ein Vorgeschmack, seid gespannt! Die Videos von LÜT werden häufig von der Band selbst gedreht, falls nicht, dann greifen sie stark in die Produktion ein. Sänger Markus hat ein Faible für visuelle Gestaltung und sieht dies als wichtigen Baustein zur Verbreitung der Message der Band. Da LÜT nicht ganz so grob wie KVELERTAK in ihren Anfangstagen sind, Black Metal gibt es hier gar keinen zu hören, sind sie etwas besser für den Einstieg geeignet (“Strictly Business”). Das Songwriting und die grandiosen Gitarren, macht sie aber auch für erfahrene HörerInnen interessant.
Singende Gitarren, das verbindet man sowieso mit norwegischen Punkrockbands und LÜT machen das keine Ausnahme. Verdutzt blickt man mehrfach während “Mersmak” zur Anlage. Was war das denn bitte? Unvermittelt zaubert die Saitenverantwortlichen große Melodien aus dem Hut, die man so nicht erwartet hat. Weder in der handwerklich beeindruckenden Spielweise, noch in deren massiver Nachdrücklichkeit. Dazu müssen LÜT noch nicht mal weit ausholen.
LÜT will save Scandirock
Mit dem ironischen “We Will Save Scandirock” winken LÜT dann in Richtung von THE GOOD, THE BAD AND THE ZUGLY, die 2015 die Frage nach den Rettern dieser Spielart in den Ring warfen. Das Lied ist schlichtweg perfekt. In zweieinhalb Minuten fackelt die Band eine Bandbreite ab, die manche in ihrer kompletten Karriere nicht vorweisen können. Sänger Markus sackt die HörerInnen im Vorbeigehen ein, LÜT beballern uns mit allen Trademarks. Das tun sie aber so charmant und fernab von jeglichem Baukastenprinzip, dass man einfach nur immer und immer wieder zum Repeat-Knopf greift. Wenn einer Scandirock rettet, dann ja wohl wir, so machen sich LÜT frech. Erlauben können sie sich die dicke Lippe auf jeden Fall, denn dieser zweite Aufschlag ist nicht nur mehr, als man erwarten darf, sondern auch äußerst vielversprechend für die weitere Karriere.
Macht euch bereit, denn wenn die Kerls auf die Bühnen losgelassen werden, kann sie erstmal nichts mehr stoppen.
Dauer: 35:03
Label: Crestwood Records
VÖ: 12.02.2021
Tracklist “Mersmak” von LÜT
Mersmak
Strictly Business
LÜTetro
Ingenting Angre P
Bangkok Nonstop
We Will Save Scandirock
Homme Fatale
VIEPÅ
Krei.
INDIÅ
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