XTR Human – Interior – Review
Einst als Post-Punkband gestartet, strecken sich XTR HUMAN auf ihrem neuen Album „Interior“ noch ein Stück weiter Richtung Dreampop, Cold Wave und Shoegaze. Alles musikalische Zutaten, die sich grundsätzlich gut vertragen, bei deren Vermengung man aber auf Ausgewogenheit und eine gewisse Qualität achten muss. XTR HUMAN haben in den letzten achten Jahren einigen Erfahrungen gesammelt und leisten sich dementsprechend keine Fehler.
Zurück in die Achtziger, aber mit Stil
Der Opener „With A Smile“ tänzelt leichtfüßig aus der Anlage und verdeutlicht die grundsätzliche Vorgehensweise von XTR HUMAN. In die Fluffigkeit grätschende Gitarren und ein durch Synthies verstärktes – tanzbares, aber düsteres – Soundfundament halten den Faktor Pop so klein wie notwendig. Der stabile Gesang von Johannes Stabel kümmert sich um das Niveau und erinnert nicht selten an die ganz Großen. Lediglich im etwas düster schunkelnden „On Miracles“ hätte man sich noch mehr Drama, im Sinne eines Tom Smith von EDITORS, gewünscht. Die Instrumentalfraktion gibt in dieser Hinsicht aber alles, was auch diesem Song eine gewisse Klasse verleiht.
Grundsätzlich kann man attestieren, dass der Zusammenstoß von Düsternis, Kälte und hoffnungsvollen Melodiebögen als Kontrast sehr gut funktioniert. XTR HUMAN interpretieren den Pop lediglich mit seiner Eingängigkeit und gehen in puncto Niveau keinen Kompromiss ein. Selbst wenn die Texte auf das Nötigste heruntergebrochen scheinen, stützt das musikalische Korsett mit der nötigen Tiefe. Auch der etwas prominentere Einsatz von Synthies, der XTR HUMAN einen charmanten Touch der Achtzigerjahre verleiht, erfolgt stets zweckdienlich und niemals preiswert („Dreams“,“Hearst“, „Giants“).
„Beauty has do die“
„Interior“ von XTR HUMAN hält viele Spitzen bereit. Den dominanten Bass in „New Dawn“, der die HörerInnen zum Tanzen zwingt und der sich ergießende Refrain, der dann vehement auf ein Finale zusteuert. Auch das folgende „Mask Of Faith“ nutzt den gleichen Antrieb mit Erfolg, die Gitarren entkoppeln sich zwischendurch vollkommen und scheinen einmal durchzulüften. Und „Giants“ weckt Erinnerungen an die großartigen XTC, aufgrund des verschwurbelten Konzepts und seiner Unvorhersehbarkeit. Mit von UffzUffz angetriebenem Gothic-Geschunkel haben XTR HUMAN wirklich rein gar nichts zu tun, dies verhindert schon der schwermütige Unterton.
XTR HUMAN orientieren sich sicherlich an bekannten und leider größtenteils verstummten Bands der Hochzeit des Sounds. Aufgrund der nötigen Eigenleistung klingen XTR HUMAN aber nicht wie eine gut gemachte Huldigung, sondern wie Musiker, die den Sound tatsächlich fühlen. Um beim Albumtitel zu bleiben, das Haus ist geklaut, die innere Ausgestaltung aber individuell.
Dauer: 40: 51
Label: Blackjack Illuminist Records
VÖ: 29.05.2020
Tracklist „Interior“ von XTR HUMAN
With A Smile
On A Greater Scale
New Dawn
Mask Of Faith
On Miracles
Dreams
Hearst
Giants
Darkest Side
Goodbye
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