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Amyl And The Sniffers – Cartoon Darkness – Review

Die Senkrechtstarter von AMYL AND THE SNIFFERS melden sich mit dem vermeintlich wegweisenden dritten Album „Cartoon Darkness“ zurück. Eigentlich ein Selbstläufer – was soll das Quartett aus Australien jetzt noch falsch machen? Der energiegeladene Punkrock mit Tendenz zu 1977 stößt seit dem Debüt bei Jung und Alt auf offene Türen, die dynamischen Liveshows begeistern vom Fleck weg. Außerdem gilt es zu klären, ob AMYL AND THE SNIFFERS ihrem Ursound noch etwas Neues hinzufügen können, um auf Dauer nicht eindimensional zu werden. Das können sie tatsächlich, womit wir wieder bei der ersten Frage wären. Abgesehen vom etablierten Kopf-gegen-die-Wand-Punkrock, wagt sich die Band auch an leisere Töne und könnte damit in den Ohren einiger zum ersten Mal etwas falsch machen.

Mehr inhaltliche Tiefe beim Pogen

Abgesehen von den absolut effektiven Songstrukturen waren AMYL AND THE SNIFFERS auch inhaltlich nie wirklich redundant. Mit gestrecktem Mittelfinger und subversiven Ideen ging es immer aus der Sicht der Rebellen gegen alle, die sich für etwas Besseres halten. Auf „Cartoon Darkness“ setzt sich Sängerin Amy Taylor nun unter anderem kritisch mit KI, Klimakrise und sinnlosem Online-Aktivismus auseinander. Party machen und sich den Kopf freipogen oder leertanzen sind immer noch mögliche Bewältigungsstrategien, die AMYL AND THE SNIFFERS anbieten.

Allerdings ist der Ernst der Lage auch in den Texten spürbar: Weniger „I don’t give a fuck“, stattdessen logische Kausalketten, die von Informationsflut zu Depressionen führen. Der Spagat zwischen politischem Manifest und eigenem Erleben gelingt in Songs wie „Tiny Bikini“ und „Me And The Girls“ weiterhin. Amy als gutes Beispiel für freie Entfaltung von Frauen und über diskriminierenden Erfahrungen in der Musikbranche. Aber eben auch Amy aus der Position der Sängerin einer Rockband, die nochmal andere optische Ausdrucksweisen und Wirkflächen hat, als unsereins.

Auch mal ruhige Töne anschlagen

„Cartoon Darkness“ von AMYL AND THE SNIFFERS ist anders als die Vorgängeralben, bleibt sich aber in vielen Momenten treu. Songs wie „Pigs“, „Jerkin'“ oder „It’s Mine“ explodieren euch live unterm Hintern, und ob man sich mit der Bedeutung der Texte auseinandersetzt, bleibt jedem selbst überlassen. Spalten könnten die ruhigeren Gehversuche der Band. Nicht per se aufgrund des Tempos – das ist für ein Album in der Regel zuträglich. Eher wegen Amys Gesang, dem einiges an Kraft verloren geht, wenn sie weniger anstachelt. In „Bailing On Me“, einem Herzschmerzsong, ist der Ton zwar angemessen, aber da dem Song die packende Szene fehlt, plätschert er eher vor sich hin.

Im anschließenden „U Should Not Be Doing That“ verzahnen sich Uptempo und Gesang schon besser. Auch hier thematisieren AMYL AND THE SNIFFERS ein sensibles Thema: die Tatsache, dass einige Typen im Umfeld der Band subtil durchblicken lassen, dass der Erfolg einer Frau im Punk-Business eigentlich weniger zusteht.

Mal testen, was sonst noch so geht

„Cartoon Darkness“ von AMYL AND THE SNIFFERS ist ein erstes Herantasten an die Expansionsmöglichkeiten der Band. Sängerin Amy Taylor, Gitarrist Declan Mehrtens, Bassist Gus Romer und Drummer Bryce Wilson haben offensichtlich viel Mühe investiert, sich treu zu bleiben und gleichzeitig neue Wege zu erkunden. Fans der Band werden über einige Momente stolpern, aber um langfristig am Start zu bleiben, mussten AMYL AND THE SNIFFERS das tun.

Ihr Garage-Punk hat sie auf die großen Bühnen katapultiert, von daher wäre es fahrlässig, die Stimme nicht für Sinnvolles zu nutzen. Und bei dem wuchtigen Sound kann der eine oder andere ruhigere Moment nicht schaden. Wer die Band schon live gesehen hat, weiß, was für eine Energie sie sofort entfacht. Ihr werdet alle auch nicht jünger, merkt euch das!

Dauer: 33:51
Label: Rough Trade / Beggars Group
VÖ: 25.10.2024

Tracklist „Cartoon Darkness“ von AMYL AND THE SNIFFERS
Jerkin‘
Chewing Gum
Tiny Bikini
Big Dreams
It’s Mine
Motorbike Song
Doing In Me Head
Pigs
Bailing On Me
U Should Not Be Doing That
Do It Do It
Going Somewhere
Me And The Girls

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