Lest die Review zu "Beach Day" von ANOTHER SKY bei krachfink.de

Another Sky – Beach Day – Review

Um die Rockband ANOTHER SKY aus London und ihr zweites Album „Beach Day“ richtig greifen zu können, sollte man folgendes wissen: Entstanden ist die Platte in einer Kirche, ein Pfarrer, übrigens ein großer Fan der IDLES, bot ihnen Obhut an, nachdem ihnen der eigentliche Proberaum aufgrund von Überschwemmung abhanden gekommen ist. Die ersten Auftritte der Band fanden in kompletter Dunkelheit oder nur sehr spärlich beleuchtet statt, um sich komplett auf die Musik konzentrieren zu können. Akustik und eine veränderte, intensive Auseinandersetzung mit Resonanzen haben das Werk also beeinflusst. Dass niemand von der Band leben kann und stattdessen alle in äußerst prekären Situationen leben, zeigt den Druck unter dem sie stehen. Dem Druck, trotzdem alles auf die Kunst zu setzen, oder um ENTER SHIKARI zu zitieren: „To take away our expression, is to impoverish our existence.“

Himmel mit Wiedererkennungswert

Das merkt man der vielseitigen Musik des Quartetts deutlich an, eine Millisekunde vor jedem Ton, kommt ein Gefühl an. Die Art, wie sie ihre Songs komponieren, wie sensibel die Instrumente aufeinander reagieren und der Gesang von Catrin Vincent, sind außergewöhnlich und besonders. Die mannigfaltigen Einflüsse von ANOTHER SKY, die (wahrscheinlich teilweise eher unbeabsichtigt) von PEARL JAM, TOM PETTY und THE CRANBERRIES über COLDPLAY bis hin zu MOGWAI und RADIOHEAD reichen, machen die Musik im ersten Schritt zugänglicher. Aber ANOTHER SKY sind ein Band, die man unter vielen sofort wiedererkennt, da sie tatsächlich einen ganz eigenen Stil haben.

Brennende Wut von innen

Von einem „Beach Day“ erwartet man sich Entspannung, ANOTHER SKY lösen dieses Versprechen, zumindest auf musikalischer Ebene, ein. Es gibt keine aggressiven Ausreißer, wenn auch stets eine rockige Basis. Inhaltlich gehen sie allerdings genau dahin, wo es schmerzt. Im Zentrum der Platte steht tief eingekapselte Wut, die die einen still und brennend wie Feuer von innen auffrisst. Im schlimmsten Fall führt das irgendwann zu einem unkontrollierbaren Ausbruch, weshalb man sich schon vorher damit auseinandersetzen sollte.

Mit dem Titeltrack startet „Beach Day“ versöhnlich, sacht schwingende Gitarren verlassen sich auf den Gesang von Vincent, die schrittweise immer mehr Raum einnimmt und die Komposition zum dramatischen Klimax führt. Die Drums lassen das fatalistische „Uh Oh!“ nach vorne stolzieren, eine von typisch britischem Humor geprägte Hymne für ein trotziges Weitermachen gegen alle Widerstände. Man hat ja sowieso keine Wahl. ANOTHER SKY sind also mitnichten eine offensiv traurige oder schwermütige Band, „Beach Day“ ist äußerst lebendig.

Sensibles Miteinander

ANOTHER SKY beschränken sich in vielen Songs auch nicht auf eine einzelne Stimmung, lassen die Stücke immer wieder aufflammen oder pusten sie unvermittelt aus und starten vermeintlich neu. Die Vielfalt des Gesangs von Catrin Vincent ist enorm, das Zusammenspiel der Vier auffallend sensibel miteinander. Der Umgang mit der Vergangenheit, dem Verlust von vermeintlich sicheren Zuständen und das große Fragezeichen beim Blick in die Zukunft, profitieren davon. „Burn The Way“ ist trotzdem eindeutig ein Grunge-Hit, mit dem ANOTHER SKY mühelos die großen Stadien bedienen könnten. Feuerzeug schwenken oder anfangen zu weinen? Einerseits fest im Boden verankert und im Finale kreuz und quer lärmend, schwebt diese Komposition auch irgendwie frei.

ANOTHER SKY beherrschen die Kontraste, fordern sie aber nicht heraus, sie scheinen automatisch zu entstehen. Während RONAN KEATING eingebettet in viele Nanas „Life is a rollercoaster, just gotta ride it“ trällerte, singen ANOTHER BEACH: „Life is a playground for your fantasie…“. Soviel zur Einordnung und auch die Tatsache, dass „Swirling Smoke“ uns mit tanzbaren Beats ganz federleicht und beschwingt ins Finale taktet, macht die Platte rund. Alles scheint sich in Rauch aufzulösen, eine schwere Last wird von den Schultern genommen. Erstmal.

Man kann nicht alles ändern

Am Ende der Platte steht die Erkenntnis, dass man vieles nicht ändern kann („I Never Had Control“), aber die Auseinandersetzung mit dem Inneren immer der erste Schritt sein sollte. ANOTHER SKY sind ihre eigene Heilung und die in der Musik kanalisierten Emotionen, scheinen auch Menschen von außen anzusprechen. Man kann „Beach Day“ schlichtweg als gut gemacht und vielseitig schimmernde Rockplatte sehen. Das Herz sagt aber, da ist mehr.

Dauer: 44:02
Label: Virgin Music / Universal Music
VÖ: 01.03.2024

Tracklist „Beach Day“ von ANOTHER SKY
Beach Day
The Pain (Makes Me Feel Like I’m Alive)
A Feeling
Uh Oh!
I Never Had Control
Death Of The Author
Burn The Way
Psychopath
Playground
City Drones
I Caught On Fire
Star Roaming
Swirling Smoke

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