Bokassa – All Out Of Dreams – Review
Mit „All Out Of Dreams“ legt die norwegische Rockband BOKASSA aus Trondheim endlich ein neues Album vor. Ein ziemlich demotiviert wirkender Albumtitel, der im Kontext tatsächliche für Resignation im Kleinen und im Großen steht. Die eigene Bandgeschichte nimmt das Trio hier nicht aus, denn nach der großen Tour mit METALLICA und anderen Big-Playern wie JUDAS PRIEST, MASTODON und BARONESS, sahen sich die Musiker schon am Ziel ihrer Träume Die Realität ist eine andere.
Dabei bietet auch ihr viertes Album Rock vom Feinsten, der Härte und Melodie bestmöglich vereint und man hört auch deutlich, dass sie der Umgang mit den erfolgreichen Bands positiv beeinflusst hat. Es liegt also wohl eher an der schwindenden Zielgruppe, dass BOKASSA bisher noch keine Privatinsel mit Palmen und Freibier besitzen.
Auf sie mit gut gebrüllter Motivation
Schon der Opener „The Ending Starts Today“ brettern ohne Ansage durch die geschlossene Tür, BOKASSA wissen, wie man ein Album ordentlich eröffnet. Und von Beginn an verdeutlicht die ausgezeichnete Band, dass sie wirklich auf beiden Hochzeiten tanzen können. Die scharfen Riffs und das energiegeladene Schlagzeug werden von Harmonien im Zaum gehalten, sodass genau die richtige Essenz übrigbleibt. Die Platte spricht körperlich an und lässt sich definitiv nicht nebenbei hören oder ignorieren. Wer sich für „All Out Of Dreams“ entschieden hat, der hört wohl auch richtig zu und dreht Lied für Lied etwas lauter.
Es ist der Band tatsächlich gelungen, die Dynamik durchweg aufrechtzuerhalten und vieles von ihrer Power von der Bühne ins Studio zu transferieren. „All Out Of Dreams“ schwächelt nie, stichelt durchweg und regt gerade in den instrumentalen Momenten zum unbewussten Mitwippen an. Auf ausführliche Fingerhakeleien wird verzichtet, selbst wenn sie es könnten, im marschierenden „Bradford Death Squandron“ kommen sie auch so zum Ziel. Hier sind es die Gitarren, die im Kopf nachhallen.
Vielfältige Einflüsse im Sound von BOKASSA
Dass BOKASSA auf „All Out Of Dreams“ Lou Koller von SICK OF IT ALL am Start haben, mag auf den ersten Blick irritieren. Abgesehen von den offensichtlicheren Thrash-Metal-Anleihen, finden sich in ihrem Sound auch eine Menge Hardcore-Basics („No More Good Days“) und auch ihre politische Haltung ist der der Szene ähnlich. Mit ihrem Feature-Gast Aaron Beam von RED FANG teilen sie sich die Leidenschaft für Stoner Rock, der allerdings auf „All Out Of Dreams“ weniger zum Tragen kommen. Obwohl der Albumtitel eher lähmend wirkt und auf Stillstand hindeutet, stürmen BOKASSA unverdrossen nach vorne. Und das nur zu dritt, was man sich immer wieder verdeutlichen sollte.
An den Haaren selbst aus dem Dreck ziehen
BOKASSA werkeln auf „All Out Of Dreams“ definitiv nicht für sich alleine, sondern immer mit der Interaktion des Publikums im Hinterkopf. Dabei geht es nicht um plumpe Mitklatschparts (…ok, die gibt es auch mal…), sondern extra phrasierte Momente oder in Herz und Hirn sickernde Spitzen. Die Platte sprüht vor Tatendrang, Spielfreude und Leidenschaft. „Gung Ho!“ eben, eine Parole die im Zweiten Chinesisch-Japanischen Krieg geprägt wurde und heute oft im Zusammenhang mit Motivationsmanagement und einer angehängten Philosophie verwendet wird.
„All Out Of Dreams“ von BOKASSA ist ein bemerkenswert starkes Album und eine gute Gelegenheit, den Winterschlaf zu unterbrechen und jetzt schon auf den Festivalsommer zu freuen.
Dauer: 32:41
Label: Indie Recordings
VÖ: 16.02.2024
Tracklist „All Out Of Dreams“ von BOKASSA
The Ending Starts Today
Garden of Heathen (feat. Lou Koller)
Straight Edgelord
All Out Of Dreams
Bradford Death Squadron (feat. Aaron Beam)
Let’s Storm The Capitol
Everyone Fails In The End
Gung Ho
No More Good Days
Crush (All Heretics)
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