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Catch As Catch Can – Rational Anthems – Review

Die Rockband CATCH AS CATCH CAN aus der Rockcity Kassel widmet sich mit ihrer zweiten Platte den “Rational Anthems”. Also nicht, dass sie selbst sonderlich verkopft oder kĂĽhl-strategisch vorgehen wĂĽrden, es geht ihnen eher darum, unseren Blick auf (selbst)manipulative Prozesse in unserer Gesellschaft zu lenken, Verstrickungen zu entwirren, kapitalistische Rauchbomben zu entschärfen und dann aber auch wieder ganz schnell in ihre eigenen vier Wände zum Feierabendbierchen zurĂĽckzukehren.

Hui, klingt doch bisschen kompliziert, oder? Die Musik von CATCH AS CATCH CAN bietet aber dazu den passenden Gegenpol, hibbelig vorgetragener Sechzigerjahrerock, gespritzt mit bisschen Punk und intuitiv hymnisch vorgetragen. Wer aber nicht richtig hinhört, kriegt von der inhaltlichen Tiefe auf Wunsch einfach auch gar nichts mit. Das Motto für die Platte lautet also: Ratio aus, anthems on!

CATCH AS CATCH CAN, 2023

Ratio, no. Anthems, si!

Was CATCH AS CATCH CAN und ihr Album “Rational Anthems” so liebenswert macht, ist die echte Liebe zur Musik, die von ihren Herzen, ĂĽber die Finger direkt in die Instrumente flieĂźt. Wenn – wahrscheinlich per Faustkampf – entschieden ist, wer die Texte singen darf, scheint bei CATCH AS CATCH CAN alles wie von selbst zu laufen. Ihren Sack voll musikalischer Flöhe hat die Band verdammt gut im Griff, wäre auch tragisch, wenn sich die mittlerweile 9 Jahre Bandgeschichte nicht irgendwie positiv auf das Zusammenspiel ĂĽbertragen hätten. Ăśber ihr Artwork und in ihren Videos stellt die Band einen Zerrspiegel zwischen sich uns ihrer Kunst auf. Sich nicht so wichtig nehmen und nicht dem Retrotrend anbiedern, eine wichtige Zutat im Falle von “Rational Anthems”.

Bock 3000 fĂĽr alle

Musikalischen fangen CATCH AS CATCH CAN die geneigten Hörerinnen und Hörer ohne Verzögerung ein. Drehende Gitarren, viel Geschrammel, ein angespitztes Schlagzeug, ein drängelnder Bass und alle haben Bock 3000. Einige Szenen bleiben sofort im Ohr hängen, mancher genialer Ăśbergang erschlieĂźt sich erst beim mehrmaligen Hören. Aber die Band kann nicht nur vor die FĂĽĂźe schmettern, in “Surving The Good Life” geht es gemächlich zu und trotzdem nicht weniger drängend. Mit “Well Done” gibt es sogar ein gelungenes Instrumental, man muss auch nicht zu allem etwas sagen.

Dass die Platte ĂĽber das Hamburger Label La Pochette Surprise kommt und dort in einer Reihe mit Bands steht, die alle dem gleichen Ansatz folgen – echte Musik mit Ecken und Kanten von echten Menschen gemacht – lässt zumindest auf eine gute, musikalische Zukunft hoffen.

Ansteckend, liebenswert und unhip

CATCH AS CATCH CAN beleben mit “Rational Anthems” einen Sound wieder, der von jeher fĂĽr etwas Bodenständiges und Ehrliches stand. Ihre Interpretation davon ist ansteckend, liebenswert und sorgt garantiert dafĂĽr, dass auch Mutter und Vaddern mit den Schlappen wippen, wenn CATCH AS CATCH CAN ernsthaft Rock’n’Roll machen und auch bisschen an die BEATLES erinnern. Dementsprechend ist “Rational Anthems” auch komplett vom Zeitgeist entkoppelt und kann von keinen Trends abgehängt werden. Aus ernsthafter Ăśberzeugung sein eigenes Ding zu machen, wann und wie man es will und vollkommen unabhängig davon, ob es gerade hip ist… das ist immer eine gute Idee.

Dauer: 31:12
Label: La Pochette Surprise
VĂ–: 24.03.2023

Tracklist “Rational Anthems” von CATCH AS CATCH CAN
War Ain’t Over
#borntobeonline
Latent Stupor
Dogma
Medium Rare
Shrink
Alright (OK)
Schism
Barbwire
Phantom Time
Surviving The Good Life
Well Done
I Felt Wild

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