Lest die Review zu "Endless" von CLOWNS bei krachfink.de

Clowns – Endless – Review

Mit „Endless“ legt die australische Punkband CLOWNS ihr bisher bestes Album vor. Das liegt mit Sicherheit auch daran, dass die ultrasympathische Band eine wichtige Regel verstanden hat: You can’t kill the metal! Sortenrein war der Punk von CLOWNS nie, anfangs von Hardcore angerempelt, dann leicht progressiv, ausladend und auf dem letzten Album „Nature / Nurture“ offensiv mit dem Grunge schäkernd. Jetzt wird mit Metal gearbeitet, scharfes Riffing und die besten Tricks aus dem Thrash und Speed Metal geben „Endless“ genau den Anschub, den wir alle momentan brauchen.

Ein weiterer Grund für die hohe Einordnung von „Endless“ ist die Tatsache, dass es dem Produzententeam gelungen ist, die bemerkenswerte Energie von CLOWNS endlich von der Bühne auf die Rille zu ziehen.

Über die Zeit vor dem Ende

Schon der Einstieg in „Endless“ von CLOWNS ist grandios angeordnet. Das klimpernde Intro (verbindet sich übrigens mit dem Outro oder eben umgekehrt) verschafft uns gerade genug Zeit, um die Band vor dem inneren Auge auf der Bühne einlaufen zu lassen. Nach Stevies als Startschuss fungierendem Kampfgebrüll, befindet man sich gedanklich schon mit „Formaldehyd“ im wildesten Gerangel und stolpert dann, ohne Pause, in den scharfgeschnittenen Metal-Punk-Song „Scared To Die“. Die komplette Platte dreht sich um Vergänglichkeit, aber vor allem um die Zeit davor und die Möglichkeit, diese entsprechend zu nutzen.

Es handelt sich um ein aus lauten Tönen geschweißte Manifest mit dem Titel „Und jetzt aber erst recht!“, denn genau das war mal der Plan des Punks. Auch das Zusammenspiel zwischen Hanny und Stevie sticht auf „Endless“ hervor. Die beiden stacheln einander an und werfen sich die Bälle zu, heizen die Stimmung maximal auf („Enough’s Enough“, „Thanks 4 Nothing“) und man spürt, dass sie gleiche Werte teilen.

Aus dem Bauch heraus

Der augenzwinkernde Umgang mit politischen Themen macht momentan den entscheidenden Unterschied zwischen deutschen und australischen Bands. Während hierzulande mittlerweile ein Großteil offensichtlich den Antifa-Tarifvertrag gekündigt, eine Neuanstellung bei der Punkerpolizei gefunden und sich auf das lieblose (und auch unkreative) Abhaken von Themenblöcken konzentriert hat, versuchen es die Bands aus Down Under weiter mit Lärm und fun, fun, fun.

Und Sänger Stevie von CLOWNS macht es sich auf „Endless“ nicht unbedingt leichter, wenn er in „Bisexual Awakening“ davon brüllt, dass er mit deiner kompletten Familie ins Bett gehen könnte und somit seine bisexuelle Neigung offenlegt. Aber das ist leichter zu verstehen, als theoretische Abhandlungen und mehrfach glatt geschliffene Texte, die sich bei manchen Bands mittlerweile schon anhören wie Pressemeldungen.

Aus dem Loch mit Gebrüll

Mit „Death Wish“ sind CLOWNS deutlich mehr Metal als Punk und der neue Gitarrist Cameron Rust, erstmals auf einer CLOWNS-Platte zu hören, hat mit Sicherheit auch seinen Anteil daran, dass die Band nun häufiger mit den Gitarren die Türen eintreten darf. Die angestauten Ängste lassen sich über diesen aggressiven Kanal eben besonders gut entladen. Stevie macht sich auf „Endless“ ziemlich nackig, thematisiert den fragilen Zustand und die dunklen Momente, die er während der Isolation hatte.

Dass CLOWNS bei Fat Wreck Chords sind, ist kein Zufall und auch das hört man „Endless“ wieder deutlich an. „Quicksand“ klingt zwar wie bei NOFX vom Laster gefallen – „Sarah“ übrigens auch – wurde aber von CLOWNS mit einem schon fast elegischen Gitarreneinstieg und schönen Soli veredelt. Ein herrlich versöhnlicher Liebessong, der die Platte mit einer Mischung aus Wehmut und Trotz abschließt und ganz selbstverständlichen zwischen den Genres hin- und herhüpft.

Ohr schlägt Auge

Die einzige Sache, die CLOWNS wirklich nicht können, sind Cover gestalten (lassen). Wer also nach Auge kauft oder sich ästhetisch inspirieren lässt, wird hier nicht zugreifen. Wer sich überwinden kann, kauft dann aber eine der besten Punkplatten des Jahres. Man darf davon ausgehen, dass CLOWNS eigentlich schon wissen, wie Marketing funktioniert, aber dass ihre Songs allesamt vom Fleck weg komplett auf Anschlag aus der Anlage ballern, wird wohl nicht nur Strategie sein. Es ist schlichtweg eine Tatsache, dass unsere Zeit nicht „Endless“ ist und von daher, kann man sich viele Kurven sparen.

Zugreifen, eine der besten Platten des Jahres!

Dauer: 39:49
Label: Fat Wreck Chords
VÖ: 20.10.2023

Tracklist „Endless“ von CLOWNS
Endless
Formaldehyde
Scared To Die
Thanks 4 Nothing
Bisexual Awakening
I Got A Knife
Z3R0S$0N3S
Sarah
Death Wish
Enough’s Enough
Quicksand
A Widows Son

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