NOFX – Single – Album
Die amerikanischen Punk-Urgesteine NOFX melden sich mit ihrem neuen Album „Single“ zurück. Und das heißt, was es eigentlich immer heißt. Man weiß, was man bekommt. Man wehrt sich anfangs, weil das doch eigentlich schon seit mindestens 15 Jahren überholt ist und man erwischt sich dann immer wieder dabei, dass man zu einer Handvoll Songs doch ziemlich viel Spaß hat. An die Anfangstage werden NOFX niemals mehr heranreichen, aber vergleicht man „Single“ mit dem direkten Vorgänger „The First Ditch Effort“, dann ist da doch einiges passiert.
Schonungslose Offenheit, gekontert mit Humor
Dabei will man das beim Einstieg gar nicht glauben, denn mit „The Big Drag“ überschätzen sich NOFX erstmal auf allen möglichen Ebenen. Stop-and-Go liegt ihnen grundsätzlich, aber seeeeeehr langes Stop und dann nur seeeeehr gemächliches Go sind weder für FatMikes Stimme zuträglich, noch nutzt die Gitarrenfraktion in diesem Fall ihre Chance. Wie denn auch? Es ist Punkrock und der zieht bei NOFX nach vorne und wird nicht über fast 6 Minuten gestreckt.
Man ist also beinahe erleichtert, als mit dem schon seit fast einem Jahr bekannten „I Love You More Than I Hate Me“ das typische – oft monotone und manchmal echt einfallslose -Schlagzeuggetrappel einsetzt. Auch textlich fühlt man sich sofort heimisch, die Mischung aus schonungslos offen und unterschwellig albern hat Mike Burkett einfach drauf: „You’d cover my face when you’d fuck me, we were intimate without intimacy.“
„Fish In A Gun Barrel“ setzt sich mit der Beurteilung von Tätern auseinander und damit, wie wenig man über die Hintergründen der Tat erfährt. Eine Auseinandersetzung mit den Symptomen könnte natürlich langfristig helfen. Die mediale Berichterstattung ist natürlich schnell abschließend wertend und es wird kaum noch darüber gesprochen wie verrückt es ist, dass gerade in USA jeder beinahe ohne Probleme an eine Waffe kommt.
Gut gemeint, aber…
Mit „Fuck Euphemism“ legt FatMike einen deftigen und wahren Text vor. Er selbst beschreibt sich als Crossdresser und der LGBTQ-Community sehr zugewandt. Leider äußert er sich öffentlich nicht immer eindeutig als Feminist oder weltoffener, liberaler Mensch. Nicht nur musikalisch scheint die Zeit für manche stehenzubleiben. Ganz gleich, wie gut die grundsätzlichen Absichten sind. Wer sich aber nur auf das neue Album „Single“ konzentriert, erhält musikalische Power-Unterstützung für die gute Sache.
Der Abgesang auf die L.A. Punkszene „Doors and Fours“ hebt sich angenehm vom Altbekannten ab, NOFX rocken selten so breitbeinig, dabei steht ihnen das echt gut. Der Gesang ordnet sich konsequent Bass und Drums unter, wirkt manchmal beinahe nebensächlich und knallt genau deshalb hier besonders gut, während er sonst immer eher die Songs hektisch flankiert oder sogar überholt.
NOFX, ein Aushängeschild des Punks
„Birmingham“ trommelt sich in Rage und widmet sich dem Versacken und dem Moment, in dem keine Betäubung mehr hilft und man sich zwangsläufig für den Abgrund entscheidet oder die Veränderung anpackt. „Linewleum“ kommt mit aktualisiertem Text und AVENGED SEVENFOLD als Feature daher. FatMike weiß zwar nicht, warum „Linoleum“ der meist gecoverte Song von NOFX ist, hat sich aber mal durch alle weltweit geposteten Versionen geklickt und eine Art Hallo als Gruß an alle NOFXler verfasst. Mit Sicherheit gehört er zu den Aushängeschildern der Szene und alle von uns würden ihn sofort auf der Straße erkennen.
Wenn das Album nach gut 36 Minuten ins Ziel läuft, bleibt das beruhigende Gefühl, dass bei NOFX alle ist wie immer. Mein liebstes Album der Band wird für immer „Ribbed“ bleiben. Das neue Werk richtet sich eher an eine ältere Zielgruppe und wird weniger dafür taugen, neue Punkies für die Musik zu begeistern. Die sind musikalisch und argumentativ schon längst weitergezogen.
Dauer: 36:23
Label: Fat Wreck Chords
VÖ: 26.02.2021
Tracklist „Single“ von NOFX
The Big Drag
I Love You More Than I Hate Me
Fuck Euphemism
Fish in a Gun Barrel
Birmingham
Linewleum (feat. Avenged Sevenfold)
My Bro Cancervive Cancer
Grieve Soto
Doors and Fours
Your Last Resort
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