Glitterer – Looking Through The Shades – Review
Menschen, die schon genervt sind, wenn ein Song ausläuft und kein festes Ende hat, sollten „Looking Through The Shades“ von GLITTERER gar nicht erst anhören. Ned Russin, Sänger und Bassist von TITLE FIGHT hat hier quasi seinen Ideen und interessante Ansätze festgehalten. Richtig geformt oder daran gefeilt hat er nicht. Er lässt meistens flächige Wave-Gitarren in Metallophonklänge und Lullaby-Synthie aufeinanderprallen oder Hand in Hand gehen. Darüber schwebt sein drängender, sehr markanter Gesang. Manche Songs zehren davon knappe 2 Minuten, die meisten laufen in eineinhalb Minuten ins Ziel. Was GLITTERER damit aber erzeugen, ist ein gewisser Bedarf nach mehr und eine nicht greifbare, aber deutlich spürbare, Stimmung.
Wer beobachtet hier eigentlich wen?
Dass GLITTERER es schaffen, in dieser kurzen Spielzeit fast jedem Song einen bemerkenswerten Moment oder eine merkliche Spitze zu verpassen, ist die wahre Kunst an dem Album. „Of More Being“ ist ein halbminütiges Instrumental, das an die Wehmut und die Entrücktheit von MATTY erinnert und mitnichten gestrichen werden darf. Songs wie „Put Ourselves Away” oder „News“ müsste man nur etwas in die Länge ziehen und aufspritzen, um sie problemlos auf der (hoffentlich bald kommenden) nächsten TITLE FIGHT Platte zu platzieren. Vorausgesetzt, die Band macht nicht überraschenderweise wieder einen Schritt zurück zu krachigem Post-Hardcore. GLITTERER ist aber unterm Strich gar nicht so weit von TITLE FIGHT entfernt. Russin scheint sich nur noch etwas tiefer in seine Höhle zurückgezogen zu haben, so richtig verbunden fühlt man sich mit ihm nicht.
Schön, aber bitte ausarbeiten
„Looking Through The Shades“ ist ein ungewöhnliches Album, über dem eine Mischung aus Gedankenfreiflug und bedrückender Traurigkeit liegt. Ein intensives Album, für dessen Songs ich mir eine gründlichere Ausarbeitung gewünscht hätte. GLITTERER haben also, wie schon eingangs erwähnt, einen sehr treffenden Albumtitel gefunden. Man weiß nur nicht so genau, wer hier eigentlich wen beobachtet. Man kann auch den Eindruck gewinnen, dass GLITTERER selbst ihre Kompositionen nicht so greifen können. Wie nach einem Traum, wenn man schnell alles aufschreiben will und sich dann doch nur an Fragmente erinnert.
Für Leute, die…
akzeptieren können, wenn Dinge unfertig sind.
Dauer: 21:25
Label: Anti/Epitaph
VÖ: 12.07.2019
Tracklist “ Looking Through The Shades“ von GLITTERER
The Race
Again
Anxious Eyes
1001
Destiny
Of More Being
Put Ourselves Away
Building
Two
Perfect
The News
Digging In The Trash
Wallpaper
Distraction
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