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Gringo Mayer – Laav – Review

Die Frage, ob man mit „Laav“ von GRINGO MAYER etwas anfangen kann, wenn man nicht gerade aus Ludwigshafen, Mannheim (Lumbehaafe un Monnem!) und Umgebung kommt, stellt sich eigentlich nicht. Die titelgebende Liebe ist das Ausgangsgefühl der meisten Songs und bekanntlich nonverbal verständlich – ebenso wie mit Leidenschaft gespielte Musik und aus dem Leben gegriffene Texte, die niemanden beeindrucken wollen. Wer in der hässlichsten Stadt Deutschlands geboren ist, hat wenig zu verlieren, ist hart im Nehmen, und Menschen aus der Pfalz sind sowieso unbequem direkt.

Über die wesentlichen Pole Tragik und Witz

GRINGO MAYER erzählt in seinen Songs über das, was er beobachtet: die skurrilen Momente des Lebens und die im Alltag versteckten Lichtblicke, wenn eigentlich alles gerade zu arg ist. Kurpfalz-Indie-Pop klingt als Genre ziemlich unsexy – vielleicht sollte man eher mit der universellen Emotionalität punkten, die „Laav“ durchweg trägt. Ähnlich wie seine österreichischen Vorbilder verbindet GRINGO MAYER die beiden wesentlichen Pole Tragik und Witz miteinander – ein Umstand, den alle sehen, aber nur wenige in seiner Schlichtheit ausstellen. Stattdessen wird die Realität oft lieber mit zuckrigen Pop-Gesten und pathetischen Aufbauten überdeckt.

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GRINGO MAYER 2024, Foto von Christina Gotz

Ludwigshafen, wie New York bei Wish bestellt

„Laav“ von GRINGO MAYER hat etwas Beruhigendes und hilft letztendlich, sich mit dem Normalzustand zu arrangieren – ein Effekt, den man generell gut gebrauchen kann. „Kä Beweise“ erzählt uns sanft wiegend die Geschichte von einer stillen Liebe, einem kleinen Glück, das in der kleinsten Hütte stattfinden kann: Liebe zwischen Menschen, zu Orten oder zu Atmosphären. Das folgende „Fabrigg“ spielt auf jeden Fall auf die in Ludwigshafen ansässige BASF an – Fluch und Segen für die Stadt und für viele Menschen in Ludwigshafen eine vertraute Skyline und ein Symbol für den einstigen Wohlstand. Unser New York bei Wish bestellt, sozusagen. GRINGO MAYER verpackt dieses Gefühl in einen retrospektiven Blick, flankiert von Bläsern und einem herrlich anschwellenden, von den Instrumenten dominierten Refrain.

Arm in Arm, direkt aus dem Herz gebrüllt

Wer bisher noch keine Berührung mit GRINGO MAYER hatte und sich „Laav“ als von Folk und Chansons dominiert vorstellt, liegt falsch. „Pfütze“ ist beispielsweise ein fluffiger Indie-Pop-Song, der eine beeindruckende, schon fast New-Wave-artige Spannung hält und genau deshalb Raum bietet, sich komplett darin zu verlieren. Bei „A Wo Simma Dann“ sind die Inspirationen von GRINGO MAYER besonders spürbar: Seine sanfte Auflehnung gegen die auch in der Pfalz verbreitete Regelhüter-Mentalität könnte auch aus der Feder von VOODOO JÜRGENS stammen.

Der wird im Sommer gemeinsam mit GRINGO auf dem Zeltfestival Rhein-Neckar spielen. Das sind auch die Momente, in denen die Musik von „Laav“ nochmals ganz anders wirkt: Arm in Arm, direkt aus dem Herz gebrüllt und in Gesellschaft von anderen – do knallt die Laav vum GRINGO richdisch noi!

Dauer: 36:44
Label: Olwer Records
VÖ: 17.01.2025

Tracklist „Laav“ von GRINGO MAYER
Niemand wie du
Wasn los
Kä Beweise
Fabrigg
Pfütze
Ewe Longts
Wahri Liebe dud weh
A wo simma dann
Muss do net sei
Laav

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