Sleep Token – Sundowning – Review
Wer die britische Band SLEEP TOKEN noch nicht kennt, sollte „Sundowning“ auf jeden Fall mindestens einmal durchhören, bevor er seine erste Meinung zum Sound bildet. Der mysteriöse Künstler hat eine beeindruckende Bandbreite, die mehrere Genres logisch und vor allem emotional passend miteinander verknüpft. In der entsprechenden Szene hat sich SLEEP TOKEN schon ohne Album einen Namen gemacht, viele seiner Kompositionen sind also schon bekannt. Man hätte deshalb befürchten können, dass „Sundowning“ wie lieblose Flickschusterei klingt, dem ist aber nicht so.
Die zwölf Songs kommen aus einem Guss und ergänzen sich gerade in ihrer Diversität. Die Message, die die Band an unser Unterbewusstsein schickt, beinhaltet, dass unterschiedliche Stimmungen und Ausdrucksweisen nebeneinander existieren und sogar aus einer Feder stammen können. Willkommen beim Mysterium Mensch.
Einmal alles, aber mit Gefühl
Das anschwellende „The Night Does Not Belong to God“ darf „Sundowning“ eröffnen, SLEEP TOKEN sind nicht auf brachiale Türöffner angewiesen und lassen es sphärisch angehen. Im folgenden „The Offering“ gibt es dann allerdings die harte Kante zu spüren, womit man eindimensionale Entweder-oder-Hörer ausreichend eingewiesen haben sollte. Es gibt viele Bands, die beide Extreme aufeinanderprallen lassen. Nicht jeder Übergang sitzt dann und meistens gefällt den HörerInnen dann eine Seite einfach besser. SLEEP TOKEN schaffen es von elfenhaftem Falsettgesang, mit Klavier an der Hand, zu harten Djent-Riffs zu schwenken.
Und zwar so nachvollziehbar, dass es sich nicht aufdrängt. „Sundowning“ wirft die Frage auf, wann überhaupt zuletzt gute Balladen geschrieben wurden („Give“). Also echte Balladen ohne Fremdschampotential. Vollkommen unbefangen und authentisch singen SLEEP TOKEN von love snd angels und packen ganz selbstbewusst Lyrics auf die Karte, die sonst nur weniger angenehmen Popbands vorbehalten waren.
In „Dark Signs“ offerieren uns SLEEP TOKEN bluesig-kratzigen Gesang, schön flach über einer elektrisierenden Bassline schwebend. „Higher“ hält post-rockige Flächen bereit und erschafft eine ehrfürchtig, kathedralische Stimmung. In solchen Momenten wird der exzellente Schlagzeugsound ins Rampenlicht gestellt. Wie Feuer vom Himmel, so singen SLEEP TOKEN selbst in dem Djent-lastigen, metallischen „Gods“, eine gute Beschreibung für den eigenen Sound.
Do you like the way it feels?
Nicht alles, was man musikalisch auf den Tisch bekommt, ist automatisch Kunst. Muss es auch nicht sein. Es reicht, wenn eine Person sich ausdrückt und mindestens eine andere damit berührt oder inspiriert. Im Falle von „Sundowning“ drängt sich der Kunststempel allerdings auf. Da wurde ganzheitlich gedacht, mehrstufig komponiert und in jedem Moment einen festen Stand. Exemplarisch für diese Herangehensweise steht ein vielschichtiger Song wie „Sugar“, der mit seiner kühlen Spieluhrenatmo sofort ins Ohr geht. SLEEP TOKEN ist eine besondere Ausnahmeband, die Fans von AGENT FRESCO genauso gefallen dürfte, wie Anhängern von LEPROUS oder ZEAL & ARDOR. Das Ungewisse und der geheimnisvolle Nebel, die SLEEP TOKEN umgeben, kommen noch als zusätzliche Facette dazu. Musik, die nachhallt.
Dauer: 50:34
Label: Spinefarm (Universal Music)
VÖ: 22.11.2019
Tracklist „Sundowning“ von SLEEP TOKEN
The Night Does Not Belong to God
The Offering
Levitate
Dark Signs
Higher
Take Aim
Give
Gods
Sugar
Say That You Will
Drag Me Under
Blood Sport
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