Stake – Critical Method – Review
Die vier Belgier melden sich, unter dem neu gewählten Banner STAKE, mit ihrem sozusagen ersten Album „Critical Method“ zurück. Der Sound soll gereifter klingen und das Quartett ist fest entschlossen, die introvertierte Trauer ihres Sängers, um seinen leider viel zu früh verstorbenen Bruder, aus dem Zentrum zu nehmen. Es geht darum, sich kollektiv zu öffnen und als Band noch breiter aufzustellen. Dazu war es auch nötig, den von eben diesem Bruder initierten früheren Bandnamen STEAK NUMBER EIGHT abzustreifen und mit ihm wahrscheinlich auch die Naivität und die Unbeschwertheit, mit der die vier Freunde damals als kleine Knirpse ihre Band starteten.
Wie Phönix aus der Asche
Typisch stoisch riffen STAKE im Opener auf den Plan, immer wieder unterbrochen von Brents deutlich gereiftem, melodischem Gesang und post-mathigen Gitarren. STAKE sind und waren immer Freunde von musikalischer Freiheit und Improvisation. Wer die Band schon live sehen durfte, konnte Zeuge dessen werden, was aus echter, künstlerischer Offenheit im Moment entstehen kann. „Cricital Method“ streift harten Grunge deshalb genauso folgerichtig, wie Sludge und Hardcore und Rock, beides mit Post vor dem Bindestrich. „The Absolute Center“ präsentiert außerdem eine der größten Stärken von STAKE. Im druckvollsten Moment können die Musiker ihre Kompositionen komplett abkoppeln, einmal auf den Kopf drehen und den Hörer nach und nach abheben lassen. Im eskalierenden Finale improvisiert Brent und lässt sich vom fließenden Ausklang seiner Bandkollegen einfach mitreißen.
Immer Richtung Abgrund riffen die Gitarren bei „The Human Throne“, während Drummer Joris sich mit seinen Drums fast gegen den Ansturm zu wehren scheint. Leicht neben dem Takt, aber nicht minder mitreißend skandiert Brent im Abgang in einer Art anschwellenden Wutrede.
Ein schöner Fiebertraum
STAKE bauen immer auf einem rockigen Grundgerüst auf, privat legt Sänger Brent aber auch mal harte Technosessions auf – um sein musikalisches Gehirn auf Null zu setzten – und das massiv rhythmusbetonte „Doped Up Salvations“ hat einen Schlag davon abbekommen. (Übrigens schön kleine „Hello Joe“-Hommage im Mitteilteil, sicherlich unbeabsichtigt.) Auch „Catatonic Dreams“ zehrt ganz sicher von Erfahrungen, die STAKE auf einer Tour mit MASTODON machen durfte. Wie eine Welle von Mauern bauen sich Gitarre und Bass im Team, mit der Beharrlichkeit eines Fiebertraum, immer wieder vor dem Hörer auf. Der flirrende Übergang leitet dann in das versöhnende, melodisch-melancholische Ende ein. Selbst wenn das dann nicht strukturell geordnet, sondern wie ein Sack bunt ausgeschütteter Fragezeichen klingt.
Leidenschaftliches Chaos
Obwohl es im Studio nun nicht mehr nur um Pipi und Pupsen geht, sind STAKE natürlich mitnichten zahm oder vorhersehbar geworden. Selbst wenn es mit „Devolution“ einen flach atmenden Song gibt, dann ist dieser doch nicht weniger ausgeschmückt und ergreifend. Wie wild gewordene Rhinozerose stapfen sie weiterhin tollkühn nach vorne („Careless“), allerdings sind die zwischengeschalteten Ruheopole dieses Mal noch epischer und noch ausladender geraten, als schon auf dem ebenfalls grandiosen Vorgänger „Kosmokoma“. Brent, Joris, Jesse und Cis sind und bleiben der heiße Scheiß aus Belgien und „Critical Method“ ist mein Album des Jahres. Blindes Vertrauen, das gemeinsame Wachsen und die Freundschaft zwischen den vier Kerls, das macht STAKE zu etwas Besonderem.
Dauer: 39:17
Label: Hassle Records
VÖ: 01.11.2019
Tracklist “Critical Method” von STAKE
Critical Method
The Absolute Center
Careless
Human Throne
Catatonic Dreams
Devolution
Doped Up Salvations
Eyes For Gold
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