Borknagar True North Coverartwork

Borknagar – True North – Review

Die norwegische Avantgarde-Black-Metal-Band meldet sich mit ihrem elften Album “True North” zurück. Einiges hat sich innerhalb der Band verändert, lasst uns das kurz ordnen: I.C.S. Vortex (Ex-DIMMU BORGIR, ARCTURUS…) ist am Mikro zurück, zuständig für beiden Stile, er löst Andreas “Vintersorg” Hedlund (VINTERSORG) ab . Lars A. Nedland (SOLEFAD, AGE OF SILENCE) unterstützt ihn bei dem klaren Gesang und am Keyboard. Gitarrist Jens F. Ryland, und das Schlagzeug-Wunderkind Baard Kolstad (LEPROUS) haben sich ebenfalls verabschiedet.

Die Saiten übernimmt Jostein Thomassen und hinterm Kesseln sitzt nun Bjørn Dugstad Rønnow. Klingt wahnsinnig kompliziert und nach starker Veränderungen, dem ist aber nicht so. Denn über allem thront weiterhin Øystein G. Brun, der maßgeblich für BORKNAGAR und alle Kompositionen verantwortlich ist.

Borknagar-Band-2019
Borknagar, 2019

Durchatmen, am progressiven und einzigartigen Sound ändert sich nichts. Im Gegenteil “True North” zeigt die Band in der optimalen Endstufe. Im Bezug auf Sound, Songwriting und Atmosphäre gibt es hier nichts zu verbessern. Lehnt euch zurück und genießt.

Unvergleichlich anspruchsvoll, wie immer

Sucht man zwingend nach Veränderungen, dann darf man Bruns Vorversprechen, “True North” sei das abwechslungsreichste Album der Band bisher, zustimmen. BORKNAGAR ist es wieder mal gelungen, anschwellende, elegische, musikalische Epen zu schreiben, die ihresgleichen suchen. Und jede der angebotenen Emotionen, Wendungen und Stilwechsel beherrschen sie perfekt. Harscher Black Metal schwenkt rüber zu Drama oder Folk, die Kontraste könnten nicht stärker sein. “Thunderous” leitet das Spektakel mit knappen acht Minuten ein und schon nach weniger als zwei Minuten ist man komplett versunken in dem Song und komplett erschlagen von der Dichte.

Das fröhlich folkige “Up North” macht es einem da schon einfacher, ist aber nicht weniger gehaltvoll. Wie BORKNAGAR es schaffen bei diesem derart dichten und ineinander verschlungenen Songwriting zahlreiche Widerhaken zu verstecken, ist mir schleierhaft. Die gut gelaunte Orgel wird abgelöst von einer Art Gitarren- und Drumsturm, der den Hörer aufgreift, mit ihm davon reitet und dann die Stimmung nochmals komplett dreht.

Nachvollziehbar überraschend

BORKNAGAR hängen den Hörer nie komplett ab, beziehen ihn immer wieder mit ein. Nicht wenig auf “True North” eignet sich zum Tanzen, Mitklatschen und Mitsingen. “The Fire That Burns” ist ein einziger Ohrwurm, dramatisch anschwellend und im nächsten Moment zackiger und schneller, als der höchste Berg Norwegens. Alleine das entspannende (in diesem Zusammenhang sic!) Doublebass-Drumming, das zum voluminösen warmen Gesang genauso gut passt, wie zum spitzen Schreien, ist bemerkenswert.

Auch das melancholische “Wild Father’s Heart” weiß mit seinem schon fast trägen Schwermut und dem kurzen, aber feinen, Finale zu begeistern. Besonders das klirrende “Mount Rapture” hat es mir angetan, hier tragen BORKNAGAR wahre Schlachten aus und eskalieren in grindigen, aber sehr eleganten, Black-Metal-Passagen. Man beachte besonders hier die Soundfeinheiten und die kleinen kreativen Schliffe wie das Soli oder die polyrhythmisch auftragenden Gitarren.

BORKNAGAR sind und bleiben besonders

Die Abwechslung bei BORKNAGAR bezieht sich nicht nur auf den Gesang und die Verknüpfung der musikalischen Stilelemente. Mastermind Øystein G. Brun verfügt über ein unfassbar gutes Gespür für seine Songs und gibt Ihnen genau das, was sie brauchen. Das kann ein für 3 Sekunden vorangestellter Bass sein, drei eingeschobene Akkorde auf der Akustikgitarre oder ein weit entfernter Schrei. Fast peinlich genau sind alle Songs durchdacht und wirken dabei in keiner Sekunde klinisch oder böswillig kalkuliert. Die Individualität von BORKNAGAR ist und bleibt meisterhaft, “True North” ist ein weiterer Nachweis dafür. Top!

Dauer: 59:10
Label: Century Media Records
VÖ: 27.09.2019

Tracklist “True North” von BORKNAGAR
Thunderous
Up North
The Fire That Burns
Lights
Wild Father’s Heart
Mount Rapture
Into The White
Tidal
Voices

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