The Soft Moon – Exister – Review
THE SOFT MOON meldet sich mit „Exister“ zurück, ein Albumtitel, der (bei mir) irgendwie Angst auslöst. Denn wenn uns erstmal allen klar wird, wie banal unsere Existenz ist und wie nichtssagend unsere piefigen Lebensgeschichten, Gedanken und Wünsche im Kontext der gesamten Menschheit erscheinen, na ja dann existieren wir tatsächlich in erster Linie, und zwar ohne großen Sinn oder Verstand.
Hinter THE SOFT MOON steckt der Multiinstrumentalist Luis Vasquez und gerade für dieses Album, kündigte er an, eine Menge vielversprechende Veränderungen in seinem Leben durchlaufen zu haben. Diese werden mit Sicherheit den Weg auf die Platte gefunden haben, aber weniger plakativ, als man meinen mag.
Wir sind alle Nichts
Dass THE SOFT MOON aufgrund der geänderten Situation der zur Verfügung stehenden, kreativen Freiräume nun weniger flüstern singen musste, fällt den Menschen, die 08/15 zuhören gar nicht auf. Dass sein Onkel nach 40 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wurde und auch die komplizierte Sohn-Mutter-Beziehung, beides drängt sich textlich nicht offensiv auf. Aber Songs wie das ultraeingängig „Become The Lies“ lassen sich auf beide Themen transferieren. Auch die Verflechtung der Sirenen in dem Song „Stupid Child“ sind in Kombin mit dem erhöhten Herzschlagtakt kein Zufall.
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass Vasquez beide Extreme verlängert hat. Noch tanzbarer und zugänglicher in manchen Momenten, aber auch herrlich verstörend und progressiv in anderen. Man kann sogar so weit gehen zu behaupten, dass einige Stücke auf „Exister“ keine klassische Musik sind. Viele eher sind es aufgegriffene, tiefergelegte Emotionen, wie sie sonst nur Bands wie 65DAYS OF STATIC nach oben fördern. Auch „The Pit“ klingt eigentlich nur wie ein tatsächlicher O-Ton aus der Schlangengrube in unseren Herzen. Während die Außenwelt unermüdlich auf uns einhämmert, ist es schwer nach oben zu kommen.
Ganz tief unten sieht es düster aus
Am besten sind die Momente, in denen auf „Exister“ von THE SOFT MOON beides zusammenläuft, sich nicht harmonisch miteinander verbindet, sondern eher zwangsläufig miteinander verhakt („Face Is Gone“). Weiterhin macht Vasquez Musik, die man live am besten im Tunnel genießen möchte. Keine vereinende Partymucke, bei der man wildfremde Leute umarmt. Sondern eher Musik, die das Innere anzapft und zu der sich ekstatisch abzappeln lässt, um den inneren Druck abzubauen. Dass es ganz tief unten unter Umständen nicht besonders harmonisch, sondern eher bizarr zugeht, ist nichts Neues.
Dementsprechend sind viele Momente auf „Exister“ eher abweisend, aber durch ihre penetrante Noisehaftigkeit auch irgendwie charmant liebevoll. Wenn Vasquez in „Monster“ zynisch singt „I’m sorry for the lies I told you“, dann wirkt die musikalische Ummantelung gleichzeitig aufrichtig, harmonisch und doch irgendwie alarmierend und falsch. Wahrscheinlich genau das Gefühl, das einen ergreift, wenn man solche Worte hört.
„Exister“ von THE SOFT MOON ist ein 1:1 Album, erst dann entfaltet es die tatsächliche Wirkung. Eine richtige Platte zum Ballern über den Kopfhörer oder eben zum hektischen Tanzen im Strobo, der am besten so hektisch ist, dass man seine Umgebung vergisst.
Dauer: 36:56
Label: Sacred Bones Records
VÖ: 23.09.2022
Tracklist „Exister“ von THE SOFT MOON
Sad Song
Answers
Become The Lies
Face Is Gone
Monster
The Pit
NADA
Stupid Child
Him feat. Fish Narc
Unforgiven feat. Ali Logout
Exister
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