156/Silence – Irrational Pull – Review
Die metallische Hardcore-Band 156/SILENCE und ihr Album „Irrational Pull“ in irgendeiner Weise in Verbindung mit dem Wort Stille zu bringen, ist schon absurd. Das Quintett aus Pittsburgh startet mit einer heftigen Wucht und noch mehr Wut in ihr Album. Am Anfang ist da nur pure Dunkelheit und heftiges Geifern, die beiden Gitarristen Jimmy Howell und Ryan Wilkinson haben eine dicke Wand aus Gitarren aufgezogen, an der erstmal nichts vorbeikommt.
Keine Seifenblasen in Sicht
Sänger Jack Murray pendelt grundsätzlich zwischen aggressivem und niederschmetterndem Gebrüll. Nach einem extrem kühlen Start gönnen 156/SILENCE uns und sich einige Lichtblicke. Disharmonische, bedrückende Sounds zerschneiden den scharfen Ritt und lockern die Szenerie etwas auf. Aus dem groben Takt geraten die Musiker dabei nie und Seifenblasen sind weiterhin fehl am Platz. Es wird nicht so tanzbar wie bei TURNSTILE, nicht so futuristisch wie EMPLOYED TO SERVE oder gar CODE ORANGE und weniger groovend, als bei SHOW ME THE BODY. Trotzdem teilen sich 156/SILENCE die musikalische DNA mit genau diesen Bands. Und bei all der Verzweiflung, die in den Texten und den dunklen Sounds mitschwingt, wirkt die Band doch selbstbewusst as fuck.
An einem Strang
156/SILENCE sind bemerkenswert gut aufeinander eingespielt. Jedes Zucken und jeder Taktwechsel sitzen auf den Punkt. Die Instrumentalverantwortlichen tragen jede Nuance von Jack Murrays Gesang. Wenn er sich besonders in Rage singt, grätschen die Gitarren alarmierend dazwischen oder donnern drohend an seiner Seite („High Dive in a Low Well“, „Conflict of Interest“). Wenn er emotional am Boden zu sein scheint, spannen seine Kollegen triste, aber wunderschöne, Melodiebögen („Denouement“, „No Angel“). 156/SILENCE schaffen schöne atmosphärische Momente („Lost Visual“) und greifen nicht immer auf gewaltvolle Attacken zurück.
Je tiefer, desto intensiver
Je tiefer 156/SILENCE mit uns herabsteigen, umso intensiver wird „Irrational Pull“. Das Album schließt mit einer Coverversion von ALICE IN CHAINS „Them Bones“ ab. So herrlich zu sehen, dass sich auch 28 Jahre später noch Bands mit dem Schmerz von Layne Staley identifizieren können. Dann war es zumindest für irgendetwas gut. „Irrational Pull“ von 156/SILENCE ist eines dieser Alben, dass dich erst total ernüchtert und richtiggehend fertig macht. Aber am Ende, wenn man die unterschiedlichen Stufen durchlaufen hat, fühlt es sich fast reinigend und irgendwie befreiend an. Es lohnt sich dringend, das Album mindestens einmal komplett durchzuhören, um überhaupt die dargestellt Katharsis verstehen zu können.
Dauer: 44:53
Label: SharpTone Records
VÖ: 27.11.2020
Tracklist „Irrational Pull“ von 156/SILENCE
High Dive in a Low Well
God’s Departure
Taste of Ashes
Upset / Unfed
Lost Visual
Problem Addict
Conflict of Interest
By a Thread (I Suspend)
Irrational Pull
Denouement
Vexation
No Angel
Them Bones (ALICE IN CHAINS cover)
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