Blessings – Biskopskniven – Review
Mit „Biskopskniven“ legt die schwedische Crust-Post-Hardcore-Band BLESSINGS ihr zweites Album vor. Gibt man den Albumtitel in den Google Translator ein, spuckt dieser „Das Messer des Bischofs“ als Übersetzung aus. Will man den Sound der Band schnell auf den Punkt bringen, dann trifft es eine böse drückende Version von BARONESS genauso, wie eine Prise CONVERGE und alte CROWBAR-Findlinge. Und trotz der massiv vertonten Bitterkeit und der spürbaren Wut an jeder Ecke, ist „Biskopskniven“ in erster Linie ein schönes Album. Trotzdem hat man als Hörer*in das Gefühl, ständig auf der Hut sein zu müssen. Sprengen BLESSINGS gleich etwas in die Luft, steigert sich die Verzweiflung gleich zu blindem Wahnsinn?
Wie ein Pulverfass
Genau diese enorme, schon fast greifbare Spannung ist einer der vielen Gründe, warum „Biskopskniven“ so interessant bleibt. Ein weiterer sind die Drums, die so stoisch, aber präzise, scheppern und alles abriegeln, dass man meint schwerer atmen zu können. Um das auszugleichen, füllen BLESSINGS die Lücken mit teilweise ungewöhnlichen Instrumenten und Geräuschen auf. Sie wirken wie Hilfslichter und Orientierungen, die sagen wollen, dass doch alles gut wird. Auch die Stimmung von JOHAN G. WINTHERs Soloalbum „The Rupturing Sowle“ hat Spuren hinterlassen. In den richtig barschen Momenten erinnern BLESSINGS sogar an CODE ORANGE oder ähnlich kompromisslos wütende Truppen. Die Band zielt mitnichten auf das happy end ab und fährt so manche Komposition mit voller Absicht und zielgerichtet gegen die Wand. Dann öffnen sie pechschwarze Schlunde, in die wir uns noch noch ergeben absinken lassen können („Black Vestals“). Selbst hier verlassen sie sich nicht auf Standard und verstärken den Zugriff noch durch disharmonische Dichtheit, die sie quer über die walzenden Riffs legen.
Ungewöhnliches und starkes Album
Mit „Old Bones“ übertreffen sich BLESSINGS allerdings selbst, denn hier verschmelzen all ihre Stärken. Nachdem die Musiker in Formation schnurstracks, langsam aber unbeirrt bedrohlich, auf die Hörer*innen zukommen und diese einkesseln, öffnet sich plötzlich eine Art Büchse der Pandora, die uns mit andersartigen Klängen betört, komplett vereinnahmt und auch verwirrt. Passenderweise dreht sich das folgende „Allting är jättebra“ (dt. Alles ist ganz toll) um die Rückschau und Kapitulation auf und vor dem Leben. BLESSINGS scheinen zwar konventionelle Töne anzustimmen, holen aber nur zum nächsten kreativen Kniff aus. Der Song wandelt sich in einen bittersüßen Abgesang, in eine Art wavigen Trauermarsch mit hoher Anziehungskraft. Grandios! „Biskopskniven“ ist ein ungewöhnliches Album, von einer Band, die deutlich mehr Zuspruch verdient hat und abseits der Wege wandelt.
Dauer: 38:39
Label: Pelagic Records
VÖ: 21.05.2021
Tracklist „Biskopskniven“ von BLESSINGS
The Hound
Strings Of Red
A Belly Full Of Stones
The Whip Hand
Komskottsknallen
Iron Heel
Old Bones
Allting är jättebra
Black Vestals
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