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Buntspecht – Konstrukt 5 – Review

BUNTSPECHT zeigen uns mit „Konstrukt 5“, dass die Macht der Autosuggestion nicht zu unterschätzen ist. Wenn die Wiener Formation mit „Im Fluss“ reinschlendert, kommen sie uns nicht nur dank des glasklaren Sounds sehr nah, sondern überzeugen auch vom Fleck weg mit ihrem positiven Mantra. Erst muss man es selbst glauben, dann kann es Wirklichkeit werden. Umschlungen von Jazz, Bossa Nova, Indie und Pop gibt es stimmige Geschichten über das Leben, die das Herz anfassen, vitalisieren und angenehme Schauer auslösen.

Heute ist ein schöner Tag

Das Merkmal der Echtheit ist überstrapaziert, trifft aber auf Bands wie BUNTSPECHT noch in seiner ursprünglichen Aussage zu. „Konstrukt 5“ bewegt sich selbstbewusst abseits jeglicher erfolgsversprechender Pfade und glänzt in seiner Eigenständigkeit. Instrumente wie Cello, Trompete und Melodica werden in ihrer Aussagekraft schändlich unterschätzt, BUNTSPECHT setzen sie als bewusste Marker ein und provozieren damit dramatische und ergreifende Spitzen. Der Star des wehmutigen „So viel zu sehen“ ist allerdings die Orgel, die uns sinnbildlich in unterschiedliche Ebenen schiebt. „Erzähl mir eine Lüge, die ich glaub'“, singt Florentin Scheicher, bevor der Song ins Unendliche funkelt und sich beinahe abkoppelt. Der Instrumentalteil rührt unheimlich, obwohl er sich auf eine vage Aussage bezieht, an die aber alle anknüpfen können.

Zwischen intimer Erzählkunst und tiefgründiger Melancholie

Die Wiener Musikkultur ist schlichtweg anders, konzentriert sich viel mehr auf die Inszenierung, unterlässt aber künstliche, überbordende Gesten, die nichts zur Sache tun. Eine ureigene Mischung aus intimer Erzählkunst und tiefgründiger Melancholie, die anders kickt, das herrlich emotionale „Wenn du jetzt gehst“ steht stellvertretend dafür. BUNTSPECHT schaffen den Bruch einer Verbindung so fröhlich zu inszenieren, dass man selbst dem Abschied etwas Schönes abgewinnen kann. So wird aus dem Druck eine erlösende musikalische Befreiung.

Gerade hier wird deutlich, wie sehr BUNTSPECHT ihre Kompositionen mit Details bestücken, um sie zu sublimieren. Das Lied ist vollgepackt mit Details, in der Intonation, in der Lautstärke und in vermeintlich nichtigen Szenen. Gleiches gilt für „Party im Schnitzelhaus“, das sich auf den letzten Metern nochmals imposant aufbläst, wie ein radschlagender Pfau.

Universelle Geheimzutat: Herz

Wie schon eingangs angedeutet, ist „Konstrukt 5“ überragend produziert, die Musik füllt den kompletten Raum aus, setzt sich in jede noch so kleine Ritze und kann genau deshalb umfassend wirken. BUNTSPECHT zeigen mit „Konstrukt 5“, dass es nicht notwendig ist, seine Kunst an den Zeitgeist zu koppeln. Ganz gleich, ob in der abgelegensten Spelunke oder auf den größeren Bühnen – ihre Musik hat die universelle Geheimzutat, die überall zündet: Herz.

Dauer: 36:57
Label: Phat Penguin Records
VÖ: 14.03.2025

Tracklist „Konstrukt 5“ von BUNTSPECHT
So viel zu sehen
Verfolgungsjagd
Die Stadt in dir
My Oh My
Wenn du jetzt gehst
Party im Schnitzelhaus
Reprise
Sexy Fieber
Vom Kopf der Hut
Was hält dich hier

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