Itchy Ja als ob

Itchy – Ja als ob – Review

Aha, ITCHY singen jetzt also auf ihrem neuen, achten Album „Ja als ob“ deutsche Texte. Selten erschien mir etwas so logisch. Der Band ist es gelungen, ohne jegliche Abstriche ihren ganz eigenen Charme zu bewahren und sogar noch greifbarer zu werden. Selber machen, selber denken und vor allem positiv bleiben und Spaß haben. Die ITCHYs haben Bock auf die Straße, auf Konzerte und Musik. Die Schwächen auf’s Korn nehmen ist ihre bevorzugte Masche, Zeigefinger heben ist nicht so das Ding der drei Kerls.

Im offensiven Opener „Faust“ machen sie sich selbst frei, von Erwartungen und Zwängen. Einfach laufen lassen, denn die Planung funktioniert eh nur bis zu einem gewissen Punkt. Den Blick nicht auf Kommerz zu richten hat sich für die Band als richtiger Weg herausgestellt, 2001 noch als ITCHY POOPZKID gestartet, gehören die Stuttgarter Punker auf jeden Fall nicht mehr zu den Rookies. Die Herkunft aus dem Ländle, hört man besonders dem stark nach Hip Hop riechenden Songs „Ja als ob“ und der fein skatende Festivalode „Herzlich Willkommen“, das ist schon mehr als nur ein Hauch DIE FANTASTISCHEN VIER.

Mut zur Veränderung und zum Scheitern

Gerade in diesen Momenten wird deutlich, dass das Trio mühelos mit der eigenen Sprache jonglieren kann und sich durch den Sprachwechsel lediglich noch eine weitere kreative Ausdrucksmöglichkeit geschaffen hat. So wie die ITCHYs drauf sind, ist ein Folgealbum auf Klingonisch aber auch nicht ausgeschlossen. Wenn’s gefällt?! Mit „Ich wollte noch (feat. Sebastian Madsen)“ bekommen ITCHY Unterstützung von einem Viertel MADSEN, eine Band mit ähnlichem Ansatz. Ein schöner, aktivierender Song, der mit der Tatsache spielt, dass die komplette Weisheit in keinem Menschenleben zu erreichen ist. Also locker machen, Leute.

Positive Widerstand

Man tut ITCHY nicht unrecht, wenn man ihnen einen Hang zum Pop unterstellt. Nicht nur „Beyoncé & Jay Z“ ist ein richtiger Popowackler. Drei Minuten Sicherheit, ITCHY geben in diesem Song das Versprechen, dass hier mal keine negativen Meldungen (echte oder aufgepuschte) per Push erscheinen. Das später folgende „Auf dem Gewissen“ schlägt dann musikalisch in eine ähnliche Kerbe. Rein musikalisch könnte ein nach vorne gezockter Punkrocksong wie „Meine Fresse“ auch von internationalen Größen wie ANTI-FLAG und Co. stammen. Wie wichtig der positive Gegenpol in Zeiten des Hasses ist, unterstreichen ITCHY mit „Nicht weg“, ein Song über das Standhalten und die Verteidigung von guten Inhalten.

„Wer Hass sät, erntet Widerstand“, eine wichtige und richtige Line und eine gute Taktik, gegen das Wegschauen. Mit „Wo seid ihr denn alle“ stellen ITCHY die Frage nach den musikalischen Vorbildern. Alle tot, keine Helden mehr, an wem sollen wir uns orientieren. Eine Suggestivfrage, an uns selbst natürlich. Achtung, Kalenderspruch in 3,2,1… sei die Veränderung, die Du Dir wünscht. Mit „Ja als ob“ bringen ITCHY ausreichend inhaltliche Tiefe und vor allem die Bereitschaft zur Selbstreflexion mit. Der Festivalsommer 2020 kann kommen, mit diesem kurzweiligen Album im Rücken.

Dauer: 36:14
Label: Findaway Records
VÖ: 07.02.2020

Tracklist „Ja als ob“ von ITCHY
Faust
Ja als ob
Godzilla
Ich wollte noch (feat. Sebastian Madsen)
Beyoncé Jay Z
Herzlich Willkommen
Meine Fresse
Unser Lied
Gegen den Wind
Nicht weg
Pflastersteine
Auf dem Gewissen
Wo seid ihr denn alle

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