Lest die Review zu "Hate über alles" von KREATOR bei krachfink.de

Kreator – Hate über alles – Review

KREATOR aus Essen beweisen mit ihrem Album “Hate über alles”, dass es auch anders geht. Denn, ja, es gibt sie. Diese Bands, die schon ewig dabei sind, die man aus Prinzip gut findet und von denen man alles anerkennend nickend durchwinkt, ohne wirklich begeistert zu werden. Die Thrash-Metal-Veteranen aus dem Pott bedienen einerseits viele Klischees, die man von den ihnen und den anderen drei der Teutonic Four (DESTRUCTION, TANKARD und SODOM) gewöhnt ist.

Keine Spur tragisch, denn immerhin haben sie diesen Sound geprägt und repräsentieren deutschen Metal damit seit Jahrzehnten mehr als vorbildlich ins Ausland. Was “Hate über alles” aber wirklich bemerkenswert macht, ist die Tatsache, dass Mille und seine Kollegen sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Stattdessen halten sie Augen und Ohren offen, im Hinblick auf unsere Gesellschaft und musikalische Strömungen. Dementsprechend lehnt man sich nicht so wahnsinnig weit aus dem Fenster, wenn man behauptet, dass KREATOR eines der besten Metalalben 2022 veröffentlicht haben.

Wer, wenn nicht wir?

Um jetzt mal nicht sofort vorhersehbar mit Milles ins Ohr springender Topleistung einzusteigen: Gründungsmitglied und Schlagzeuger Ventor macht einen starken Job und knüppelt sich akzentuiert, trickreich und vor allem brutal durch “Hate über alles”. In Kombination mit den doppelläufigen Gitarren, ultrascharfen Riffsägen, stahlharten Gitarrenwänden, einer unbezwingbaren Bass-Basis und dem abwechslungsreichen und atmosphärischen Songwriting, geht auf KREATORs neuem Album wirklich nichts schief. “Hate über alles” ist kein irrelevantes Spätwerk, das zwei (oder mit viel Wohlwollen drei) gute Songs für das Liveset abwirft.

Es ist viel eher ein Album, das einmal komplett am Stück gezockt eine hervorragende Setlist für einen grandiosen Abend bieten würde. Statt wie noch bei “Hordes Of Chaos” ein everyone against everyone zu skizzieren, beziehen KREATOR in “Crush The Tyrants” Stellung und zwar wir gegen die. Fun fact, dass die Band 1982 genau unter dem Banner TYRANT gestartet ist.

Dieser Aufruf zum Aufbegehren stellt jetzt 2022 exemplarisch für modernes Songwriting, das sich nicht zu weit von den Metalwurzeln entfernt und trotzdem frisch und vor allem nachdrücklich klingt. Und auch das herrlich nach vorne ziehende “Become Immortal” versucht sich an einer gewissen spirituellen Endstufe, die die Resilienz erhöht und gesundes Selbstbewusstsein herausfordert.

KREATOR 2022, Foto von Christoph Voy

Die Dunkelheit entfesselt die stärkste Kraft

Wenn KREATOR sich dann DRANGSAL in dem konkret an die Menschheit gerichtete “Conquer And Destroy” und SOFIA PORTANET für “Midnight Sun” ins Boot holen, dann ist das kein reflexartiges Anbiedern an gesellschaftlich aktuelle Diskurse. Es sind die berühmten Taten, die den Worten folgen und der Ausdruck einem jahrzehntelangen Gerademachen.

Von jeher äußert sich Mille unmissverständlich im Hinblick auf Homophobie, Fanatismus und kapitalistische Machtstrukturen. Kulturpessimismus war noch nie sein Ding, nur schlau schwätzen aber auch nicht. Und es sind vermeintliche linguistische Kleinigkeiten, die man auch in den Texten registrieren sollte.

Das dichte “Strongest Of The Strong” ballert zwar mit Doublebass, lockert sich aber selbst immer wieder mit Stakkato auf. In solchen Momenten landen KREATOR wirklich punktgenau zwischen auf der Linie, mit dem Besten aus beiden Welten. “Hate über alles” klingt also mitnichten satt, auch nicht wie man sich ein Studioalbum Nummer 15 vorstellt und nicht wie im lethargisch geprägten Zeitraum einer Pandemie entstanden. KREATOR triefen vor Tatendrang und Ideen, scheinen standhaft wie nie. Womit mal wieder die Theorie bestätigt wäre, dass die stärkste Kraft sich in dunklen Zeiten entfesselt.

Dauer: 46:21
Label: Nuclear Blast
VÖ: 10.06.2022

Tracklist “Hate über alles” von KREATOR
Sergio Corbucci Is Dead
Hate über Alles
Killer of Jesus
Crush the Tyrants
Strongest of the Strong
Become Immortal
Conquer and Destroy
Midnight Sun
Demonic Future
Pride Comes Before the Fall
Dying Planet

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