Machine Head – Øf Kingdøm And Crøwn – Review
Autsch, das wäre beinahe böse ausgegangen mit MACHINE HEAD. Nach einigen, tiefgreifenden Einschnitten ins Line-up, stand Robb Flynn plötzlich beinahe alleine da. Nun, mit Wacław Kiełtyka (DECAPITATED, VADER, LUX OCCULTA) an der Gitarre und Matt Alston (SANCTORUM) am Schlagzeug, hat er die Mannschaft qualitativ komplettiert. Und mit „Øf Kingdøm And Crøwn“ liegt nun auch endlich wieder ein Album vor, das sich auf die Stärken der legendären Groove-Thrashband besinnt. Eine davon ist einfach das Talent, lange Songs, die stetig anschwellen, auch mal alles zerballern, aber auf jeden Fall nicht nach dem üblichen Schema funktionieren, zu schreiben.
Repeat statt Stopp
Und dementsprechend wird ein über zehn Minuten ausgedehnter Einstieg mit „Slaughter The Martyr“ nicht nur gerne genommen, sondern macht auch Bock auf das, was da noch kommt. Muss man leider so armselig auf den Punkt bringen, denn beim letzten Album wurde stattdessen der Finger magisch vom Stopp-Knopf angezogen. Ein weiterer Pluspunkt ist die Wucht, mit der MACHINE HEAD Songs antreiben können, wie sie sie ohne Vorwarnung detonieren lassen, doppelläufig mit den Gitarren nach vorne jagen und den Mob dynamisch zum Pitkampf zwingen. Lange Rede, kurzer Sinn: Mit „Øf Kingdøm And Crøwn“ katapultieren MACHINE HEAD sich wieder nach oben.
Schwäche in Stärke umwandeln
Der Albumtitel „Øf Kingdøm And Crøwn“ zieht sich auch inhaltlich durch. Keine Macht für Niemanden, ein deutliches Spucken auf die Unterdrückung, Kapitalismus, über persönliche Verluste, falsche Privilegien und ein klarer Aufruf zur Gegenwehr und zum Bündnis. Dafür nutzt Flynn die üblichen Bilder des Genres. Feuerstürmen, die es zu entfachen gilt und Wörter, die wie Pfeile präzise verletzen. Einen guten Job macht sicherlich Alston, der die unterschiedlichen Verläufe der Songs kreativ bereichert. Allerdings klingen die Drums streckenweise etwas zu clean und manchmal auch knatterig.
Die Produktion schwankt generell. Manches wird nämlich auffallend schön abgebildet, beispielweise die warmen Chöre oder melodischen Passagen in „My Hands Are Empty“, anderes wieder deutlich zu künstlich. Und man darf Robb Flynn doch wohl so erfahren einschätzen, dass ihm für „Don’t believe that all is lost, kill this mental holocaust“ noch ein anderer, passenderer Vergleich eingefallen wäre.
Jetzt oder nie
An einigen Stellen schimmern auch ganz offensichtlich Zitate aus anderen Songs der Neunziger und Nullerjahre durch. Und zwar nicht von anderen Bands, sondern in erster Linie von MACHINE HEAD selbst. Mit der Wuchtbrumme „Røtten“ bemüht die Band einfach ihre eigenen Vorlage. Sei’s drum, denn es funktioniert. Generell beklatscht man bei „Øf Kingdøm And Crøwn“ eigentlich in erster Linie den Mut für den Schritt nach hinten und das Besinnen auf die Dinge, die man kann.
Und eben auch das Geschick, die sich immer wieder selbst ausbremsende Halb-Ballade „Unhalløwed“ eben nicht vor Pathos triefen, sondern aufrichtig emotional klingen zu lassen. Gerade da meinen es viele Bands heutzutage echt zu gut, sodass man das Gefühl hat, zwischen Schlager- und Metalradio zu skippen.
Meckern auf frech hohem Niveau
Natürlich gibt es also auch etwas zu meckern auf „Øf Kingdøm and Crøwn“ von MACHINE HEAD. Das sind allerdings nur Details, wie die gleich in Auge springenden, unsäglich unnötigen, ø und Ø. Was soll das, wem hilft das, wer will das? Verglichen mit diesem hochkarätigen Songwriting und der atmosphärisch stimmigen Anordnung, sind das luxuriöse Kritikpunkte.
Am Ende steht also ein fettes Uff. Es ist gerade nochmal gutgegangen, denn ich würde wirklich gerne weiterhin auf Konzerte von MACHINE HEAD gehen können, die zweifelsohne zum Besten gehören, was die Metalwelt live zu bieten hat. Mit dem neuen Album „Øf Kingdøm and Crøwn“ kommen einige frische Songs auf die Setlist, die wirklich überzeugen können und nicht nur zur Verwaltung des Erbes geschrieben wurden.
Dauer: 59:30
Label: Nuclear Blast / Believe
VÖ: 26.08.2022
Tracklist „Øf Kingdøm and Crøwn“ von MACHINE HEAD
Slaughter the Martyr
Chøke øn the Ashes øf Yøur Hate
Becøme the Firestørm
Øverdøse
My Hands Are Empty
Unhalløwed
Assimilate
Kill Thy Enemies
Nø Gøds, Nø Masters
Bløødshøt
Røtten
Terminus
Arrøws in Wørds Frøm the Sky
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