Mastergrief – Fey – Review
Es ist waghalsig, das erste Album „Fey“ von MASTERGRIEF aus Basel – super Bandname übrigens – als meditativ zu beschreiben. Einerseits stimmt es vollkommen, denn der sanft nach vorne gleitende Post-Rock-Shoegaze-Sound und der beruhigende Gesang von Joachim Setliks (mit isländischem Einschlag), sorgen für Entspannung.
Aber leider denkt man bei diesem Adjektiv häufig an gehauchte Meditationskommandos wie „mach dich leicht und gleichzeitig schwer“. MASTERGRIEF verlangen eigentlich wenig von den Hörerinnen und Hörern, der Sound spricht für sich und überfordert weder mit Slogans, noch mit aufdringlichen Momenten, die sich ewig festbeißen. „Fey“ fühlt sich so einfach an, wie im Sommer auf der Luftmatratze über den See zu treiben. Können alle und mögen doch auch irgendwie alle, oder?
Federleichte Traurigkeit
MASTERGRIEF sind grundsätzlich schwermütig, aber trotzdem erzeugen die sieben Songs eine angenehme Leichtigkeit und belasten die Zuhörenden nicht. Besonders der extrem akzentuierte Sound ist dafür verantwortlich und bringt den Post-Rock perfekt zur Geltung. Jeder Hall, jedes Taktkreuz, jedes Brummen, jeder einzelne Tastenanschlag von Matthias Gussets und jede noch so nichtig wirkende Nuance, scheinen passgenau dort platziert zu sein, wo sie hingehören.
Und zwar ohne, dass die Platte irgendwie mühsam konstruiert wirkt. „Slipper“ oder „My Own“ sind gute Beispiele dafür, wie treffsicher MASTERGRIEF ihre Kompositionen abwiegen. Fey hat mehrere Deutungsmöglichkeiten: Entrückt, wundersam oder auch todgeweiht. Alle passen zu diesem Album.
Songs, die nachwirken
Beinahe jeder Song von MASTERGRIEFs „Fey“ bleibt noch einige Sekunden im Raum hängen, hinterlässt Spuren. „Gooey“ glänzt mit seinem inhaltlich und musikalisch berührenden Refrain, der Song schwillt zu einem kleinen Drama mit E-Gitarren und einer Art himmlischem Chor an. „Asterion“ hält beinahe die Zeit an, der Song wickelt sich sich wie eine warme Decke um uns und wiegt uns beruhigend im Takt. In solchen Momenten sind MASTERGRIEF auf magische Weise konventionell und irritierend zugleich. Keine Ahnung, wie die Band ihre Musik live in Szene setzt.
Ich wäre dazu bereit, mich weich auf den Boden zu legen und einer oben an der Decke ablaufenden Videoshow zu folgen. Mit Sicherheit können Musikerinnen und Musiker hier mit zahlreichen Fachbegriffen um sich werfen und die Kompositionen fachlich sezieren und auf ihre Großartigkeit analysieren. Für die meisten ist aber interessant, ob man etwas fühlt und das ist bei „Fey“ von MASTERGRIEF der Fall!
Dauer: 35:00
Label: Radicalis Music
VÖ: 15.04.2022
Tracklist „Fey“ von MASTERGRIEF
Please
Slipper
Gooey
My Own
Duo
Fey
Asterion
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