Paul Sexton – CHARLIE’S GOOD TONIGHT: Die autorisierte Biographie von Charlie Watts – Review
Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen… die Biografie „Charlie’s good tonight. Sein Leben und die Zeit mit den Rolling Stones“ von Paul Sexton ist eine wundervolle Erinnerung an Charlie Watts. Manche Menschen scheinen dazu geboren zu sein, Stars zu werden. Was sie zu Stars macht, ist nicht unbedingt eine starke Hybris, Talent oder besonders viel Geld. Es ist meisten eher die Art und Weise, wie sie mit dem umgehen, was ihnen zur Verfügung steht und mit dem, was dann, verbunden mit dem Erfolg, auf sie einprasselt.
Der Brite Charlie Watts wächst einem im Laufe der Lektüre richtig ans Herz, man wünscht sich, ihn kennengelernt und einmal seine besondere Aura erfahren zu haben. Eigentlich vorrangig als großer Jazz-Fan bekannt, dabei liebte er unter anderem auch Reggae, war er erst unsicher, ob er sich der „Pausenband“ THE ROLLING STONES tatsächlich anschließen sollte. Er blieb letztendlich fast sechs Jahrzehnte (!), bevor er 2019 mit 80 Jahren starb.
Fast 60 Jahre in der „Pausenband“
Für sein Buch „Charlie’s good tonight. Sein Leben und die Zeit mit den Rolling Stones“ gewährte man dem Autor und Journalisten Paul Sexton Zugang zum direkten Umfeld von Charlie Watts. Über die letzten dreißig Jahre interviewte er ihn und seine Bandkollegen mehrfach, dementsprechend interessant ist die Biografie auch. Als Charlie Watts starb, ging ein Foto von ihm um die Welt. Es zeigt ihn als Kleinkind mit seinen Eltern, äußerst stilsicher gekleidet. Ein Merkmal, das er sich bis zuletzt bewahrte. Charlie Watts hatte in vielerlei Hinsicht so gar nichts vom typischen Rockstar. Er selbst prognostizierte THE ROLLING STONES keine lange Karriere und war nur auf der Suche nach einem festen Job.
Sein Spiel war ungewöhnlich, er selbst verkaufte sein Können deutlich unter Wert. Den Beat für „Street Fighting Man“ entwickelte er mit Spielzeugdrums auf einem Hotelzimmer und die Verzweiflung eines Musikers, der den Einstieg von „Honky Tonk Women“ löst er damit auf, in dem er zugab, einfach nur selbst falsch eingestiegen zu sein.
Alles erlebt
Abgesehen von seinem imposanten Kleidungsstil, seiner schrullig-pedantischen Art und seiner ausgeprägten Sammelleidenschaft – er sammelte Autos, ohne jemals einen Führerschein besessen zu haben – hatte Charlie Watts auch einen sehr ungewöhnlichen, geistreichen und schwarzen Humor. Seine eigenen schwärzesten – und wahrscheinlich unlustigsten – Jahre dürften wohl die gewesen sein, als er in seinen Vierzigern plötzlich eine Drogensucht entwickelte und auslebte.
Diesen Lebensabschnitt reißt „Charlie’s good tonight. Sein Leben und die Zeit mit den Rolling Stones“ von Paul Sexton lediglich an, ganz uninteressant ist das natürlich nicht. Seine eigene Tochter vergleicht ihn und seine Frau Shirley sogar mit Ozzy und Sharon Osbourne. Als die Erfolge mit der MTV-Serie feierten, sah Seraphine Watts kaum Unterschiede, zwischen deren und dem Leben ihrer Eltern. Nach einigen Jahren in Frankreich, wohnte die Familie auf einen großzügigen Landsitz. Shirley züchtete Pferde und Charlie fand selbst, dass er eigentlich aus dem vorherigen Jahrhundert gefallen war und seine Art zu wohnen und dort zu leben, nicht wirklich in die heutige Zeit passte.
Für Fans der Band ein Muss
„Charlie’s good tonight. Sein Leben und die Zeit mit den Rolling Stones“ von Paul Sexton ist ein flüssig zu lesendes und sehr kleinteilig zusammengetragenes Buch, das aber lediglich mit 384 Seiten auskommt. Wenn man bedenkt, dass das Buch noch zahlreiche Fotografien enthält und 80 Jahre zusammenfasst, dann weiß man, dass man eigentlich doch verhältnismäßig wenig weiß, über den legendären Schlagzeuger Charlie Watts. Es liegt wahrscheinlich auch daran, dass er eine geradlinige Persönlichkeit gewesen zu sein scheint. Jemand, dem Struktur wichtig war und der dementsprechend nicht so viele Eskapaden in seinem Leben hatte.
Abgesehen von Charlies Geschichte, ist „Charlie’s good tonight. Sein Leben mit und die Zeit mit den Rolling Stones“ von Paul Sexton ein Muss für Fans der THE ROLLING STONES. Man erfährt nämlich sehr viele Details über das Songwriting, geschäftliche Entscheidungen und die Chemie innerhalb der Band.
Seiten: 384
Verlag: Ullstein Verlag
ISBN-10: 3864932475
ISBN-13: 978-3864932472
VÖ: 24.11.2022
Bücher, die Dich interessieren könnten:
Greg Graffin – Punk Paradoxon
Susann Pásztor – GENESIS oder Warum das Lamm am Broadway liegen blieb
Thomas Melle über BEASTIE BOYS
Paul Bokowski – Schlesenburg
Azzurro – Eric Pfeil
Anja Rützel über TAKE THAT
Michael Mittermeier – Nur noch eine Folge!: Fernsehen von A bis Zapped
Sophie Passmann über FRANK OCEAN
Thees Uhlmann über DIE TOTEN HOSEN
Tino Hanekamp über NICK CAVE
Klaus Modick über LEONARD COHEN
Frank Goosen über THE BEATLES
Linus Giese – Ich bin Linus: Wie ich der Mann wurde, der ich schon immer war
Chilly Gonzales über ENYA
Lady Bitch Ray über MADONNA
Markus Kavka über DEPECHE MODE
Antonia Baum über EMINEM
Sophie Passmann – Komplett Gänsehaut