Raised Fist Anthems Cover

Raised Fist – Anthems – Review

„Anthems“ lautet der selbstbewusste Titel des siebten Albums der Hardcore-Band RAISED FIST aus Göteborg. Die Band selbst stellt vorab in Aussicht, nicht weniger als ein Meisterwerk geschaffen zu haben. Hört, hört. Aber die Schweden von RAISED FIST blicken immerhin auf 26 Jahre Bandgeschichte zurück und haben sich in der Szene einen hohen Stellenwert erarbeitet. Da darf man sich auch mal vermeintlich preiswerte Reime wie „We are RAISED FIST and this is how it is“ im Song „Murder“ erlauben. Die selbst erteilten Vorschusslorbeeren seien RAISED FIST gegönnt, denn „Anthems“ präsentiert die fünf Musiker tatsächlich in Höchstform.

Raised Fist Bandfoto 2019
Raised Fist, 2019

Punk(t)landung ohne Ballast

Mit „Venemous“ tänzeln RAISED FIST leichtfüßig in das Album, schaukeln sich immer weiter hoch. Die typischen Pausen, in denen der Sänger sich nur mit den Drums zufriedengibt, vermitteln sofort ein Gefühl von Vertrautheit. „Seventh“ und „Anthem“ reichen dem Hörer die Hand, die Liveabfahrten sind gelegt und müssen beim nächsten Konzert einfach nur gemeinsam genommen werden. Das funkig angehauchte „Into This World“ sorgt eher für Popowackeln statt Pitparty und somit für eine schöne Abwechslung mit Ohrwurmcharme. Der etwas spirituelle und wehmütige Text, ist allerdings gewöhnungsbedürftig. Ansonsten sind alle Texte auf Verbundenheit der (teilweise selbst ernannten) Außenseiter und Motivation ausgelegt.

Sänger Alle und Bassist Josse sind beide von Anfang an mit dabei und Beständigkeit im Line-up macht sich nicht bei allen Bands immer positiv bemerkbar. RAISED FIST treten den lebenden Gegenbeweis an. Die Band klingt agil und wendig wie lange nicht mehr, auch wenn der Bass (außer bei „Oblivious“) wieder zu wenig Druck abbekommen hat. Der schimpfende, heisere Wellensittichgesang von Sänger Alexander „Alle“ Hagman ist und bleibt Geschmackssache. Auf „Anthems“ spielt er mehrere Variationen davon aus. Ihren alten Trick – riffige Flächen auf einem stabilen Rhythmusgitter auslegen, auf denen Drums und Gesang dann nach Lust und Laune quer und arschtretend springen dürfen – beherrschen RAISED FIST aus dem Effeff. Songs wie das schön drehende „Shadows“ sind einfach stabiler Standard der Schweden und hätte auf jedem ihrer bisherigen Alben Platz gefunden.

Wer kann, der kann

Mit dem abschließenden „Unsinkable II“ nehmen RAISED FIST direkt Bezug auf das Vorgängeralbum „From The North“ und haben ganze musikalische Parts aus dem Refrain in den Nachfolger adaptiert. Der Nachfolger wurde allerdings deutlich zurückhaltender, aber genauso emotional, instrumentiert. Schön, dass die Band genau an meinem persönlichen Liebling vom letzten Album weitergewerkelt hat. Was jetzt beim neuen Album „Anthems“ noch on top kommt, sind mehr hymnische Momente, das schnellere Erreichen des Songkerns und somit weniger (ineffektive) Wiederholungen.

Das kann sicher dem ein oder anderen Hörer auch zu schnurgerade sein. Produziert wurde das Album von Roberto Laghi und Jakob Herrmann in den Top Floor Studios in Göteborg. Etwas mehr Punch hätte dem Album gutgetan, allerdings klingen alle RAISED FIST-Alben für mich zu scheppernd, sodass man davon ausgehen kann, dass die Band genau diesen Sound möchte. Also ich putte meine fist in the sky, weil ich love it („Anthem“).

Tracklist “Anthems” von RAISED FIST
Venomous
Seventh
Anthem
Murder
Into This World
Shadows
Oblivious
Polarized
We Are Here
Unsinkable II

Dauer: 29:22
Label: Epitaph
VÖ: 15.11.2019

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