Statues – Black Arcs Rising – Review
Eigentlich bedeutet das dritte Album für eine Band meistens, dass sie ihren Sound maßgeblich definiert. Bei den Schweden von STATUES und ihrem dritten Album „Black Arcs Rising“ gestaltet sich das etwas anders. Ihre Musik ist von jeher stark an ihren Vorbildern orientiert, dabei aber so ehrlich direkt aus dem Bauch gespielt, dass man hier auf keinen Fall von Zitaten oder einer Kopie sprechen kann. Das ist es einfach, was die Drei fühlen, was sie brauchen, um von ihrem Alltag abschalten und Endorphine freisetzen zu können. Ihre locker und unverkopfte Herangehensweise überträgt sich schnell und man spürt, dass das etwas ganz Besonderes von Innen heraus geschürft wurde.
Auf einen Rutsch
Die Platte „Black Arcs Rising“ von STATUES klingt, als sei sie auf einen Rutsch durchgespielt worden. Man kann sogar, wenn man penibel hinhört, um Sekunden verschobene Einsätze hören. Das macht es noch organischer und noch echter. Wenn in „Sardonic Grin“ urplötzlich ein einziger Klavierton gehämmert wird, mag das banal erscheinen, ist aber entscheidend. Eine Band wie STATUES interessiert sich null für das Vorgehen von Streaming, Verkäufe oder den großen Durchbruch. Da ich die Band seit ihrem Debüt beobachte und bereits zwei Mal interviewen durfte, behaupte ich das an der Stelle mal.
Trotzdem steigen sich in viele Songs einfach so ein, stehen ohne Vorwarnung im Zentrum und fragen nicht, ob jetzt alle schon bereit sind. Manche Refrains zelebrieren sie inflationär, in anderen Songs verlassen sie sich nur auf eine Melodie als Anker, die noch nicht mal groß in Szene gesetzt wird. Kurzum: STATUES komponieren fernab von der kommerziellen Erwartungshaltungen und setzen auch gerne mal einfach eine Idee um, ohne lange auf ihr herumzukauen („Phantasm“). Fans von HÜSKER DÜ sind hier also auf jeden Fall im Boot.
Es geht um die Musik
Es geht um die Musik, nicht um die Individuen, die sie machen. Das ist eine unausgesprochene Regel von STATUES, die wohl auf „Black Arcs Rising“ so stark zum Tragen kommen, wie nie bisher. Wahrscheinlich ist es das Geheimnis der Platte, dass die Emotionen uns zuerst erreichen. Denn STATUES sind mitnichten banal, wenn es um ihre Inhalte geht. Dazu bald mehr im Interview, das mit der Band natürlich wieder ansteht. Schon der Albumtitel „Black Arcs Rising“ deuten an, dass STATUES sich nicht von buntem Idyll und guter Laune umgeben fühlen, sondern merken, dass da mehr als dunkle Wolken aufziehen. Dass sie das nicht einfach als gegeben annehmen möchten, zeigen sie dann, wenn sie etwas schneller und angriffslustiger werden („Hiding In A Hole“). Christian Ramirez hat STATUES nicht nur wieder bei Aufnahme unterstützt, er spielt auch zusätzlich Gitarren auf einigen Songs.
Ungeschliffen, Kratzgefahr
Musikalische Eruptionen und Verdichtung, die dem Album gut stehen, ebenso wie die Gastvocals von Per Stålberg (u.a. PABLO MATISSE, THE SMOKE) bei agilen „Dead Of Summer“, das den Untergang gut gelaunt zelebriert. Jetzt erst recht. Die Kerls aus Umeå werden uns mit „Black Arcs Rising“ mit Sicherheit länger im Ohr bleiben, weil das musikalische fest gegen jede nahende Dystopie stemmende Werk noch ungeschliffener ist, als es die beiden Vorgänger eh schon waren.
Dauer: 32:43
Label: Lövely Records
VÖ: 05.05.2023
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